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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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teure bunte Farben zur Verfügung. Mira, die gar nicht viel mehr tun konnte, nutzte die Gelegenheit, auch selbst immer wieder etwas zu malen. Sie hatte zumindest ein wenig Talent und versuchte sich daran, vollwertige Gemälde zu kreieren, und pinnte sie zusammen mit den Kinderzeichnungen an die Wände. Damit machte sie ein viel größeres Fass auf, als sie je vermutet hätte. Auf H´Veredy gab es nämlich bisher, so unwahrscheinlich das für uns klingen mag, noch keine Gemälde zum aufhängen. Hier wurden ganze Wände bemalt oder auch Möbel aber ein rechteckiges Gemälde anzufertigen, um damit eine ansonsten schlichte Wand zu verschönern, das gab es noch nicht. Miras Herren, witterten eine Möglichkeit, Profit zu machen. Sie ließen die ansonsten nutzlose Sklavin von Künstlern ausbilden, ohne dabei die Sache mit den Bildern auf Papier preiszugeben. In der Ausbildung durfte Mira nur auf feste Objekte malen.
     
    Mittlerweile war sie richtig gut geworden, und die allerersten der ´beweglichen Bilder´ waren ein Verkaufserfolg. Für Mira war das insofern ein Trost, dass sie dadurch nicht länger als wertlos galt. Man behandelte sie zwar nicht gleich wie einen richtigen Menschen, doch immerhin schwebte nicht länger die Gefahr über ihr, dass man sie einfach irgendwann als Abfall ansehen und nicht aus Hass oder wegen irgendeiner Verfehlung, sondern nur, weil sie keinen Nutzen mehr hatte, tötete.
    Mira verabscheute ihre Herren. Doch wenigstens waren diese Leute so groß geworden und hatten keine rechte Chance gehabt zu verstehen, dass Sklaven und Untertanen keine Objekte waren. Wenn sie manchmal Freundlichkeit oder Nachsicht zeigten, war das schon eine besondere Leistung für ihre Verhältnisse. Aber Bernd war ein ganz anderer Fall. Er hätte verstehen müssen, wie krank eine solche Gesellschaft war und die Adeligen genauso hassen müssen wie Mira. Stattdessen fing er an, diese Leute zu verehren als seien sie eine andere, eine bessere Art Mensch, - nur weil sie ihn Krieg spielen ließen.
    Als Bernd sie das erste Mal aufgespürt hatte, da war er noch voller Mitleid gewesen. Doch ihr Anliegen, sie zu befreien, stieß bei ihm auf taube Ohren. Wie konnte sie so etwas von ihm erwarten, wo er doch gerade vor einer Beförderung stand? Damals konnte sie sich nicht beherrschen und hatte die Kinderspielsachen und das Essensgeschenk, das er ihr mitgebracht hatte, nach ihm geworfen. Später war sie dafür geschlagen worden. Bernd kam trotzdem wieder und brachte jedes Mal neue Geschenke mit. Offensichtlich gelang es ihm dadurch, sein Gewissen zum Schweigen zu bringen. Mira hörte sich seine Geschichten, in denen er als strahlender Held auftrat, jetzt einfach ruhig an. Sie sagte ihm nur noch zum Abschied auf Deutsch und in gelassenem Tonfall, wie sehr sie seine Anbiederei an die Herrschenden und seine Heuchelei verachte. Die Geschenke nutzte sie dann, um sie bei anderen Hausangestellten und Sklaven gegen Gefälligkeiten einzutauschen, auf die sie wegen ihrer Behinderung angewiesen war.
    Manche dieser Leute waren sowieso schon ausgesprochen nett und hilfsbereit. Mira fand durchaus auch Freunde, mit denen sie letztlich viel mehr zu tun hatte, als mit Bernd oder dem adeligen Abschaum, der sich als ihre Herren bezeichnete. Sie musste und konnte auch keine harten körperlichen Arbeiten verrichten. So fand sie sogar ein wenig Glück in ihrem Dasein. Jedoch, wenn Bernd, wie jetzt, wieder gekommen war und tat, als sei es unglaublich wohltätig ihr, sowie ihn das Gewissen plagte, irgendetwas ´Hübsches´ vorbeizubringen, überfiel sie regelmäßig die Verzweiflung. Dann dachte sie nur noch: Die gelbe und die weiße Grundfarbe sind tödlich giftig. Wehe euch allen, wenn ich jemals die Gelegenheit bekomme, sie Bernd und meinen Herren ins Essen zu rühren. Ihr Unmenschen würdet keine Gelegenheit bekommen, mich zu bestrafen, ganz bestimmt nicht. Die zweite Hälfte der Tube wäre für mich selbst.
     
    *
    Verena hatte sich sehr auf ihren Ausflug in die nahe Stadt H´Cissar gefreut. Die Eindrücke hatten sie dann, als es endlich so weit war, regelrecht erschlagen. Sie sah sich außerstande, sich auf das ganze städtische Treiben einzulassen. Das Gedränge einer Stadt war für sie als solches zu einer fremdartigen, unverständlichen und verwirrenden Angelegenheit geworden. Sie war daher kaum in der Lage, die vielen Unterschiede zu ihrer Heimatwelt aufzunehmen. Von alledem war sie sogar noch mitgenommener als Barwarin, der den größten Teil

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