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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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in ihre Seele gab? Sie wollte schon dazu ­an­setzen, doch dann zog sie ihre Hände wieder zurück. Nein, was da stand, war genug. Genug, um ihm zu zeigen, dass sie es ehrlich meinte mit dem Abendessen. Genug, um sich nicht lächerlich zu machen. Also drückte sie den Senden-Knopf. Dabei fühlte sie sich seltsam leicht und gleichzeitig auch merkwürdig gespannt. Es war unwahrscheinlich, dass er die Nachricht heute noch las, aber dennoch gefiel es ihr, sich vorzustellen, wie er am Computer saß und ihre Mail öff­nete. Hoffentlich ist er mir nicht böse, dachte sie etwas besorgt.
    Noch bevor sie den Computer ausstellen konnte, ging mit einem leisen »Pling« eine Mail ein. Sie kam von Gabriels Büroadresse. Jetzt arbeitete er noch? Mit zitternden Händen öffnete sie das Mailfenster und las.
    Liebe Lilly ,
ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch keinen Termin ins Auge gefasst habe. Dafür habe ich eine Überraschung für Sie, aber da Sie jetzt für ein paar Tage unterwegs sind, halte ich es für eine gute Idee, Sie damit hinzuhalten, damit Sie aus Cremona zurückkehren. Ich war einmal dort und habe die Stadt so fesselnd gefunden, dass ich um ein Haar dageblieben wäre. Damit Ihnen das nicht passiert und Sie zu mir zurückkommen, nur so viel: Ich habe eine kleine Neuigkeit aufgetan, die ein ganz neues Licht auf Rose Gallway wirft.
    Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit in Cremona und bin gespannt, welche Ergebnisse Sie zutage fördern werden. Meine guten Wünsche und Gedanken begleiten Sie.
    Ihr Gabriel Thornton
    Lächelnd lehnte sich Lilly auf dem Bürostuhl zurück. Was er wohl herausgefunden hatte? Oder war das alles nur ein Trick, um sie tatsächlich wieder aus Cremona fortzulocken? Nein, das konnte sie sich bei Gabriel nicht vorstellen. Wenn er sagte, dass er etwas hätte, dann hatte er auch etwas. Noch wesentlich interessanter als die Neuigkeit fand Lilly allerdings, dass er geschrieben hatte, dass sie zu ihm zurückkehren sollte. Er hätte diese Wendung verallgemeinern können, doch als sie die Mail wieder und wieder las, stach das »zu mir« förmlich heraus.
    Bevor sie die Nachricht ein weiteres Mal lesen konnte, wurde die Tür geöffnet, und Ellen trat herein. Verwundert schnellten ihre Augenbrauen in die Höhe.
    »Oh, ich wusste nicht, dass du hier oben bist!«
    »Ich habe mich nur kurz abgemeldet für den Fall, dass Gabriel irgendwelche neuen Erkenntnisse für mich hat«, erklärte Lilly und klickte dann die Mail weg.
    »Gut, dann schauen wir doch mal, wann der nächste Flug geht. Dean ist übrigens gerade eingetroffen, wenn du ihn suchst, folge einfach dem Brandgeruch.« Ein liebevoller Ausdruck schlich sich auf Ellens Gesicht. »Ich bin so froh, dass er okay ist.«
    »Ich auch«, entgegnete Lilly, dann gab sie ihrer Freundin einen Kuss auf die Schläfe und kehrte in ihr Zimmer zurück, bevor sich die Erinnerungen an Peter wieder anschleichen und ihr den schönen Abend verderben konnten.

12
    Padang 1902
    An diesem Nachmittag fand Rose endlich die Zeit, ihre Eltern zu besuchen.
    Seit sie nach England geschickt worden war, hatte sie sie nicht mehr gesehen. Doch die Sehnsucht nach dem Haus in Hafennähe und nach den Leuten auf der Straße davor war immer geblieben. Und die Sehnsucht nach Mutter und Vater, deren Verschiedenheit ihr bereits als Kind aufgefallen war. Ihr Vater war Engländer, ein großer, stämmiger Mann mit breiten Händen, blauen Augen und Haaren hell wie die Sonne. Ihre Mutter war eine Einheimische, zierlich, mit dickem schwarzen Haar und fein geschnittenen Mandelaugen, die Rose von ihr geerbt hatte. Als Kind hatte sie manchmal mitbekommen, wie ihr Vater um seine schöne Frau beneidet wurde, und das hatte sie ebenfalls stolz gemacht.
    Während sie durch die Straßen von Padang eilte, vorbei an Marktständen, die Früchte, Kokosnüsse und Reis feilboten, dachte sie auch wieder an den Engländer, der mit ihr auf dem Empfang des Gouverneurs gesprochen hatte. Seit den wenigen Minuten, die sie mit ihm im Garten allein gewesen war, hatte sie sein Gesicht immer wieder vor sich gehabt, die meerblauen Augen, das goldblonde Haar. Die seltsame Verwirrung, die sie bereits gestern gespürt hatte, war mittlerweile mehr geworden. Nie zuvor hatte sie einen Mann so anziehend gefunden. Dabei hatte es schon etliche gegeben, die ihr den Hof gemacht hatten.
    »Nicht fürchten, Lady, Affe tut nichts«, beteuerte der alte Mann in gebrochenem Englisch.
    Sehe ich wirklich wie eine richtige Weiße aus?,

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