Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
genügend aufhalten können, dann können uns auch die nächsten zehn noch einholen. Danach würde es wirklich eng für uns.“
„Wenn sie das vorhaben, werden sie als Erstes versuchen, unsere Segel zu zerschießen“, meinte der Kapitän. Wir könnten so was zwar reparieren, aber es würde uns viel Zeit kosten.“
Alf dachte eine Weile über die angemessene Taktik nach, um dem zu begegnen. Dann gab er seine Anweisungen zur Gefechtsvorbereitung:
„Unsere schweren Transporter bleiben in der Mitte des Konvois, dicht beisammen. Direkt dahinter und davor kommt je eine Geschützplattform. Alle schnellen, gut bewaffneten Schiffe scheren nach Backbord und Steuerbord aus und greifen in einem Bogen unsere Verfolger von hinten und von den Flanken an, sobald sie heran sind. Dann sollten unsere Verfolger auch bereits auf das Ende unseres Hauptkonvois auffahren und erste Feuergefechte mit den Transportern beginnen. Entern können sie wegen der hohen Bordwände so schnell erst einmal vergessen. Damit den Transportern und den Geschützplattformen nicht die Segel weggeschossen werden können, werden wir sie reffen, sobald unsere Feinde heran sind. Unsere Flachschiffe sind selbst mit beschädigtem beweglichem Gut noch schnell genug, später mit den Frachtern mitzuhalten. Unsererseits schießen wir vorwiegend auf die Takelage, wenn sich die Gelegenheit bietet und ansonsten auf die Rümpfe. Ich will einen kurzen, heftigen Schlagabtausch, nach dem wir wieder Fahrt aufnehmen und uns vom Feind hinter uns lösen.“
„Du hoffst darauf, dass dann auch die Schiffe vor uns mit angreifen und wir nicht so leicht wieder eingekreist werden können, wenn sie stark beschädigt werden. Richtig?“, wollte der Kapitän wissen.
Alf nickte nur. Dann gab er detailliertere Kommandos aus.
Alf musste bald erkennen, dass die Gegner keine Dilettanten waren und sehr genau wussten, worauf sie sich einlassen konnten. Die vier Schiffe, die vorausgeschickt worden waren, hielten ihren Abstand. Sie würden erst dann eine Blockade des Weiteren Weges versuchen, wenn die eigenen Einheiten aufschließen könnten, ohne in die Zange genommen zu werden. Die elf gut armierten Kriegsschiffe hinter dem Konvoi scherten vollzählig nach Backbord aus. Auf dieser Seite waren die zum Abfangen zurückgeschickten Schiffe in der Minderzahl und rasch gab es ein enormes Krachen und Bersten von den Einschlägen der steinernen Geschützkugeln. Auf beiden Seiten kam es zu schweren Verlusten. Die fünf Schiffe der Catjary, die von dieser Seite kamen, wurden bald so weit beschädigt, dass sie sich zurückfallen lassen mussten. Zwei sanken sogar, und eines hatte so schwere Schlagseite, dass es unweigerlich von den weiteren Verfolgern eingeholt werden würde. Dann kamen die bislang vollzähligen Verfolger jedoch, was sich nicht mehr ganz vermeiden ließ, in die Reichweite des Hauptkonvois. Hier konnten sie sowohl von den großen, wenn auch nicht ganz so stark bewaffneten Frachtschiffen, als auch von den Geschützplattformen aus beschossen werden. Sie verloren ebenfalls drei Schiffe, bevor sie den Konvoi der Catjary überholt hatten.
„Verdammt! Das ist das Schlimmste, das uns passieren konnte“, fluchte Alf ungehalten. „Jetzt haben wir zwölf Kriegsschiffe vor uns und Zwölf hinter uns, die langsam aufschließen können.“
Den einzigen verbleibenden Vorteil sah Alf darin, dass die übrigen Verfolger noch weit entfernt waren. Es blieb Zeit, etwas zu unternehmen. Doch nichts wollte so recht fruchten. Mehrfach versuchte er, schnelle Schiffe vorauszuschicken, um die vorausfahrenden Feinde zu bedrängen oder aufzuhalten. Doch die Geschützplattformen, die mehr hätten ausrichten können, kamen nicht nah genug heran, weil sie generell zu langsam waren. Der Großteil der schnelleren Gefährte konnte sich nicht wieder vor den Feind setzen, der bei jedem derartigen Versuch einfach auch seine schnellsten Segler noch etwas beschleunigen ließ. Den vorausfahrenden Feind mit den gleichen Mitteln von hinten anzugreifen, scheiterte auch immer wieder an dessen Fähigkeiten. Kamen die Schiffe der Catjary aus dieser Richtung zu dicht heran, nahmen ihnen ihre Feinde einfach den Wind aus den Segeln, indem sie sich direkt davorsetzten. Dadurch waren stets nur wenige Schusswechsel möglich, bevor die Catjary - Schiffe wieder zurückfielen und das Spiel von Neuem losging. Bis zum Abend hatten durch dieses gefährliche Wechselspiel beide Seiten ein weiteres Schiff nebst Besatzung verloren
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