Der Montagsmann: Roman (German Edition)
hatte. Das gleichmäßige Klacken der Schneide auf dem Brett war ein tröstliches Geräusch in seinen Ohren, eine jener Konstanten in seinem Leben, auf die er sich immer verlassen konnte. Wenn er sich auf eine Sache wirklich gut verstand, so war es das Kochen.
»Mann, wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, könnte ich es nicht glauben«, sagte eine Männerstimme von der Tür her.
Fabio hörte mit dem Möhrenschneiden auf und widerstand nur mühsam dem Drang, herumzufahren und dem Besucher zur Begrüßung das Messer entgegenzuschleudern.
Stattdessen drehte er sich langsam um und setzte eine unbeteiligte Miene auf.
»Hallo, Nero.«
»Fabio.« Nero Foscarini, der von sich behauptete, der größte italienische Feinschmecker diesseits der Alpen zu sein, stand im Türrahmen, das Gesicht zu einem wohlwollenden Lächeln verzogen.
»Du bist und bleibst der Großmeister«, sagte Nero. »Kein anderer hackt Möhren wie du.«
»Sie sollten ihn mal Zwiebeln schneiden sehen«, sagte Natascha. »Schnell wie ein Maschinengewehr.«
Nero warf ihr einen drohenden Blick zu, den sie unerschrocken erwiderte. Sie erzählte gern davon, dass sie seit ihrer Las-Vegas-Zeit per Du mit allen möglichen amerikanischen Mafiabossen war und dass ein paar dämliche neapolitanische Möchtegern-Paten schon früher aufstehen müssten, um solchen Typen wie denen, die sie im Casino kennen gelernt hatte, das Wasser zu reichen.
Leider nützten Fabio Nataschas Kontakte, ob sie nun echt oder eingebildet waren, nicht das Geringste.
»Hat sich viel getan, seit ich das letzte Mal hier war.« Nero warf einen anerkennenden Blick in die Runde. Er musterte mit Kennerblick die blinkenden Flächen der Anrichten und Kochfelder, fuhr mit dem Finger über die auf Hochglanz polierten Türen der Edelstahlschränke und der hohen Regale.
»Profi-Kochgeschirr vom Feinsten«, urteilte er anerkennend. »Diese Messer da – sind die aus Japan?« Er schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge, um seine Frage sofort selbst zu beantworten. »Natürlich sind sie das. Sieht man doch.«
»Wenn man das sieht, braucht man nicht so blöd zu fragen«, warf Natascha beiläufig ein. »Damit ruft man nämlich nur den Eindruck hervor, zurückgeblieben zu sein.«
Nero reckte seine hagere, knapp einssechzig kurze Gestalt, sodass seine Hosenschläge hochrutschten und nicht nur seine mageren Knöchel, sondern auch seine mindestens zehn Zentimeter hohen Absätze zum Vorschein kamen.
»Du solltest diesem Weibsstück bessere Manieren beibringen«, sagte er. »Ich kann Frauen mit großer Klappe nicht ausstehen.«
»Frag mich mal, wen ich alles nicht ausstehen kann«, erklärte Natascha.
»Natascha, vielleicht lässt du uns einen Moment allein«, sagte Fabio. »Ich kümmere mich um den Fond.«
Sie zuckte die breiten Schultern, bedachte Nero mit einem giftigen Blick und murmelte was von Murphys Gesetz, bevor sie die Kochmütze von ihrer rot gefärbten Lockenpracht zog und hoch erhobenen Hauptes aus der Küche rauschte.
»Sie redet zu viel«, sagte Nero mit einem bewundernden Blick auf ihren gewaltigen Hintern. »Aber ihr Arsch – der ist klasse. Glaub mir, ich finde ihn klasse.«
»Ich glaube es.«
»Hätte sie nicht so einen Arsch, hätte ich sie vielleicht schon umgelegt.«
»Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen. Sie ist eine erstklassige Sous-Chefin. Wenn ich sie nicht hätte, könnte ich den Laden sofort dichtmachen.«
»Dann bring ihr bei, das Maul zu halten, wenn Männer über Geschäfte reden.« Nero war ins Italienische gefallen. Er nahm den Kochlöffel, den Natascha neben den Herd gelegt hatte, und rührte die köchelnde Flüssigkeit um. »Riecht prima. Was soll das werden, Fischsuppe? Für wen kochst du heute?«
»Für ein paar Freunde.«
»Interessant. Hast du noch welche?«
Fabio sagte nichts. Er wartete lieber, bis Nero seine üblichen Sprüche losgeworden war. Warten und aussitzen, das war derzeit seine Devise im Umgang mit Nero und Giulio.
»Und wann kochst du für zahlende Gäste?«
»Die kommen schon noch.«
»Vielleicht die Leute, die mit dem Edelschlitten gekommen sind, der draußen steht?«
»Kann sein. Sie haben sich noch nicht entschieden.«
»Was wollen sie haben, ein Abendessen?«
»Eine Hochzeit mit dreihundert Gästen.«
Nero war beeindruckt. »Vielleicht solltest du dafür sorgen, dass sie sich entscheiden. Für dich, meine ich.«
»Sie besichtigen noch die Räumlichkeiten.«
»Sie sollten lieber die Küche
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