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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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von ihrer Anwesenheit hier schockiert.«
    »Das war ich auch … und bin es noch. Der Angriff letzte Nacht war ein Schock für mich, und in diesem Sinn habe ich nicht gelogen. Wollen Sie mich jetzt unter Arrest stellen?«
    Die Augen des Wachtmeisters blitzten hinter seinem Kneifer, und sein Schnurrbart bebte. » Sie haben sie hergebracht!«, sagte er.
    »Das habe ich nicht.«
    »Aber Sie wissen, wer es getan hat.«
    Der Doktor gab keine Antwort. Er hatte keine Gelegenheit dazu. In diesem Moment richtete Malachi, der mit wachsender Bestürzung zugehört hatte, der in Unkenntnis der Schlussfolgerung des Wachtmeisters darauf bestanden hatte, mitzukommen, der sich jetzt in der Gegenwart des Mannes befand, dessen Schweigen seine Familie zum Tode verurteilt hatte, sich nicht gegen den Mann auf der Anklagebank, sondern gegen O’Brian. Er riss den Revolver aus dem Halfter des arglosen Mannes und stürzte sich auf Warthrop, zwang ihn zu Boden und drückte ihm die Mündung der Waffe an die Stirn. Das Klicken des einrastenden Hahns war äußerst laut in der Stille, die darauf folgte.
    Malachi setzte sich rittlings auf die gestürzte Gestalt Warthrops, näherte sein Gesicht bis auf wenige Zoll dem des Doktors und zischte ein einziges Wort: »Sie!«
    O’Brian machte einen Satz nach vorn, aber der Wachtmeister knallte ihm die Hand vor die Brust, um ihm Halt zu gebieten, und rief dem kummervollen Jungen zu: »Malachi! Malachi, das wird nichts aufklären!«
    »Ich will nichts aufgeklärt haben!«, schrie der aufgebrachte Malachi. »Ich will Gerechtigkeit !«
    Der Wachtmeister machte einen Schritt auf ihn zu. »Das ist keine Gerechtigkeit, Junge. Das ist Mord.«
    » Er ist der Mörder! Auge um Auge, Zahn um Zahn!«
    »Nein, es ist Gottes Sache, über ihn zu urteilen, nicht deine.«

    Während er mit ihm sprach, bewegte Morgan sich langsam auf ihn zu, und Malachi regierte darauf, indem er das Ende der Pistole fest gegen Warthrops Schädel presste. Der Körper des Jungen bebte, so stark war seine Wut.
    »Keinen Schritt weiter! Ich tu’s! Ich schwöre, dass ich es tun werde!«
    Die Heftigkeit seines Zitterns führte dazu, dass die Revolvermündung über Warthrops Stirn scheuerte und helles Blut hervorquoll, wo der Stahl die zarte Haut aufriss.
    Ohne innezuhalten, um nachzudenken – denn hätte ich es, dann hätte ich nicht unser beider Leben aufs Spiel gesetzt –, schob ich mich an Morgan vorbei und ging vor ihnen auf die Knie, vor dem gepeinigten Malachi und dem hingestreckten Warthrop, und der Junge wandte sein tränenüberströmtes, vor Wut und Verwirrung verzerrtes Gesicht flehentlich meinem zu, als könnte er in meinen Augen die Antwort auf jene entsetzliche und nicht zu beantwortende Frage finden: Warum?
    »Er hat mir alles genommen, Will!«, flüsterte er.
    »Und du würdest mir alles nehmen«, antwortete ich.
    Ich griff nach der Hand, die die Waffe hielt. Er zuckte zurück. Sein Finger krümmte sich am Abzug. Ich erstarrte.
    »Er ist alles, was ich habe«, sagte ich, denn es war die Wahrheit.
    Mit einer Hand ergriff ich sein zitterndes Handgelenk; mit der anderen nahm ich ihm behutsam die Schusswaffe aus den bebenden Fingern. Mit zwei großen Schritten war Morgan bei mir, entriss mir den Revolver und reichte ihn dem beschämten O’Brian.
    »Das nächste Mal etwas mehr Achtsamkeit damit!«, fuhr er ihn an.
    Ich legte meine Hand, die jetzt von dem gleichen Zittern wie die Malachis befallen war, auf seine Schulter. Er ließ vom Doktor ab, fiel mir in die Arme und vergrub das Gesicht an meiner Brust, während seine dünne Gestalt von Schluchzern geschüttelt wurde. Der Doktor stand mühsam auf, stützte sichauf dem Arbeitstisch ab und drückte sein Taschentuch auf die Wunde an seiner Stirn. Sein Gesicht war blass und mit Blut befleckt. Er murmelte: »Wenn ich gewusst hätte –«
    »Sie wussten genug«, giftete Morgan. »Und jetzt werden Sie alles gestehen, Pellinore, alles , oder ich werde Sie festnehmen, heute Abend, unverzüglich.«
    Der Doktor nickte. Seine Augen ruhten auf dem unglücklichen Malachi Stinnet, den ich in den Armen hielt. »Da gibt es etwas, das ich Ihnen zeigen sollte«, sagte er zu Morgan. »Aber nur Ihnen, Robert. Ich glaube …« Er fing sich gerade noch. »Meiner Ansicht nach …« Fing sich wieder. Er räusperte sich. »Es wäre nicht zu Malachis Bestem, wenn er es sehen würde.«
    Ich wusste natürlich, wo sie hingingen, und war voll und ganz Warthrops Meinung: Es wäre definitiv nicht zu

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