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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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hatten sie eine merkwürdige Tendenz zur Ruhelosigkeit.
    »Sharon kommt auch?«, fragte Vorm.
    »Ja.«
    »Dann bin ich raus«, sagte Smorgaz.
    »Was? Ihr nervt mich doch schon seit Tagen, dass ihr mal raus wollt!«
    »Ich mag sie nicht. Sie bringt meinen Kopf zum Summen. Und zwar auf keine gute Art.«
    »Also ich bin dabei«, sagte Vorm nach kurzem Nachdenken. »Ich komme mit dem Summen klar, wenn ich dafür mal die Chance kriege, die Beine zu strecken.«
    »Ich auch«, sagte Zap.
    »Du hast keine Beine.«
    Zap blickte finster drein. Lichtblitze tanzten um die Ränder seines einzelnen Riesenauges. »Ha, ha!«
    »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?«, fragte sie Smorgaz.
    »Ich passe. Mach dir keine Gedanken. Ich leiste mir selbst Gesellschaft.«
    Er schuf einen lebensgroßen Ableger und warf sich auf die Couch. »Willst du uns Popcorn holen gehen, Kumpel?«
    »Warum ich?«, fragte sein Klon.
    »Weil ich Smorgaz der Erste bin.«
    »Das gibt dir noch nicht das Recht, mich herumzukommandieren.«
    »Wie du willst.« Smorgaz der Erste schnippte mit den Fingern, und der Klon schmolz zu einer Pfütze zusammen.
    »Hey, pass auf den Teppich auf!«, sagte Diana.
    »Tut mir leid.« Smorgaz warf noch einen Ableger. »Also, holst du mir jetzt Popcorn, oder bekommen wir hier ein Problem?«
    Der Klon stapfte in die Küche.
    »Viel Spaß«, sagte Diana. »Und mach deinen Dreck weg!«
    »Wir werden uns sofort daranmachen«, versprach Smorgaz.
    »Ich sitz vorne!«, rief Zap.
    »Ich sitze immer vorne«, sagte Vorm. »Stimmt’s, Diana?«
    »Tut mir leid, aber er hat’s als Erster gesagt.«
    »Ach, verdammt!«
    Vorm schmollte auf dem Rücksitz, während Zap auf der Fahrt mit dem Radio spielte.
    Der Mond glühte an diesem Abend. Die Transferenz von Zap hatte ihr ein übernatürliches Sehvermögen beschert. Sie konnte jetzt Auren um Menschen und Objekte herum wahrnehmen. Allerdings nicht bei allen Leuten und Objekten. Nicht einmal jedes Monster, an dem sie auf der Straße vorbeikam, besaß eine Aura, und die Auren verschwanden manchmal auch. Vorm hatte immer eine. Zap nie. Und Smorgaz der Erste war normalerweise in ein sanftes gelbes Glühen eingehüllt, während seine Klone eher lila ummantelt auftraten.
    Der Mond schien immer wie eine Lampe. Lichtfäden erstreckten sich von dem silbernen Gestirn bis zu Fenris, seinem ewigen Verfolger, der selbst immer fast genauso hell funkelte. Die zwei Auren waren so hell, dass sie wie zwei virtuelle Mitternachtssonnen leuchteten. Nur dass das Licht, das sie über den Nachthimmel verbreiteten, ein Prisma von Farben darstellte, unter denen es viele gab, für die die Menschheit noch keine Namen erfunden hatte.
    Diana gewöhnte sich langsam an diese Dinge, aber der Nachthimmel beunruhigte sie. Es war, wie in ein Kaleidoskop zu blicken, das das Ende der Zeit zeigte. Sie konnte akzeptieren, dass das Universum endlich war, aber ihr gefiel der Gedanke nicht, dass es auf der anderen Seite Dinge gab. Schreckliche Dinge. Unbegreiflich sowohl für den kleinen menschlichen Verstand als auch für solche unmenschlichen Kreaturen wie Vorm und Zap.
    Zap stützte die Tentakel auf das Armaturenbrett und sah in den Himmel hinauf. »Dieser Fenris führt nichts Gutes im Schilde.«
    »Das hätte ich dir auch sagen können«, bemerkte Vorm.
    »Es wird bald passieren«, sagte Zap.
    »Was wird bald passieren?«, fragte Diana.
    Er blinzelte. »Ich weiß nicht. Von diesem Punkt in Raum und Zeit aus ist es zu schwer zu erkennen, aber etwas wird passieren.«
    Vorm lachte. »Du bist wie ein schlechter Hellseher. Geht’s auch noch unbestimmter?«
    »Spotte nur, wenn es unbedingt sein muss …«
    »Oh, es muss sein! Etwas wird passieren! Und das bald! Willst du wissen, was ich glaube? Ich glaube, du erzählst nur Mist.«
    »Das ist wohl kaum überraschend«, brummte Zap, »angesichts der Tatsache, dass du nichts weiter bist als zwei Münder auf Beinen, begabt mit der Wahrnehmungsfähigkeit, die man dafür braucht, mehr aber auch nicht. Ich dagegen bin ein kosmischer Beobachter, geboren vom allerersten Stern, um Zeugnis vom Universum abzulegen.«
    »Jungs, können wir mit dem Hickhack mal aufhören?«, fragte Diana. »Wenigstens für ein paar Stunden. Ich möchte bei diesen Leuten keinen schlechten Eindruck hinterlassen.«
    Die Wesenheiten brummelten, versprachen aber, ihr Bestes zu tun und nett zu sein.
    In der Bowlingbahn musste Diana drei Paar Schuhe mieten. Sie hatten keine in Vorms Größe, und Zap besaß nicht

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