Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
gefunden, was ihr für ihr Leben auf der Erde stets das Wichtigste gewesen war. Sie war rundum und uneingeschränkt zufrieden.
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Ich bin sehr erleichtert, dass diese Seereise endlich zu Ende ist. Verena hat das ja offenbar genossen, obwohl sie die meiste Zeit damit beschäftigt war, meine Kotze wegzuwischen. Ich hätte nicht so eifrig zustimmen sollen, diesen Auftrag zu übernehmen. Jedenfalls war es dumm, nicht zu vermuten, dass so eine weite Strecke mit vielen Leuten sicher nicht ausschließlich im Dschungel zurückgelegt werden sollte, dachte Barwarin.
Eine derart große Expedition konnte zwar nur aus einer Großstadt wie H´Cuudim heraus in Angriff genommen werden, doch natürlich gehörte zu dem Plan, erst einmal mit Schiffen so weit wie möglich in das fragliche Gebiet vorzudringen. Barwarin war nie zuvor zur See gefahren und würde es nach diesen Erlebnissen auch sicher nicht wieder tun.
Die Arbeit zur Betreuung der großen Karawane gefiel ihm dagegen unerwartet gut. Die ganze Operation war sauber vorbereitet und in der Vorhut gab es viele Söldner mit Dschungelerfahrung. Die Aufgabe von Barwarin und Verena war es, das Gebiet voraus weiträumig vorab zu erkunden und mögliche Wege für die größeren nachfolgenden Verbände zu markieren. Dafür waren sie immer drei Tage lang eigenständig unterwegs und stießen dann wieder zur Vorhut, wo sie ausführlich Bericht erstatteten und die Anführer berieten. Anschließend blieben sie einen Tag bei der Vorhut, tauschten sich mit den Waldläufern für die Flanken und den Nahbereich aus und Verena übte sich mit einigen der Söldner in waffenlosen Kampf.
Mit dieser Söldnerin CeCis hat sie sich richtig angefreundet. Es wird ihr schwerfallen, später einen anderen Weg zu gehen. Trotzdem freue ich mich für sie. Es war nicht gut, dass sie außer mir keine persönlichen Bindungen hatte. Mit CeCis kann sie über all diese Stadtmenschensachen reden. Verena ist zwar völlig mit dem Dschungel verwachsen aber daraus besteht eben ihre Vergangenheit und die muss ebenfalls am Leben erhalten werden.
Bisher war das ganze Unternehmen ausgesprochen reibungslos verlaufen. Auf See und bei der Landung hatten noch alle mit Angriffen vonseiten Lianta Xintalls gerechnet, doch mitten im Dschungel waren die Möglichkeiten dazu eher eingeschränkt. Es wurde darauf geachtet, dass keine stark rauchenden Feuer entfacht wurden und so konnte ein großer Zug unbemerkt passieren, selbst wenn auf dem nächsten Berggipfel feindliche Späher postiert waren. Die gründliche Erkundung des Weges voraus sollte Hinterhalte an kritischen Stellen, wie etwa einer Furt ausschließen. Auch auf dem aktuellen Erkundungsgang hatten Verena und Barwarin nur unberührte Natur vorgefunden.
„Komm, lass uns, bevor wir zur Vorhut zurückgehen, noch einmal eine Pause machen. Hier wachsen überall Caáehd-Büsche. Ich könnte einen Caáehd-Tee gut vertragen. Wenn dir das lieber ist, kann ich dir auch stattdessen Grauwurz aufgießen“, schlug Verena vor.
„Ich bin eigentlich noch überhaupt nicht erschöpft und die Vorhut kann nicht mehr weit sein“, wandte Barwarin ein.
„Ich dachte das mit der Erschöpfung könnten wir in der Pause auch noch hinbekommen.“ Indem Verena Barwarin zärtlich über das (derzeit eher lila als blau gefärbte) Haar streichelte, machte sie deutlich, dass sie damit keineswegs ein Kampfsporttraining vorschlagen wollte.
Barwarin sah sich kritisch prüfend um. „Hier könnten Raubkatzen lauern, es ist die Gegend dafür. Wenn wir die Hängematten aber da und da drüben im Baum festmachen und hoch genug raufziehen, dürften wir sicher genug sein“, beschied er. „Wir haben nur nicht allzu viel Zeit. Sonst könnte uns die Vorhut einholen und auf frischer Tat ertappen. Diese Söldner sind nicht so gestrickt, dass sie einen so etwas Peinliches vergessen ließen.“
„Also kommt der Tee nachher“, schlussfolgerte Verena. Jetzt da der Vorschlag, noch ein Schäferstündchen einzulegen, einmal gemacht war, hatte Barwarin es plötzlich sehr eilig, sich mit der Hängmatte in sichere Höhen hinauf zu ziehen.
„He! Untersteh dich, aufzuhören, meine Brüste zu küssen!“, beschwerte sich Verena kurz darauf. Doch Barwarin merkte an ihrer veränderten Körperspannung, dass sie, schon während sie das sagte, begriff, dass er für dieses Versäumnis einen ernsten Grund haben musste.
„Was ist los?“, flüsterte sie. Da Barwarin über ihr lag, konnte sie natürlich fast überhaupt
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