Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
sie die gefährliche und strapaziöse Expedition zu ihren ´Warenbeständen´ (zunächst den Lastschlitten und späterhin zum Flugzeugwrack) schon am übernächsten Tag antraten: „Euch muss Folgendes klar sein“, hatte sie Lena und Alf eingebläut: „Es wird nicht lange dauern und die Leute werden das anfängliche Interesse an uns verlieren, merken, dass wir ihnen nur ihre eigenen Produkte weiterverkaufen. Dann würden die Kunden weniger und das Konzept mit dem Einzelhandel bräche in sich zusammen. Aus der Zwischenhändlerposition für größere Posten können wir fürs Erste keinen nennenswerten Gewinn machen. Unser einziges echtes Kapital sind die Dinge, die wir aus dem Flugzeug geborgen haben und davon brauchen wir so schnell wie möglich Ladung Nummer eins hier.“
Alf war auch dabei als Katja Lena erklärte, worauf es dabei ankäme:
„Metallteile sind in diesem primitiven Ort so gut wie Bargeld und alles andere ist für die Leute exotisch genug, um das Interesse an uns wachzuhalten. Bringt mir die erste Lieferung schnell und lasst niemanden unterwegs sehen, worum es sich handelt.“
Der turbulente Auftakt ihrer Geschäfte war nicht der einzige Anlass für große Aufregung gewesen. Es hatte sich herausgestellt, dass sich in den Dschungelflecken und Ruinen ihres Geländes eine aggressive Kolonie kopfgroßer Vogelspinnen fest eingerichtet hatte, die tagsüber versteckt blieben aber nachts nicht einsahen, ihr Revier mit Menschen teilen zu müssen. Nach Einbruch der Dunkelheit austreten zu müssen, war ernsthaft lebensgefährlich. Keiner von ihnen war von den Bissen der Tiere, die überfallartig gleich dutzendweise über die Eindringlinge in ihrem Revier herfielen, verschont geblieben. Alfred und Rolf, die zeitweilig als Kammerjäger ausgeschickt worden waren, hatte es besonders oft erwischt. Unser einziges Glück ist, dass die Spinnen nicht oder nur schwach giftig sind , dachte Alf, als er wieder einmal die schmerzenden Wunden betastete.
Es gab auch Schlangen, Skorpione und so weiter auf dem Grundstück, aber glücklicherweise war ihre Zahl gering, sodass es mit ihnen nur hin und wieder zu bedrohlichen Konfrontationen kam. Alf vermutete die Spinnenplage, die trotz dutzender, erschlagener Tiere keineswegs eingedämmt war, hielte die Populationen dieser anderen Plagegeister klein. Die Gluthitze im Stadtgebiet hatte der Gruppe natürlich auch weiterhin zugesetzt. Aus dem Kontorgelände hatten sie, zu Alfs Bedauern, wegen der unendlichen Flut anstehender Arbeiten seit ihrem Einzug keinen Fuß mehr gesetzt.
All dem war Alfred nun, da sie sich endlich wieder der Kante des Hochplateaus näherten, zeitweilig entkommen.
„Macht es gut ihr drei“, verabschiedete sich Sven Richardson, der sie bis hierher begleitet hatte, von Lena, Rolf und Alf.
„Pass du nur gut auf dich auf“, mahnte Lena. „Wenn du jetzt verunglückst, ist keiner da, der dir helfen könnte.“
Alfred starrte abwechselnd in die vergletscherte Berglandschaft und in den nahen Abgrund mit der dampfenden Dschungelwelt. Im Geiste feilte er an einem Gedicht über diesen erhabenen Kontrast. Daher schwieg er andächtig, während Sven Richardson sich mit einigen letzten Worten zum Gehen wandte: „Keine Sorge. Ich bin jetzt mit leichtem Gepäck unterwegs und kann die kritischen Stellen meiden. Wenn der Untergrund nicht sicher aussieht, gehe ich auf höheres, steiniges Gelände. Wenn wir Glück haben, führt die Verlängerung dieses Tals direkt zu meiner Maschine. Das wäre erheblich kürzer als der Weg, den wir genommen haben.“
Die Schlitten waren noch da, wo sie sie zurückgelassen hatten. Sie hatten die Gefährte unter der großen Zeltbahn dicht zusammengestellt und den Stoff an den Rändern mit großen Felsbrocken beschwert, die sie nun wieder zur Seite rollten.
„Also, - Katja hat mir eine Liste von Sachen gegeben, die wir am dringendsten mit runter bringen sollen. Seht hier!“, übernahm Lena jetzt die Führung. „Diese Sachen will ich alle da vorne auf dem Felsen ausgebreitet haben, bevor wir sie verpacken. Dann werden wir Dinge heraussuchen, die wir brauchen werden, wenn wir weitere Sachen vom Flugzeug holen. Die bleiben gleich auf dem Berg. Davon gibt es noch keine Liste, ich wähle sie direkt aus. Das kommt dann dort drüben auf einen Haufen. Auf jeden Fall kommen da sämtliche einigermaßen haltbare Lebensmittel mit Ausnahme der Getränke drauf. Der ganze Rest kommt erst mal auf einen dritten Stapel.“
Die Arbeit war
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