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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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mächtigen Waldläufergilden sind nahezu die einzigen Institutionen, die Geld verleihen, ohne exorbitante Sicherheiten zu verlangen, zumal sie die Einzigen sind, die einen flüchtigen Schuldner im großen Wald fangen können.“ Es dauerte eine Weile, bis Cenimnir Konstantin den Inhalt dieser kleinen Ansprache vermitteln konnte. [18]
    „Warum sollte sich Selljin Geld leihen? Ich dachte, er wäre schon wohlhabend. Zugegeben, das ist kein Grund, sich nicht noch mehr Geld zu leihen. Wenn er Händler wäre, könnte er es investieren, um sein Geschäft auszubauen. Aber wenn ich dich recht verstanden habe, ist er doch eher so etwas wie ein Berufspolitiker, oder?“
    „Er arbeitet für die Stadt und entstammt einer wohlhabenden Familie, ja. Aber du vergisst, dass man bei unserem feinen Steuersystem nicht so einfach unbegrenzt schädlichen Reichtum aggregieren kann, jedenfalls nicht in Form von Geld oder Besitzungen. Für hochgestellte Individuen wie Selljin sind Verbindungen und Gefälligkeiten eine viel wichtigere Währung. Er hat sich für dich verwendet, damit du eine Aufenthaltserlaubnis in der Stadt und sogar einen Bürgerstatus bekommen konntest und dir dieses nette Anwesen vermietet- obzwar du den größten Teil der Miete erst mal schuldig bleiben musst, bis du dich in einem eigenen Beruf etabliert hast. Wenn er dir jetzt noch auf die eine oder andere Weise dazu verhilft, richtig Fuß zu fassen, hat er dich hervorragend an sich gebunden und fürderhin sichergestellt, dass er von dir bekommt, was ihm zusteht.“
    „Was hat er konkret davon?“
    „Ich weiß nicht, was Selljin plant. Vermutlich will er dir geringstenfalls einen Kredit vermitteln. Dadurch könnte er von dir die volle Miete beitreiben, und du wärest ihm mehrerlei schuldig. Selljin ist, dem Vernehmen nach, zwar kein schlechter Mensch aber doch ein gehöriges Schlitzohr. Vermutlich steckt also noch mehr dahinter. Bei ihm musst du schon etwas Acht haben, worauf du dich einlässt. Darauf wollte ich dich hinweisen. Am besten, du stimmst nichts zu, ohne mit mir Rücksprache gehalten zu haben.“
    „Wenn sich so was lohnt, warum übernimmst du diese Rolle nicht? Ich glaube, dir könnte ich auf jeden Fall vertrauen.“
    „Könntest du. Gleichwohl habe ich leider keinen zweiten Grundbesitz in der Altstadt und die Gilden fressen mir auch nicht aus der Hand. Meine Gefährtin und ich beschlossen, nachdem unser Jüngster geboren wurde, in diese gehobene Wohngegend zu ziehen. Das Grundstück war kostspielig, und die Gebäude darauf mussten wir partiell abreißen und eigenhändig neu errichten. Damit wir uns das alles leisten konnten, mussten wir uns selbst einiges borgen. Deswegen arbeiten wir beide auch vergleichsweise viel. Du siehst, wir hätten gar nicht die Mittel, dir deine ersten Jahre zu finanzieren. Abgesehen davon ist mir aufgefallen, dass du nicht gut im Sparen bist. Von dem Geld, das ich dir für Machete und Messer entliehen habe, sah ich bisher noch fast nichts wieder.“
    Diese Einschätzung traf durchaus zu. Konstantin war zwar an sich bewusst, dass er sparsam sein musste, doch konnte er sich trotzdem nie verkneifen, mehr Geld auszugeben, als er hatte. Die einheimische Lederkleidung hätte nicht so schick ausfallen müssen und zwei Garnituren hätten für den Anfang gereicht. Insbesondere der Hut mit der extrabreiten Krempe wäre nicht nötig gewesen, und mit manchen Accessoires für Grundstück und Wohnräume hätte er noch warten sollen. Nahrungsmittel, die ihm besonders schmeckten, kaufte er gerne in größeren Mengen, selbst wenn sie preislich nur als Beilagen geeignet waren. Er hatte zwar bisher nur geringe Steuern zu entrichten, doch dazu waren noch sechzehn Stücke Eisen gekommen, als Strafzahlung, weil er ursprünglich ohne Erlaubnis in die Stadt eingedrungen war. Hätte Selljin gleich auf voller Miete bestanden, hätte er sich eine billigere Wohnung suchen müssen.
    „Warum seid ihr denn überhaupt umgezogen? Ich dachte du hättest neulich mal gesagt, die Hitze mache dir gar nicht so viel aus?“, fragte Konstantin, wohlweislich ohne auf die leidige Angelegenheit mit dem Geld einzugehen.
    „Es erstaunt mich fortwährend, was für Fragen du zu stellen vermagst. Deine Welt muss in der Tat befremdlich sein. Der wesentlichste Aspekt daran, in der Stadt zu leben, ist Abstand von dem tödlichen Dschungel zu bekommen. Am Rande der Unterstadt ist diese Distanz nicht besonders groß.“ Cenimnir blickte eine Weile schweigend ins Leere und fuhr

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