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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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alles.«
    Charlo glotzt ihn an.
    »Vierzig?« stottert er. »Aber die Uhr allein ist doch sicher siebzig wert. Oder vielleicht sogar achtzig.«
    »Im Laden ja. Aber wir sind hier nicht im Laden.«
    »Nein, nein, das ist mir schon klar.«
    »Ich muß natürlich auch etwas verdienen, das ist dir ja wohl klar. Und ich gehe ein Risiko ein, und auch dafür hast du zu bezahlen.«
    »Natürlich.« Charlo nickt mechanisch. Er hatte auf fünfzig oder sechzig gehofft, aber er wagt nicht, den anderen zu bedrängen. Der Mann hat das Geld in der Jackentasche, und fängt an abzuzählen.
    »Du kannst die Tasche als Zugabe haben«, sagt Charlo. Wieder versucht er ein Lächeln, aber das wird nicht erwidert. Er ist angespannt, muß die Stimmung etwas auflockern. Es ist eine Erleichterung, das Silber loszusein, jetzt will er einfach nur sein Geld. Das bekommt er. Er zählt, nickt, es stimmt. Der Hehler öffnet die Tür, stellt einen Fuß auf den Boden und mustert ihn mit scharfem Blick.
    »Wir brauchen uns gegenseitig, also halt die Klappe.«
    Charlo nickt und erwidert den Blick des anderen. Der Mann verschwindet in sein eigenes Auto, läßt den Motor an und fährt los. Die roten Rücklichter sind nicht mehr zu sehen. Charlo steckt das Geld in seine linke Innentasche, dort liegt es an seinem Herzen. Jetzt kann er endlich tätig werden.

DER FUCHS WIRD ihn mit großen schwarzen Augen und freundlich gespitzten Ohren empfangen. Vielleicht sogar mit einem kleinen freudigen Wiehern. Der Fuchs wird den großen Kopf senken und seine salzigen Finger ablecken, wird ein wenig an seiner Jacke zupfen. Charlo steuert das Reitzentrum an und verlangsamt sein Tempo, als er sich den Koppeln nähert. Er hält an und läuft zum Stall, geht durch die Tür. Er geht zur hintersten Box und erstarrt. Die ist leer.
    Er bleibt wie erschlagen stehen und starrt vor sich hin. Ist ihm irgend jemand zuvorgekommen? Nein, das darf nicht sein, der Fuchs gehört ihm! In diesem Moment hört er die Tür, und gleich darauf kommt Møller auf ihn zu. Die Reitstiefel knallen auf den Zement.
    »Die Kleine ist in der Reithalle«, sagt er. »Dann können Sie jetzt mal sehen, was er kann.«
    Charlo atmet auf. Møller bleibt vor ihm stehen, breitbeinig und betont männlich in seiner grünen Joppe.
    »Sie haben noch immer Interesse?«
    »Absolut«, sagt Charlo und nickt. »Aber was ist mit Ihrer Tochter? Was sagt die?«
    »Sie hat nichts dagegen.« Der Mann steht breitbeinig da und mustert Charlo eindringlich. »Wenn Sie vierzigtausend schaffen, dann ist das abgemacht.« Charlo blickt ihn mit großen Augen an, in seinem Kopf wirbeln die Gedanken durcheinander. Vierzigtausend. Das schafft er. Sein Herz hämmert. Er lächelt strahlend und nickt.
    »Ich schau ihn mir mal an.«
    »Tun Sie das«, sagt Møller. »Ihr ist es egal, ob ihr jemand zusieht, sie ist daran gewöhnt, und sie ist gut.«
    Ach ja!, aber so gut nun auch wieder nicht, denkt Charlo, er öffnet abermals die schwere Stalltür und stapft weiter zur Reithalle. Das breite Tor dort steht offen. Langsam geht er hinein und erkennt den Fuchs sofort. Sein Herz macht einen Purzelbaum. Rittlings auf dem Pferd sitzt ein Teenager, bekleidet mit einer weißen Hose und einem schwarzen Rollkragenpullover. Sie schaut ihn kurz an und konzentriert sich dann wieder auf das Pferd. Charlo holt sich einen Stuhl. Das Mädchen reitet zur Wand, wo eine Musikanlage hängt, er kann sehen, daß sie in einem Regal nach einer CD sucht. Sie will zeigen, was sie kann. Das Pferd wartet geduldig. Dann findet sie das was sie sucht, streckt sich, legt die CD ein, packt wieder die Zügel. Sekunden später ist die Musik in der Halle zu hören. Zuerst kann er die Melodie nicht erkennen, der Anfang ist ihm fremd, aber dann setzen Trommeln und ein Chor aus feierlichen Stimmen ein. Das ist die Musik von Vangelis, The Conquest of Paradise. An der Lautstärke gibt es nichts auszusetzen, die Musik füllt die ganze Reithalle, er geht davon aus, daß die an die zweitausend Quadratmeter groß ist. Er spürt, wie die Musik sich hinter seinem Brustbein ausbreitet, sie betäubt ihn und erfüllt ihn, läßt ihn in sich zusammensinken. Seine Augen glänzen, er hat eine Gänsehaut. Das Mädchen läßt das Pferd in den Schritt fallen. Charlo nimmt diesen Anblick in sich auf, während der Puls hinter seiner Schläfe pocht. Sie reitet mit kurzen straffen Zügeln und ganz wenigen Signalen. Fünfzig Kilo Mädchen dirigieren sechshundert Kilo Pferd. Sie macht das mit einer

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