Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
einmal Füße. Aber der Mann, der die Schuhe vermietete, bestand darauf. Sie hatte immer noch nicht enträtselt, wie der menschliche Verstand fähig war, die Monster in etwas umzuformen, das er ignorieren konnte, aber sie hatte aufgehört, es herausfinden zu wollen.
»Was soll ich mit denen?«, fragte Zap.
»Sie einfach herumtragen, denke ich«, antwortete sie. »Du hast doch genug Arme.«
Sharons Monster war nicht das, was Diana erwartet hatte. Sie war auf etwas Bizarres eingestellt gewesen, und jetzt fand sie einen Mann vor, der so gewöhnlich wirkte, dass sie nicht einmal sicher sein konnte, ob er überhaupt eine Kreatur aus einer anderen Realität war. Calvin hatte allerdings durchaus eine seltsame Aura: Ein knisterndes Leuchten entstand, während er sich über die Oberfläche der Realität schleppte. Es sah aus wie winzige Funken. Wenn sie genau hinsah, kamen sie ihr wie kleine Risse im Universum vor, aber dann verschwanden sie fast sofort wieder. Sie waren auch nicht sofort sichtbar oder beständig, sondern schienen sich nur mit plötzlichen Bewegungen zu manifestieren.
Sie stellten sich einander vor. Diana bemerkte, dass Calvin niemandem die Hand gab. Vorm und Zap gingen sich Bowlingkugeln aussuchen.
»Ist schon ewig her, seit ich das letzte Mal bowlen war«, sagte Diana.
»Wir gehen ständig«, erwiderte Sharon. »Ich bin immer noch ziemlich mies, aber Calvin ist wirklich phantastisch.«
»Sie übertreibt«, sagte Calvin.
»Sei nicht so bescheiden.«
Er senkte den Kopf und lächelte. »Ich bin nicht allzu schlecht, ja.«
Vorm und Zap kehrten zurück. Vorm hatte eine dreizehn Pfund schwere Kugel gewählt, aber erst, nachdem er mehrere andere gefressen hatte. Diana hatte es gesehen. Sie beschloss aber, nichts zu sagen. Zaps Kugel war nur sechs Pfund schwer, doch er hatte auf dem Rückweg Probleme beim Schweben. Er mochte in die Geheimnisse des Universums eingeweiht sein, aber besonders stark war er nicht.
Vorm grinste. »Brauchst du Hilfe?«
»Ich schaff das schon«, knurrte Zap und schwankte ein wenig.
Calvin begann und warf einen Strike.
»Wow«, sagte Vorm. »Sieht so aus, als wäre da ein Profisportler an jemandem verloren gegangen.«
Im dritten Durchlauf lag Calvin klar vorn. Vorm hinkte auf dem zweiten Platz hinterher. Sharon und Diana schafften es irgendwann, ein paar Kegel umzuwerfen, und konkurrierten schließlich um den dritten Platz. Und Zap, der kaum in der Lage war, seine Kugel die Bahn entlangzuschieben, hatte drei Punkte. Er saß auf einem harten Plastikstuhl und grummelte.
Kosmische Monster waren ein unreifer Haufen, dachte Diana. Zu diesem Schluss war sie bereits vor einigen Tagen gekommen.
Vorm bot an, etwas zum Knabbern zu besorgen, aber sie befahl ihm zu bleiben, wo er war. Diana und Sharon gingen zu den Verkaufsautomaten. Diana hatte kein Kleingeld. Dann entdeckte sie, dass sich eine Handvoll Vierteldollarmünzen in ihrer Hosentasche materialisiert hatte. Mit diesen Realitätsveränderungen konnte sie gut leben. Sie begann, Münzen in den Schlitz zu werfen, ohne weiter darüber nachzudenken. Vorm würde mit allem zufrieden sein, was sie mitbrachte.
»Calvin ist nett«, sagte Diana.
»O ja. Er ist wahrscheinlich der netteste Kerl, den ich je kennengelernt habe. Würde keiner Fliege was zuleide tun.«
»Schwer zu glauben, dass er einer von ... ihnen ist.«
»Nicht wahr? Ich weiß. Ich habe noch nie einen Typen getroffen, der so vernünftig und gleichzeitig lieb ist. Vielleicht liegt es daran, dass er schon immer hier ist, aber er verliert nie die Beherrschung. Außerdem ist er rücksichtsvoll und intelligent. Und lustig, was man allerdings erst merkt, wenn man ihn besser kennt. Er hat ein paar Geschichten über die Eiszeit zu erzählen, da lachst du, bis du Seitenstechen kriegst.«
Wahllos drückte Diana auf Knöpfe und ließ die Maschine ausspucken, was sie wollte. »Warte mal. Ist das der Typ, den du magst? Dieser Typ, mit dem du zusammenarbeitest?«
»Was meinst du, soll ich ein Mars oder ein Twix nehmen?«
»Twix«, sagte Diana. »Aber lenk nicht vom Thema ab. Ist das der Typ?«
Sharon nickte kaum merklich, als gestehe sie eine furchtbare Sünde ein. »Aber du darfst es ihm nicht sagen. Das musst du mir versprechen.«
»Ich werde es ihm nicht sagen. Nur, wie kommst du darauf, dass er es nicht schon weiß? Wohnt ihr nicht längst zusammen?«
»Irgendwie schon.« Sharon lehnte sich an die Maschine und legte den Kopf an die Scheibe. »Es ist kompliziert. Ich hatte
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