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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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zurück.
     
    Selbstvertrauen half ihr allerdings am zweiten Tag nach der Trennung von der Gruppe überhaupt nichts mehr. Gerade gingen sie einen breiten Querstamm entlang und alles schien gut, als vor ihnen Gegenverkehr auftauchte. Eine gerade kniehohe Echse, auf hohen abgewinkelten Beinen kam ihnen vollkommen arglos entgegengewatschelt. Es handelte sich um einen Waran. Bernd trat einen Schritt beiseite und das Tier ging an ihm vorüber, ohne irgendein Interesse an ihm erkennen zu lassen. Mira tat es Bernd gleich und das beständig züngelnde Wesen schien sie zunächst genauso zu ignorieren. Dann war von einem Augenblick auf den anderen die Hölle los gewesen. Vollkommen übergangslos biss das Tier zu und erwischte Kleinen- und Ringfinger von Miras linker Hand. Die überrumpelte Mira konnte nicht einmal schreien. Die Echse gab sich nicht mit dem Bissen zufrieden, sondern begann gleich auch noch Miras Beine mit Zähnen und Klauen zu attackieren. Mira hatte keinen Platz zum Ausweichen. Sie war erschreckend hilflos ob dieses Überraschungsangriffs. Dann kam Bernd angerannt und prügelte auf den Waran ein, der sich daraufhin sogleich trollte.
    Sie unternahmen sofort alles, die nach fauligem Aas stinkenden Wunden mit abgekochtem Wasser zu reinigen. Doch schien das nur an den fehlenden Fingern zu helfen, wo die starke Blutung schon den meisten Dreck weggespült hatte. Die Beinverletzungen dagegen, die verhältnismäßig harmlos ausgesehen hatten, stanken mit der Zeit nicht weniger, sondern mehr. Außerdem wuchsen die Wunden nicht zu, sondern wurden langsam breiter.
     
    Eine Stunde nach den Bissen, Bernd musste Mira bereits tragen und überlegte fieberhaft ob man die infizierten Stellen vielleicht ausbrennen oder mit der Säure irgendeiner Zitrusfrucht veröden könne, wurden sie von einer Patrouille aus der nahen Stadt Lianta Sintall aufgegriffen. Bernd wehrte sich mit seinen Judokenntnissen sehr effektiv, musste allerdings bald aufgeben, da seine Gegner schwer bewaffnet waren. Da er bewiesen hatte, dass er eine unbekannte Methode des waffenlosen Kampfes beherrschte, betrachtete man ihn fortan als geeigneten Rekruten.
    Er wurde zwar gefesselt in die Stadt gebracht, doch die Gefangenschaft währte nicht lange. Seine nützlichen Kampffähigkeiten ließen ihn rasch Karriere in der Armee machen.
     
    Gerade jetzt kam Bernd vom Kasernenhof, wo er eine eigene Spezialeinheit ausbildete. Er war mächtig stolz auf seine Erfolge. Es schmeichelte ihm besonders, dass man ihm als Exoten Zutritt zu den höchsten Kreisen der Gesellschaft gewährte. Er verkehrte mit Leuten, die man auf der Erde als Barone oder sogar als Grafen bezeichnet hätte und lernte ihre besondere Sprache. Für den Umgang mit den gemeinen Soldaten musste er sich natürlich auch mit dem gewöhnlichen Cion abgeben.
    Jetzt war er unterwegs, um Mira einen Besuch abzustatten und ihr etwas besonders leckeres zu Essen und dazu noch ein hübsches Halstuch zu bringen. Ich weiß wirklich nicht, warum ich das überhaupt mache. Schließlich kann ich nichts dazu, dass sie nur eine Sklavin geworden ist. Hätte ich mich nicht für sie eingesetzt, hätte man sie gleich getötet. Schließlich ist sie in ihrem Zustand hier niemandem nützlich. Wenigstens versucht sie nichtmehr mir einzureden, dass es meine Pflicht wäre, sie zu befreien. Ich habe eine wichtige Aufgabe in der Armee, da kann ich nicht mit ihr davonlaufen! Als ob sie überhaupt laufen könnte.
     
    *
    Bernd war wiedereinmal bei Mira gewesen, und sie schwor sich erneut, ihn irgendwann hinterrücks zu erdolchen oder zu vergiften. Sie hasste diesen Menschen mehr noch als ihre Herren. Als man sie damals in die Stadt schleppte, da hatte er die Verantwortlichen überzeugt, sie am Leben zu lassen. Allerdings wäre der Lohn des Arztes, um ihre Beine zu retten, zu hoch gewesen. Daher ließ man kurzerhand beide Gliedmaßen amputieren und verkaufte Mira zu einem Spottpreis weiter. Sie hatte schnell gelernt, dass jede Form von Auflehnung hier vollkommen zwecklos war. Für Ungehorsam gab es die Peitsche. Selbst wenn sie einfach nur still vor sich hin weinte, wurde sie geschlagen. Schließlich sei sie ja zu nichts nutze, und da sollte sie zumindest den Herren und Damen Cirien nicht die Stimmung verderben, wurde ihr eingebläut.
    Zunächst wurde sie nach ihrer Genesung als eine Art Kuriosität ins herrschaftliche Kinderzimmer gesetzt. Bald fand sich durch Zufall eine andere Verwendung für sie. Die Kinder hatten Papier und sündhaft

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