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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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frustrierten Jagdhunde die Kräfte verlassen oder seine ungläubige Jagdgesellschaft die Geduld, wird er uns wieder besuchen.«
    Es gab sehr viel »Aufräumen« zu erledigen nach dem hektischen Herumwühlen des Doktors vom Vortag. Er ging ins Studierzimmer, während ich mir die Bibliothek vornahm, wo ich Bücher in Regale stellte, Zeitungen stapelte und die geschwärzten Überreste des Huts des altes Grabräubers und den von der Hitze verzogenen Rücken des Tagesbuchs seines Vaters, der dem Feuer entkommen war, wegwarf. Ich kam mir ganz wie ein Übeltäter vor, der den Ort eines Verbrechens aufräumt, worum es sich in gewisser Weise ja auch handelte. Kein Laut drang aus dem Studierzimmer, während ich arbeitete. Ich ahnte den Grund für diese Stille, und als ich mich dorthin begab, um ihm mitzuteilen, dass ich fertig war, wurde mein Verdacht bestätigt: Der Doktor hatte nicht aufgeräumt. Er saß in seinem Sessel, eine Insel in einer See von Trümmern, und war in Träumereien verloren. Wortlos machte ich mich an die Arbeit, dieweil er zusah, wobei sein Blick dem nach innen gerichteten Starren MalachiStinnets nicht unähnlich war, mich zwar sah, aber etwas völlig anderes betrachtete.
    Um Viertel nach drei klopfte es. Der Doktor erhob sich und sagte: »Du kannst hier später weiter aufräumen, Will Henry. Mach jetzt einfach nur die Tür zu und führe den Wachtmeister in die Bibliothek.«
    Morgan war nicht allein gekommen. Hinter ihm standen sein Kutscher, am Revers das silberne Abzeichen, an der Seite deutlich sichtbar den Revolver, und Malachi Stinnet, dessen deprimierte Miene sich merklich aufhellte, als ich die Tür öffnete.
    »Ist der Doktor zugegen, Will Henry?«, erkundigte sich der Wachtmeister steif und förmlich.
    »Ja, Sir. Er erwartet Sie in der Bibliothek.«
    »Er erwartet mich? Zweifellos tut er das!«
    Sie folgten mir zu dem Zimmer. Warthrop stand an dem langen Tisch, auf dem ich die markierte Karte mit ihren hellen, sich kreuzenden Linien und schlampig gezogenen Kreisen und Sternen, Rechtecken und Quadraten liegen lassen hatte. In der Eile hatte ich versäumt, sie aufzurollen, aber der Doktor schien sich der Tatsache, dass sie offen dalag, nicht bewusst zu sein, oder aber es war ihm egal.
    Er versteifte sich, als wir eintraten, und sagte zu Morgan: »Robert, ich bin überrascht.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Morgan frostig. Aus seiner Haltung sprach kaum zurückgehaltene Verachtung. »Will Henry sagte, Sie würden mich erwarten.«
    Der Doktor nickte dem Hilfssheriff und dem einzigen Überlebenden des Massakers der vergangenen Nacht zu. »Sie. Die beiden nicht.«
    »Malachi hat darum gebeten, mitkommen zu dürfen. Und O’Brian habe ich gebeten.«
    Der Wachtmeister warf etwas auf den Tisch. Es rutschte ein paar Zoll über die glatte Oberfläche der Landkarte und blieb neben Warthrops Fingerspitzen liegen.
    Es war mein innig geliebter kleiner Hut, derjenige, der auf dem Friedhof verloren gegangen war und jetzt wieder auftauchte.
    »Ich glaube, der gehört Ihrem Assistenten.«
    Warthrop sagte nichts. Er sah den Hut nicht an; er sah Malachi an.
    »Will, sind das nicht deine Initialen da auf dem Innenband, W. H.?«, fragte der Wachtmeister, obwohl er seinen anklagenden Blick nicht von Warthrop abgewandt hatte.
    »Will Henry, würdest du Malachi bitte in die Küche bringen?«, sagte der Doktor ruhig.
    »Niemand verlässt diesen Raum!«, bellte Morgan. »O’Brian!«
    Mit einem wissenden Grinsen postierte sich der stämmige Hilfssheriff in der Tür.
    »Ich halte es für das Beste, wenn Malachi –«, setzte der Doktor an.
    Morgan unterbrach ihn. »Ich entscheide, was hier das Beste ist. Seit wann wissen Sie es, Warthrop?«
    Der Doktor zögerte. Dann sagte er: »Seit dem Morgen des Fünfzehnten.«
    »Seit dem …« Morgan war entgeistert. »Sie haben es seit vier Tagen gewusst und trotzdem niemandem etwas erzählt?«
    »Ich glaubte nicht, dass die Situation –«
    »Sie glaubten nicht!«
    »Meiner Ansicht nach –«
    »Ihrer Ansicht nach!«
    »Basierend auf allen mir zur Verfügung stehenden Daten war es meine Ansicht und meine Überzeugung, dass man sich dem … Befall mit unvoreingenommener Bedachtsamkeit widmen könnte, ohne unnötige Panik und … und übertriebene, unverhältnismäßige Gewalt auszulösen.«
    »Ich habe Sie heute Morgen gefragt«, sagte Morgan, offenbar ungerührt von der Erklärung des Doktors.
    »Und ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, Robert.«
    »Sie haben gesagt, Sie seien

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