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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bedrohlich.
    Mindestens ein halbes Dutzend dieser Vögel waren in unseren Sichtbereich hineingeflogen, denn jetzt stand auch Maxine Wells neben mir. Am Heck des Wagens hatte sie es nicht mehr ausgehalten.
    Unsere Köpfe drehten und bewegten sich wie von einem Motor angetrieben. Wir mussten so reagieren, wenn wir ihren Flug verfolgen wollten, aber es gab auch dabei keine Regeln. Sie turnten in unserer Nähe herum, sie drehten dabei die Kreise, die sie enger zogen, und wir schauten immer in diese hellen Augen hinein, in denen sich das kalte Mondlicht abmalte, das so unnatürlich war.
    Nicht nur das Schlagen der Flügel hinterließ Geräusche, auch die Vögel selbst waren daran beteiligt. Wer von einem Krächzen der Raben sprach, der wurde hier perfekt bedient. Immer wieder erreichten die Laute unsere Ohren. Wir wurden damit malträtiert und abgelenkt. Die Raben umflogen uns wie kleine Monster. Ihre Aggressivität war zu spüren, und mehr als einmal zuckten unsere Arme in die Höhe, um das Gesicht zu schützen.
    »Im Wagen ist es sicherer, John!«
    »Mach du den Anfang.«
    »Gut.«
    Maxine’s Stimme war ruhig geblieben. Sie gehörte zu den Menschen, die nicht so schnell in Panik verfielen und auch in extremen Situationen immer einen klaren Kopf behielten.
    So war es auch hier. Obwohl das Schlagen der Flügel Geräusche verursachte und uns zu Gegenreaktionen zwang, schlug sie nicht um sich, als sie zur Fahrerseite lief. Sie duckte sich nur, aber das hatten auch die Vögel gesehen.
    Zwei verfolgten sie.
    Da sich die Raben in ihrem Rücken befanden, waren sie von ihr nicht zu sehen. Ich warnte sie durch einen lauten Ruf: »Aufpassen!«
    Die Tierärztin riss die Wagentür auf. Zugleich fuhr sie herum und schlug mit dem rechten Arm um sich.
    Ein Vogel bekam den Schlag mit. Der Rabe gehörte zu den schwereren Tieren. Er wurde zwar zurückgeschleudert, prallte aber nicht zu Boden, sondern konnte sich vorher fangen. Er krächzte wild und böse auf, während der zweite Rabe angriff.
    Er traf in dem Augenblick gegen Maxine’s Rücken, als sie in den Wagen einsteigen wollte. Der spitze Schnabel hackte zu, aber der Stoff der Jacke war zu dick, als dass er die Haut hätte treffen können.
    Maxine stieg ein.
    Sie schloss die Tür noch nicht und drehte sich um, als sie halb auf dem Sitz saß.
    Mit der Faust schlug sie gegen den Kopf des Vogels und traf ihn auch. Sie hatte Glück, dass sie sich dabei ihre Hand nicht an der Spitze des Schnabels verletzte. Und sie schaffte es auch, die Tür zuzuschlagen genau in dem Augenblick, als der Rabe erneut angriff.
    Diesmal prallte er so wuchtig gegen die Seitenscheibe, dass er wie ein Stein zu Boden fiel.
    Ich war noch draußen. Mein Rücken berührte den Kühler und die Stoßstange, als ich an ihr entlang auf die Beifahrertür zuschlich. Ich kam mir dabei vor wie jemand, der in dem Thriller »Die Vögel« mitspielt und das Ende des Films noch nicht kennt.
    Vor mir zuckten sie auf und nieder. Sie wollten mich irritieren. Sie suchten nach einer Lücke, um zwischen den hochgerissenen Armen mein Gesicht erreichen zu können. Zuckende Wesen mit kalten, hellen Augen, die sich nicht in einer Ruheposition befanden und jede dieser Bewegungen mitmachten.
    In einer kurzen Pause hatte ich sie zählen können. Fünf Raben waren es, die etwas von mir wollten. Sie huschten in die Höhe, flatterten dem Boden entgegen, zogen auch mal Kreise, und das alles nur, um mich zu irritieren.
    Noch war ich nicht angegriffen worden. Als ich aber sah, dass von der linken Seite noch mehr Vögel herbeiflogen, wurde es kritisch. Jetzt war der Geländewagen der sichere Aufenthaltsort, in den ich abtauchen musste.
    Mit einem langen Schritt hatte ich den linken Vorderreifen passiert, als der erste Angriff erfolgte.
    Zu zweit stürzten sie sich auf mich. Mein Gesicht war ihnen wichtig, aber ich wehrte mich. Nicht zum ersten Mal erlebte ich einen Angriff von manipulierten Vögeln. Ziemlich am Beginn meiner Laufbahn hatte ich sogar gegen Geistervögel kämpfen müssen.
    Kein Schnabelhieb erwischte mich. Ich war schneller und rammte im richtigen Moment die Fäuste hoch. Ich wunderte mich, wie weich die Körper der Tiere waren, die durch die beiden Schläge in die Höhe geschleudert wurden, wieder wild mit ihren Flügeln schlugen und aus dem Konzept kamen.
    Bevor die anderen Tiere richtig merkten, was hier geschehen war, hatte ich schon die Beifahrertür aufgerissen. Leider war es nicht so einfach für mich, in den Wagen zu

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