Der Montagsmann: Roman (German Edition)
beleidigt. »Wer wirft denn hier Knüppel? Ich etwa?«
»Du hältst mich vom Kochen ab. Und von der Akquisition.«
Nero kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Wovon?«
»Davon, Gäste für den Laden hier aufzutreiben.«
Nero wirkte verärgert. »Immer noch derselbe Besserwisser, was? Musst es ständig raushängen lassen, dass du länger zur Schule gegangen bist als ich und die anderen.«
Fabio seufzte unhörbar. »Haben wir noch was zu besprechen, oder war es das für heute?«
Nero furchte die Stirn, ihm war anzusehen, dass er vorgehabt hatte, ein bisschen mehr Druck zu machen als beim letzten Mal, aber anscheinend hatte die gute Nachricht über die Verlobung ihm den Wind aus den Segeln genommen.
»Gut, dann geh ich jetzt«, sagte er. »Aber ich komme wieder.« Er ging zur Tür und drehte sich um. »Um deine Verlobte kennen zu lernen. Nur, damit ich Giulio erzählen kann, dass er sich wegen dir und Raphaela keine Gedanken mehr machen muss.« Plötzlich grinste er breit und zeigte mit dem Finger auf Fabio. »Kann aber auch sein, dass du es ihm selbst erzählen kannst.«
»Was meinst du damit?«
»Er ist für ein paar Wochen in der Stadt.«
»Wer?«, fragte Fabio, während er blitzschnell versuchte, seine konfusen Gedanken zu ordnen.
»Wer wohl?«
»Giulio?«
»Genau der.«
»Was will er hier?«
Nero zuckte mit den Achseln. »Geschäfte machen, nehme ich an.«
Fabio hatte den deutlichen und ziemlich unangenehmen Eindruck, dass Giulio möglicherweise nicht nur Geschäfte hier in der Gegend machen wollte. Wie es aussah, würde ihm bald höllischer Ärger ins Haus stehen.
I sabel zuckte erschrocken zusammen, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Sie ging sofort die drei Schritte zurück und suchte nach der Klinke, doch zu ihrem Erstaunen fand sie keine, nur einen metallischen Beschlag, wo vielleicht vor hundert Jahren ein Türknauf gesessen hatte.
Sie verbrachte eine halbe Ewigkeit damit, den Lichtschalter zu suchen. Nach einer Weile fand sie sogar einen, ein altertümliches Ding, das man drehen statt knipsen musste. Sie betätigte es, aber außer einem durchdringenden Knacken passierte nichts. Wahrscheinlich lag es daran, dass diese komischen Schalter ebenfalls vor hundert Jahren modern gewesen waren. Die dazugehörige Stromleitung war bestimmt schon seit Jahrzehnten verrottet.
Isabel tastete sich in die Richtung, wo sie ein Fenster vermutete, und tatsächlich stießen ihre ausgestreckten Hände gegen eine Glasscheibe. Eine Vorrichtung zum Öffnen von Rollläden suchte sie jedoch vergebens, folglich konnte es sich hier nur um Klappläden handeln. Um die zu öffnen, hätte sie zuerst das Fenster aufkriegen müssen, doch der Griff war allem Anschein nach zugerostet. Sosehr sie auch rüttelte – es tat sich nichts.
Sie überlegte kurz, woran diese Situation sie erinnerte. Richtig, an irgendwelche blöden Filmtitel. Sie waren umso blöder, als sie die Filme nie gesehen hatte. Aber dafür waren die Titel sehr aussagekräftig. Lebendig begraben. Die Nacht der lebenden Toten .
Doch so schnell gab sie nicht auf. Aus der Dunkelheit kamen immer noch Erics und Daphnes Stimmen, das war nicht zu überhören. Isabel drehte sich lauschend einmal um die eigene Achse und stolperte anschließend über ihre Füße, während sie sich seitlich nach rechts auf die Wand zubewegte, von der sie meinte, dass hier die Stimmen deutlicher zu hören waren.
Sie drückte gegen die Paneele und japste überrascht, als sich in der scheinbar türlosen Wand eine Öffnung vor ihr auftat. Als sie hindurchgehen wollte, stieß die Spitze ihres Pumps gegen eine steinerne Stufe.
»Aha«, murmelte sie. »Eine Geheimtür mit einer Treppe. Ein richtiges Gruselschloss. Wie im Film.«
Ohne zu zögern, stieg sie die Treppe hoch und stützte sich dabei an den Wänden ab. Die Stufen waren merkwürdig hoch und schmal, eher wie bei einer Leiter als einer vernünftigen Treppe. Hier hatte sich eindeutig ein Stümper von Maurer ausgetobt.
Isabel stieg in der muffigen, von Spinnweben durchsetzten Finsternis aufwärts, bis ihre Hände gegen ein hölzernes Hindernis stießen.
Sie gab einen unterdrückten Fluch von sich, als sie hängen blieb und sich einen Nagel einriss. Wozu gab sie eigentlich so viel Geld im Nagelstudio aus, wenn die Verlängerungen nicht die kleinste Erschütterung aushielten?
»War da was?«, hörte sie plötzlich Daphnes Stimme in aller Deutlichkeit sagen.
»Nein, das bildest du dir ein«, erwiderte Erik.
»Ich habe aber
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