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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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fertigbringen soll zu beschließen, keine Angst zu haben.«
    Sie hätte ihm gerne gesagt, das sei nicht schwer, aber es war viel schwerer, als ihr klar war. Sie erinnerte sich an ihre erste Reaktion, als sie Vorm getroffen hatte. Es hatte ihr ganzes Verständnis des Universums zunichte gemacht, und obwohl sie darüber hinweggekommen war, konnte sie nicht erklären, wie.
    Vielleicht war es eine Frage des Temperaments. Vielleicht waren manche menschlichen Gemüter eher für das Unverständliche bereit als andere, und keiner konnte daran etwas ändern.
    »Komm schon. Gehen wir spazieren.«
    Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn zur Tür. Er bewegte sich steif, widersetzte sich aber nicht.
    »Es ist nicht schwer.« Sie sprach leise und beruhigend. »Wir gehen einfach zur Eingangstür hinaus, und dem Wesen wird es nichts ausmachen, weil wir ruhig bleiben.«
    Sie öffnete die Wohnungstür. Sein Welpe stand davor. Er hob seinen hässlichen Kopf und bellte schrill. Chuck drückte fest ihre Hand.
    »Es ist okay«, sagte sie. »Alles ist gut.«
    Der Hund fletschte die spitzen Zähne und knurrte.
    »O Gott«, flüsterte er. »Das gefällt ihm nicht.« Er befreite sich von ihr und trat zurück.
    »Du kannst nicht zulassen, dass dieses Wesen dein Leben regiert«, sagte sie.
    »Du hast leicht reden. Du musst dich schließlich nicht jeden Tag damit herumschlagen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Moment mal kurz. Ich habe drei außerdimensionale Monster in meiner Küche. Ich glaube, ich weiß durchaus, wovon ich rede.«
    Er sah mürrisch drein. »Deine sind aber einfach. Nicht wie die kleine Kreatur. Sie wartet nur darauf, mich unvorbereitet zu erwischen, damit sie mich umbringen kann.«
    Der Hund heulte.
    »Mach die Tür zu!«, sagte er.
    »Chuck, du kannst nicht …«
    »Mach die verdammte Tür zu!«
    Der Hund schnappte mehrmals mit seinem lippenlosen Maul.
    Diana schloss die Tür.
    »Er ist immer noch da draußen«, sagte er. »O Gott, ich kann fühlen, wie er mich durch die Wände hindurch anstarrt.«
    Sie hätte ihm gern versichert, dass er wahrscheinlich nur den unverwandten Blick von Zap spürte, überlegte es sich aber anders. Wahrscheinlich hätte er das überhaupt nicht beruhigend gefunden.
    Sie entschuldigte sich, um sich in der Küche etwas zu trinken zu holen.
    »Klingt, als wäre der gute Mann kurz vor dem Verfallsdatum«, sagte Vorm.
    »Das wird schon wieder«, antwortete sie, obwohl sie selbst merkte, dass sie nicht sehr überzeugt klang.
    »Glaub mir«, sagte Zap, »ich habe seine Zukunft gesehen. Das ist nicht schön.«
    »Jetzt kannst du also auch noch durch die Zeit sehen?«
    »Allein diese Formulierung zeigt die Trugschlüsse deiner eingeschränkten Wahrnehmung auf. Man sieht nicht durch die Zeit. Man sieht an der Zeit entlang .«
    »Was soll das überhaupt heißen?«
    Zap wedelte herablassend mit den Tentakeln. »Es bedeutet, dass der Versuch, es dir zu erklären, nur Zeitverschwendung für uns beide wäre.«
    »Du bist so ein arroganter Arsch«, sagte Smorgaz.
    Vorm kicherte.
    Zap blickte finster drein.
    »Er hat recht«, sagte Vorm. »Das bist du.«
    »Tja, wenn ich ein arroganter Arsch bin, bloß weil ich in die Geheimnisse des Universums eingeweiht bin, dann bin ich wohl schuldig im Sinne der Anklage.«
    Vorm und Smorgaz lachten.
    »So etwas zu sagen ist so typisch Arsch!«, prustete Vorm.
    »Banausen«, sagte Zap.
    Sie überließ die Monster ihrem Wortgefecht.
    Chuck ging auf und ab. Er drehte schon wieder durch. Sie fragte sich, wie oft ihm das passierte. Hatte er nur einen schlechten Monat, oder waren eher die zurechnungsfähigen Momente die Anomalie? Sie brauchte sich nicht damit zu beschäftigen. Es war egoistisch von ihr, aber ihn bei Verstand zu halten war eine Verantwortung, die sie zurzeit weder übernehmen wollte noch musste.
    »Chuck …« Sie wusste nicht recht, wie sie es formulieren sollte.
    Er sprang auf sie zu und hielt ihr den Mund zu.
    Spätestens jetzt war ihr klar: Dies war definitiv keine gesunde Beziehung.
    »Hör genau hin«, flüsterte er, den Blick starr auf die Tür gerichtet. »Kannst du ihn hören?«
    Tatsächlich nahm sie das leise Kratzen von Krallen auf Holz wahr.
    Diana schob Chuck von sich.
    »Okay, das ist nicht cool«, sagte sie. »Überhaupt nicht cool. Ich muss dich bitten, sofort zu gehen.«
    Er hörte ihr nicht zu. Er rollte sich in einer Ecke der Couch zusammen und hielt sich die Ohren zu.
    »Oh nein. Versuch’s gar nicht erst. Ich habe meine eigenen Monster,

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