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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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sichtlich.
     
    „Aber, aber Rolf - Goethe – das war ein Mann von Niveau, von hoher Kultur!“, schimpfte Katja, mit gespieltem Entsetzen über die von Rolf vorgetragene Verballhornung. „Darum höret jetzt andächtig, wie ich den großen Meister im Original zitiere …“
    In Erwartung, dass Katja nun den ´Erlkönig´ vortragen würde, stellte sich andächtige Stille ein. Doch Katja hatte sich Abschnitte eines anderen Stückes ausgesucht:
     
    „… ´hab ihn gelehrt nach meinen Grundsätzen,
    so Stunde um Stunde daher zu schwätzen,
    derweil der Arsch sich am Arsche reibt,
    weil ein Wurstel halt immer ein Wurstel bleibt.
    Auch konnt´ ich es nicht aus der Wurzel reißen, des Hanswurstens Drang, an den Zaun zu scheißen!´ …
     
    … Hört ihr die zart gesetzten Worte des wahren Dichters? Ihr braucht nicht auf das Essen zu starren! Goethe schätzte DIESE profanen Schlemmereien gering …
     
    ´… ist denn das Schönste bei einem Fest,
    nur wenn man viel säuft und sich´s schmecken lässt?
    Ach, Herr Brustfleck, ich hab keinen Appetit.
    Nähm´ nur gern die Gretel zum Heuboden mit´ …
     
    Von seinen Gästen sprach er stets hochachtungsvoll …
     
    ´Was liegt mir denn an all den Flegeln?
    Die wollen nur fressen.
    Und ich? Ich will vögeln!´ …
     
    … dabei hatte er es nicht mit so einem Pack zu tun wie euch, nein, bei ihm waren ausgesucht vornehme Leute …
     
    ´Was die deutsche Welt an großen Männern und Frauen enthält,
    das kommt heut´ alles in Euer Haus
    und feiert den schönsten Hochzeitsschmaus.´ …
     
    … das waren, wie gesagt, hochgebildete Leute mit besonderen Fähigkeiten, wie …
     
    ´Herr Furzpeter Saufaus,
    Bier trinken und dann furzen,
    das ist alles, was der zustande bringt.´“ [12] …
     
    An dieser Stelle musste Katja leider ihren Vortrag abbrechen, weil insbesondere Lena und Emily Pilcher vor Lachen zu ersticken drohten und die Gefahr bestand, dass Sven und Helmut das Essen verschütten würden. Emily wurde von Erik gestützt, um zu verhindern, dass sie von ihrem Sitzplatz auf dem Schlitten fiel. Für Lena kam eine solche Maßnahme zu spät, da sie sich bereits auf den Felsen herumkugelte. Schließlich ´musste´ Alf sie kurieren, indem er ´Mund zu Mund Beatmung´ [13] anwandte.
     
    Nach dem Essen hätte Tanzen auf dem Programm gestanden. Da das Zelt zu klein war und niemand die gemütliche Atmosphäre verlassen wollte, beschränkten sie sich aufs Singen und Trinken. Das Ehepaar Pilcher machte den Auftakt mit allerlei Volksliedern – wobei sie sich wohlweislich auf die vergnügten und schlüpfrigen konzentrierten. [14] Rolf kannte dagegen fast alles, was die Popmusik derzeit zu bieten hatte. Seine gute Singstimme ließ Lena darüber hinwegsehen, dass er bei den englischen Titeln irgendetwas sang, das zwar dem Original ähnelte, aber von einer vollkommenen Unkenntnis der Sprache kündete. Für erneute Erheiterung sorgte es, wenn er unverdrossen Songs zum Besten gab, die eine hohe, weibliche Stimme verlangt hätten. Alf kannte vieles aus beiden Musikrichtungen und auch Lena selbst konnte hier und da mitsingen. Katja hatte sich bei einer früheren, ähnlichen Gelegenheit den Spitznamen ´Troubadix´ eingehandelt und akzeptierte mittlerweile schweigend, dass ihr Takt und Melodie völlig abgingen. Sie musste nicht einmal wie ihr Namenspatron gefesselt und geknebelt werden.
    Bei den alkoholischen Getränken verließ sich jeder auf seinen eigenen Geschmack. Rolf und Erik kippten begeistert kleine Fläschchen mit süßen Schnäpschen in sich hinein. Katja hielt sich weiterhin hauptsächlich an die Weine. Alle Übrigen kosteten sich ohne Zurückhaltung quer durch das Erste-Klasse-Sortiment aus Spirituosen. Lena, die eher Biertrinkerin war, schloss sich dieser Gruppe an.
    Die Pilchers mussten nach kurzer Zeit das Feld räumen, um sich in ihre Schlittenkojen zurückzuziehen. Katja hatte sich mit dem Wein sehr beeilt und gab vor, eingeschlummert zu sein. Ha! Von wegen, dachte Lena. So leicht konnte Katja sie nicht täuschen. Die liebe Katja ist hellwach und genießt in vollen Zügen, dass sie einen Vorwand gefunden hat, mit dem Kopf auf dem Bein von ihrem Angebeteten zu liegen. Jetzt legt er ihr die Hand auf den Kopf und streicht ihr Haar sanft aus dem Gesicht. Katja ist mit Sicherheit im siebten Himmel.
    Alle Anderen ließen sich davon nicht im Mindesten zurückhalten. Sie sangen, grölten, schwatzten und tranken noch stundenlang weiter.
     
    *
    Wie sie alle, war Erik am

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