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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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steigen. Der nächste Angriff erfolgte sofort, und ich hatte das Tier nicht gesehen.
    Von oben her schien ein Stein auf meinen Kopf zu stürzen. Der Aufprall war zugleich mit einem scharfen Schmerz auf der Kopfhaut verbunden. Ich hatte die Vögel unterschätzt und schlug sofort mit dem rechten Arm nach dem Angreifer.
    Leider erwischte ich ihn nicht. Dafür packten mich zwei Hände an den Schultern und zerrten mich in den Wagen hinein. Ich rutschte auf den Sitz, aber ich hatte mit einer Hand den Türgriff innen erwischt und zerrte den Wagenschlag zu.
    Kein Vogel war mir in das Innere gefolgt. Ich war ihnen zunächst entwischt.
    Maxine hatte mich losgelassen, und so konnte ich mich wieder aufrichten. In ihrer Position konnte sie einen Blick auf meinen Kopf werfen. »Du blutest, John.«
    »Ich weiß.«
    »Ist aber nicht schlimm.«
    »Ein Schnabel ist eben härter als mein Kopf«, gab ich zurück und fing an zu lachen.
    »Jedenfalls sind die Vögel nicht eben unsere Freunde«, erklärte die Tierärztin, »aber an uns will ich nicht denken, sondern an Carlotta. Ich frage mich, wie sie die Begegnung mit den Raben überstanden hat...«
    ***
    Da war es wieder!
    Dieses herrliche, wunderbare und kaum zu beschreibende Gefühl, das ihr nur das Fliegen geben konnte. Dieses Gleiten hinein in den Himmel war einfach etwas Sensationelles, und Carlotta fühlte sich überglücklich.
    Dass ihr Flug anderen Vögeln galt und er unter Umständen gefährlich für sie werden konnte, hatte sie vergessen. Sie flog in die Nacht hinein, sie liebkoste den Himmel, und sie kam sich vor wie auf einem riesigen Meer treibend, auf dem die Sterne die einzigen Lichter waren, wie die Positionsleuchten einsamer Schiffe, die das Wasser durchpflügten.
    Der Wind wehte nicht so stark. Sie empfand ihn deshalb auch nicht als kalt. Sie flog, sie glitt, sie schwamm und ging eine Ehe mit der unermessbaren Weite des Himmels ein.
    Um ihren Kopf herum rauschte es. Der gesamte Himmel schien von diesen Geräuschen erfüllt zu sein. Sie waren wie ein Motor, der sie immer wieder antrieb und daran erinnerte, dass sie noch sehr lange fliegen und auch steigen konnte.
    Zu hoch stieg sie nicht. Da wurde es zu kalt, aber wenn sie nach unten schaute, dann sah sie die Landschaft wie eine gewaltige dunkle Welle, die eingefroren war.
    Die Lichter der kleinen Orte waren kaum noch zu erkennen. Die Weite des Himmels hatte sie geschluckt, aber es existierte nicht nur die dichte Dunkelheit, es tanzten auch die kleinen gelben Lichter darin, die Augen der Raben.
    Sie waren da.
    Sie hatten Carlotta längst entdeckt, aber sie wussten nichts mit ihr anzufangen. Während sie langsamer flog, wurde sie von einigen der Vögel in sicherer Entfernung umkreist und angekrächzt, als wollten die Tiere mit ihr kommunizieren.
    Das Vogelmädchen konnte keine Antwort geben. Sie verstand die Sprache der Vögel nicht, und ihnen war die der Menschen unbekannt. Nur spürten sie, dass Carlotta kein Mensch war wie die anderen. Sie flog, sie blieb auf gleicher Höhe mit ihnen. Hin und wieder bewegte sie die Flügel, um die Höhe zu halten, denn jetzt hatte sie den richtigen Abstand gefunden, um zu kreisen.
    Sie hätte sich auf den Rücken und auf die Seite legen können, aber sie bevorzugte die Bauchlage, damit sie auch in die Tiefe schauen konnte. Der Wind wühlte immer wieder ihr blondes Haar auf, das in der letzten Zeit recht lang gewachsen war. So hatten sich an den Enden sogar Locken gebildet.
    Wo ihre Freunde warteten, sah sie nicht mehr. Das Auto war von der Dunkelheit geschluckt worden. Aber ihre Augen hatten sich an die Lichtverhältnisse angepasst, und es fiel ihr im Norden oder Nordwesten in der Landschaft etwas auf.
    Aus der Ferne gesehen war es ein Schatten, der sich nicht direkt vom Boden erhob, sondern von einem flachen Hügel aus. Der Schatten bewegte sich nicht, er stach einfach nur hoch und war an seinem oberen Ende etwas verformt.
    Carlotta wusste nicht, worum es sich handelte, aber sie war neugierig und wollte es herausfinden. Die sie noch immer umkreisenden Vögel waren weniger geworden, was sie im ersten Moment schon wunderte. Sie hielt nach den anderen Tieren Ausschau und entdeckte sie tief unter sich. Wahrscheinlich schon in Bodenhöhe, wo sie wie kleine Schattenbilder hin- und herhuschten.
    Ihr war klar, dass sie das nicht grundlos taten. Sie mussten ein Ziel gefunden haben, und es lag ungefähr dort, wo auch der Geländewagen stand.
    Carlotta zählte eins und eins zusammen. Das

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