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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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der Diagnostik fast vollständig, dafür wurde aber schon lange und gezielt nach wirksamen Therapien für alle möglichen Krankheiten geforscht. Die Behandlung von Infektionskrankheiten und selbst einigen Arten von Krebs war in dieser Welt möglicherweise sogar fortgeschrittener. Das alles gelang fast ausschließlich durch Verwendung pflanzlicher Arzneimittel. Mit der klassischen irdischen Naturheilkunde hatte das nichts zu tun. Hier wurden solche Therapien schon immer gründlich und in groß angelegten und wiederholten Studien erprobt.
    In diesen speziellen Gebieten hatte sie folglich ihrem geliebten Lehrmeister, der kein so fleißiger Leser war, in der Theorie einiges voraus. Ansonsten waren gut zwanzig Jahre praktischer Erfahrungen nicht ohne Weiteres aufzuholen. Es ist eine Sache, ein Buch über ´hundert Möglichkeiten unter allen Umständen ein Feuer zu entzünden´ zu lesen. Eine ganz andere ist es, sie alle ausprobiert, verbessert, um hundert weitere ergänzt zu haben und dazu noch mit schlafwandlerischer Sicherheit zu wissen, welche davon wann am geeignetsten erschien.
     
    Verena und Barwarin unternahmen mehrere eigenständige Expeditionen, darunter eine in ein kilometertiefes Labyrinth aus Lichthöhlen. Eine Andere führte sie weit ins Inland, wo sie an einem gewaltigen System von Flüssen entlangzogen und sich oft mit kleinen, selbst gebauten Booten und Flößen fortbewegten.
    Dann wandten sie sich einem Gebiet voll großer Seen zu, von dem Barwarin erklärte, dass es ihn ans Süßwassermeer erinnere. Diese Seen waren zwar tief, eine offene Wasserfläche gab es aber in den seltensten Fällen. Stattdessen schwamm ein ganzer Dschungel auf der Wasseroberfläche, nur von gewaltigen Blasenwurzeln der größten Baumriesen gehalten. Sie besuchten auch immer wieder kleinere und größere Städte, hauptsächlich, damit sich Verena daran gewöhnen konnte. Außerdem begleiteten und betreuten sie zweimal kleinere Handelsexpeditionen durch den Dschungel. Verena lernte den ein oder anderen weiteren Eingeborenenstamm und manches ´zivilisierte´ Dorf kennen.
    Die Erlebnisse und Erkenntnisse Verenas aus diesen Tagen könnten problemlos Stoff für zwei Kurzromane und ein Regal voll naturkundlicher Wälzer liefern. Sie sollen aber nicht Teil dieser Erzählung werden, denn sie führen uns nicht weiter.
     
    „Barwarin, in den Auftragsrollen des Gildenhauses steht, dass die erfahrensten Waldläufer für eine riesige Handelsexpedition gesucht werden. Es geht um die Versorgung der Städte Bangow, Casilierwüld und Bakith“, berichtete Verena Barwarin.
    „Warum erwähnst du das? Interessiert dich dieser Auftrag etwa? Ich habe nur so viel gelesen, dass da sieben Gruppen zu je hundert ziemlich weit durch den Dschungel geführt werden sollen. Das reichte mir. Klingt nach einem großen Gedränge. Ich dachte genau davor wollten wir uns hier aus dem Staub machen. Steht da nichts Kleineres, Gemütlicheres drin?“
    Verena und Barwarin saßen nun schon seit drei Tagen in einem Waldläufergildenhaus in der Zitadelle der Millionenstadt H´Suudim fest. Am Komfort des Hauses war wahrlich nichts auszusetzen, doch durch so viele Mauern und Menschen vom ewigen Dschungel getrennt, konnten sie sich nicht richtig wohlfühlen. Barwarin hatte bei einem Meisterschmied neue Haumesser für sich und Verena in Auftrag gegeben und der Meister ließ sich mehr Zeit als ursprünglich vereinbart, angeblich weil er von einem Skorpion gestochen worden sei und er mit den Schmerzen nicht richtig arbeiten könne.
    „Ach mein Liebster, du merkst dir nie die Namen von Städten, oder? Sonst verstündest du, worum es mir geht“, erwiderte Verena geduldig.
    „Warte mal. Sind das nicht drei Städte im Hinterland von Lianta Xintall? Die drei Orte, die sich dem Einfluss dieses sterbenden Molochs widersetzen?“, fragte Barwarin, dem langsam etwas dämmerte.
    „Genau!“, bestätigte Verena. „Deswegen würde ich das auch gerne machen. Ich meine nicht, dass wir bei einer der Hundertschaften Dienst machen sollten. Mir schwebt vielmehr vor, dass wir uns als Späher der Vorhut bewerben. Das sind fünfzig Kämpfer in zwei Gruppen und wir wären häufig allein unterwegs. Wir könnten die Leute sogar zusätzliches Gepäck für uns tragen lassen, zum Beispiel Bücher …“, versuchte sie, ihrem Gefährten die Sache schmackhaft zu machen.
    „Klingt schon eher wie ein Auftrag nach meinem Geschmack.“ Barwarin leckte sich die Lippen, was Verena ein Kichern abnötigte.

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