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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich aufhält und der so etwas wie sein Zuhause ist?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Nicht im Mond?«
    Carlotta kicherte. »Der ist nicht der Mann im Mond. Der ist einfach nur der Mondmann, und das soll an seinen Augen liegen, die ebenso vom Licht des Mondes gefüllt sind wie die Augen der Raben.«
    »Dann müssten wir die Vögel ja in der Dunkelheit sehen können, wenn sie so helle Augen haben.«
    »Bestimmt.«
    Die Tierärztin hatte sich an unserer Unterhaltung nicht beteiligt. Sie schaute durch die breite Frontscheibe und beobachtete so gut wie möglich den Himmel.
    Mir fiel auf, dass sie leicht zusammenzuckte. Wie jemand, der eine Entdeckung gemacht hatte.
    »Hast du was entdeckt?«
    Die Antwort erfolgte nach einem kurzen Zögern. »Ich denke schon, dass dies der Fall sein kann.«
    »Wo denn?«
    Sie streckte den Arm aus und deutete schräg in die Höhe! »Ich meine jedenfalls, etwas gesehen zu haben. Das kann ich mir auch eingebildet haben.«
    »Dann schau mal weiter.«
    »Keine Sorge, das werde ich.«
    Ich drehte den Kopf zu Carlotta hin, weil ich noch etwas von ihr wissen wollte. »Wenn du so gut über den Mondmann Bescheid weißt oder mehr weißt als wir, kannst du uns dann sagen, wo er sich aufhält oder sein Versteck hat?«
    »Nicht genau. Aber man erzählt sich, dass er nicht bei den Menschen wohnt und sich in die Einsamkeit zurückgezogen hat. Er kommt nur einmal im Jahr im Mai.«
    »Als Mensch?«
    »Klar, John, obwohl er nicht bei ihnen lebt.«
    »Sie sind da!«
    Maxine hatte den Satz so ausgesprochen, dass es für mich keinen Zweifel an der Wahrheit ihrer Worte gab.
    »Wo sind sie denn?«
    »Du wirst sie jetzt sehen können, John«, flüsterte sie. »Über und vor uns.«
    Sie hatte sich leicht geduckt, und ich tat es ihr nach. So war der Himmel durch die Frontscheibe besser zu beobachten, und es dauerte nicht lange, da sah ich die Bewegungen tatsächlich.
    Die Körper der Vögel entdeckte ich nicht, aber das Licht in ihren Augen zeigte mir genug. In der Luft schienen sich kleine Lampen zu bewegen, die nicht mehr waren als gelbe Punkte. Wie weit sie noch von uns entfernt waren, konnte ich nicht genau ausmachen, aber es waren keine Sternschnuppen.
    Maxine stieß mich an. »Glück gehabt, John.«
    »Erst mal sehen, ob...«
    Uns beide erwischte ein kühler Luftzug. Von uns beiden hatte niemand eine Wagentür geöffnet. Dafür verantwortlich zeigte sich Carlotta. Sie hatte genau zugehört, und wahrscheinlich hatte auch sie die Vögel gesehen.
    Maxine drehte sich auf dem Sitz nach links. »Carlotta!«, rief sie. »Bleib hier.«
    Das Vogelmädchen dachte nicht daran. Es hatte den Mercedes schon längst verlassen und war einige Schritte zur Seite gelaufen. Dort wuchs ein großer Stein aus dem Boden, und den hatte sich Carlotta als Startplatz ausgesucht.
    Ich wusste, wie schnell sie starten konnte. Zwei, drei Schläge mit den ausgebreiteten Flügeln, und sie war weg.
    So geschah es auch hier. Ich wollte sie noch zurückhalten und stemmte die Tür auf. Das linke Bein bekam ich aus dem Fahrzeug, mehr war nicht möglich.
    Mit einem kräftigen Schlag der Flügel stemmte sich Carlotta ab und flog dem dunklen Himmel entgegen...
    ***
    Mir rutschte ein Fluch über die Lippen, doch der half mir auch nicht, denn bereits mit dem zweiten Flügelschlag hatte Carlotta an Höhe gewonnen, und ich musste zudem zugeben, von dieser Aktion fasziniert zu sein. Es war immer wieder ein Erlebnis, das Mädchen fliegen zu sehen. Für sie hatte sich damit ein Traum der Menschen erfüllt, aber jede Begabung hat zwei Seiten.
    So wie Carlotta leben, wollte ich nicht, denn dann hätte ich mich vor den Menschen verstecken müssen. Sie aber genoss jetzt den langen Augenblick der Freiheit, und es kam mir vor, als hätte ich einen jauchzenden Laut gehört, der allerdings sehr bald von der Weite des Himmels verschluckt wurde.
    »Verdammt, jetzt ist sie weg!«, murmelte ich.
    Maxine schüttelte den Kopf. »Wir hätten sie sowieso nicht halten können. Carlotta ist ein liebes Geschöpf, aber sie hat auch ihren eigenen Kopf. Was sie will, das setzt sie letztendlich durch. Da kann man nichts machen.«
    Ich zog die Tür wieder zu. Ob ich noch länger im Wagen sitzen blieb, wusste ich nicht. Zunächst einmal wollte ich aus dieser Perspektive verfolgen, was passierte.
    Maxine und ich hatten beide eine starre Haltung eingenommen. Unsere Körper waren nach vorn gebeugt, um so viel wahrzunehmen wie eben möglich. Es war schwer, denn die Dunkelheit deckte alles

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