Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
besichtigen mussten.
„Wir sind hier ganz offensichtlich erst mal eine Attraktion. Wenn wir es schaffen, ein Geschäft zu eröffnen, bevor das Interesse an uns abflaut, bekommen wir die ersten hundert Kunden allein aus der Masse der Schaulustigen“, erklärte sie ihren murrenden Gefährten ihre Beweggründe.
Eigentlich wollte Lena sich, wie wohl alle, lieber erst einmal im Gasthaus häuslich einrichten und gründlich in dem Städtchen umsehen, das ihr, nach allem was sie bisher gesehen hatte, wie ein einziger großer Mittelaltermarkt vorkam. „Wenn es irgendwie möglich ist, werden wir genau eine Nacht in dem Gasthaus verbringen und uns an den Freigetränken und Leckereien erfreuen, die uns die Leute jetzt noch am laufenden Band ausgeben. Das macht die Menschen neugierig. Außerdem will ich, dass wir da heute Abend noch verbreiten, wo unser neues Kontor sein wird.“
Oh, Katja, das leuchtet mir zwar alles ein, aber ich wünschte trotzdem, dass du endlich zum Punkt kämst und dieses Gelände hier pachtetest. Ich finde es ideal. Alf malt sich seit Stunden die Finger wund für die ganzen Sachen, die wir verhandeln müssen. Und die Hitze ist so mörderisch, dass keiner von uns mehr lange durch die Gegend laufen will, dachte Lena seufzend.
„Hey, Katja! Wollen wir nicht bald mal einschlagen und die Sache hinter uns bringen? Das ist ein tolles Grundstück, trotz des ganzen Dschungels darauf. Wir haben jede Menge einzelne Räume über das ganze Gelände verstreut. Wenn ich richtig gezählt habe, bleiben uns noch welche als Lager übrig, nachdem wir eingezogen sind. Den Preis kriegst du auch nicht weiter gedrückt. Also was ist jetzt?“, versuchte sie, die Angelegenheit zu beschleunigen.
„Was? Du glaubst ich wollte das hier nehmen?“, fragte Katja mit echtem Erstaunen. „Nein, Lena. Wir brauchen etwas viel Größeres, und es sollte nicht in diesem runtergekommenen Ortsteil liegen. Da war noch ein halb verfallenes Aussiedlergrundstück, von dem uns der Vermittler erzählt hat. Das will ich mir ansehen. Sobald es instandgesetzt ist, leidet unser Ruf da nicht unter einer verwaisten Nachbarschaft. Außerdem ist dies hier viel zu klein für unsere Zwecke. Aber du hast recht, wir sollten nicht mehr länger herumtrödeln. Alf, könntest du dem Verwalter bitte verständlich machen, wo wir uns jetzt weiter umsehen wollen?“
Der Aussiedlerhof war abgelegen und viel zu verfallen, um ihn zu beziehen, fand Lena. Das Einzige, das noch intakt war, war die wuchtige Außenmauer, die an eine Burgmauer erinnerte. Neben dem Eingang gab es immer noch einen steinernen Pavillon, der nach einer gründlichen Reinigung wieder nutzbar wäre. Aber von den übrigen Gebäuden konnte man wirklich nichts Besseres sagen, als dass sie zahlreich und zum Teil groß waren. Hölzerne Türen und Fensterläden hatte man längst entfernt, soweit die Verrottung das nicht schon erledigt hatte. Die meisten Gewölbedächer waren eingestürzt, die übrigen zumindest undicht. Es gab keinerlei Einrichtung. Die Flächen zwischen den Ruinen waren entweder sowieso mit Dschungel zugewachsen, oder es breiteten sich allmählich Büsche und Stauden darauf aus. „Leitungskonferenz da drüben in dem Häuschen, Lena“, forderte Katja Lena auf.
„Also, wenn du die Ruinen hier pachten willst, lasse ich dich vom Stabsarzt für wahnsinnig erklären“, eröffnete Lena die Besprechung.
„Puh, da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Natürlich möchte ich das hier nicht pachten. Das wäre verrückt. Ich werde es kaufen!“, entgegnete Katja mit ernster Miene.
„Nicht im Ernst, oder?“, erwiderte Lena resigniert.
„Doch, im Ernst. Ich sehe, dass ich dir erklären muss, was ich vorhabe, wenn ich vermeiden möchte, dass du doch noch irgendwen zum Stabsarzt ernennst, damit er mich dann als Meschugge absägen kann.“
„O-Nein! … Aber bitte, überzeuge mich, wenn du kannst! Das sind doch alles nur Ruinen hier, was wollen wir damit? Und wie sollten wir uns den Kaufpreis leisten? Du hast dir das wirklich genau überlegt, oder? Also erklär schon!“, forderte Lena leicht gereizt.
Diesmal hat sie wirklich eine Schnapsidee. Wenn sie es mir erklären muss, wird sie das schon merken. Wir sollten zurückmarschieren und das kleinere Gelände nehmen. Das hier ist schon frustrierend, wenn man es nur ansehen muss.
„ Lena, ja ich habe gründlich über die Angelegenheit nachgedacht und du weißt, dass ich mich mit so was auskenne. Also stelle lieber erst die Lauscher
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