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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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stürzte über die nächstgelegene Felskante brennend in die Tiefe. Der Ärmel wurde Lena aus der Hand gerissen, sie hatte keine Chance ihren Griff zu halten. Nun taumelte sie selbst direkt am Abgrund und merkte, dass sie das Gleichgewicht verlor. Da packte Rolf sie mit fester Hand an der Schulter und zog sie nach hinten in Sicherheit.
     
    Eriks zerschlagener Leichnam lag weiter unten auf ihrem Weg und diesen Anblick vor Augen, konnten sie nicht hier sitzen bleiben und essen.
    Eddie war von einem großen Flugzeug zerquetscht und von vielen Metern Schnee begraben worden. Er war fort gewesen, als hätte er nie existiert. Sie hatten mit voller Absicht die Trauer um ihn verschoben, um sich nicht die Kraft zu rauben, sich in Sicherheit zu bringen. Der plötzliche Tod von Eddies engstem Freund Erik traf sie nun in einer ganz anderen Situation.
    Rasch stiegen sie herab und mussten feststellen, dass Erik zweifelsfrei tot war. Lena machte sich Vorwürfe, dass sie Erik nicht hatte festhalten können, und stand noch unter Schock wegen ihres ´Absturzes´ im Eis. Wenigstens hatte sie Alf, der sie in den Arm nahm und ihr versicherte, sie hätte nicht mehr tun können.
    Noch schlimmer traf das Unglück Katja. Sie hatte Erik angewiesen, sich um den Kocher zu kümmern und dadurch seinen Tod verursacht, so sicher als hätte sie ihn eigenhändig von der Klippe gestoßen. Mit einem bisschen Mühe hätte sie den Kocher selbst in Gang bekommen, und da sie keinen Verband an der Hand hatte, wäre sie nicht in Gefahr gewesen. So sah das natürlich nur Katja selbst. Sie hatte viele wunderbare Talente. Damit klarzukommen, wenn sie eine schwierige Situation nicht richtig meistern konnte, gehörte nicht dazu.
    Emily Pilcher befahl schließlich mit scharfer Stimme: „Kapitän Sven Richardson, Sie werden jetzt endlich etwas Verantwortung zeigen und diese arme Frau trösten.“ Dann brach sie in Tränen aus. Sie hatte den technikbegeisterten Jungen in den vergangenen Tagen fast so lieb gewonnen wie einen Enkel.
    Es fiel Rolf zu, Steinbrocken über Eriks von Flammen und Sturzschäden verunstalteten Körper zu schichten, bis er nicht mehr zu sehen war.
    Sie hockten noch lange bei dem Grabhügel und waren nicht in der Lage, etwas zu sagen oder wieder loszumarschieren. Schlussendlich war es Katja, die aus einem Gefühl von Schuld und Verantwortung heraus den Aufbruch anregte. Bitterkeit klang in ihrer Stimme mit: „Gehen wir. Überleben wir.“
     
    Bald wurde die Luft mit jedem Meter, den sie hinabstiegen, wärmer. In gleichem Maße begann sich ihr Weg zu begrünen. Zunächst dominierte eine einzige Art. Diese Pflanze hatte jeweils nur ein einzelnes, herabhängendes Blatt von mehr als einem Quadratmeter Fläche und einen menschengroßen Blütenstängel mit zahllosen kleinen gelben Blüten. Sie sonderten einen schweren Duft nach Wachs und Honig ab.
    Winzige stahlblaue Vögel nisteten zu Hunderttausenden in den Felswänden. Das Pfeifen eines Einzeltieres war leise und erinnerte mehr an Wind, der durch einen Durchgang pfeift als an ein Zwitschern. In der Masse vereinigte sich die Melodie zu etwas, das wie das Tosen einer Meeresbrandung klang.
    Diese Vögelchen lockten Räuber an. Die prominentesten darunter waren armlange Libellen, die mit ihren Fangmasken in der Lage waren, die Tierchen bequem aus der Luft zu schnappen. Auf vielen Felsen lauerte dazu noch eine beunruhigend große Anzahl von Schlangen, die mit ihrer rot-weiß-schwarzen Bänderung an giftige Korallenschlangen erinnerten. Katjas kleine Truppe hatte in der Vorbereitung zu ihrer Südamerikatour von solchen Schlangen gelesen. Dementsprechend vorsichtig reagierte sie hier instinktiv auf die markanten Warnfarben. Das reiche Angebot an solchen Beutetieren war es auch, das die großen Greifvögel angelockt hatte, die sie für eine Art Adler hielten. Auch jetzt sahen sie die Tiere über dem Geschehen kreisen und hin und wieder Beute schlagen.
    Ein Potpourri von Gerüchen drang aus dem Dschungel und von dem Seeufer zu ihnen herauf. Zeitweilig konnte es den dominanten Blütenduft verdrängen und etwas anderes setzte sich durch: der allgegenwärtige minzige Duft dieser Welt, der Gestank fauligen Schlamms vom sumpfigen Seeufer, oder die scharfe Note des Guanos der gigantischen Vogelkolonie.
    Bald wurde aus der Wärme Hitze und so wandelte sich auch die Vegetation. Die Pflanzenwelt wurde vielfältiger und Sträucher und Büsche wucherten an allen geeigneten Orten. Größere Bäume fehlten. Es war

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