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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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weiß, wann sie Durst hat, dann bringt er ihr zu trinken. Er sitzt auf einem Stuhl hinten in der Reithalle, die gelbe Decke über den Knien, sitzt da wie eine treue alte Ehefrau. Davor aber erledigt er seine eigene Arbeit. Er repariert und dreht und streicht an, er wechselt zerbrochene Fensterscheiben aus, er fährt Futter in den Schuppen, er fährt Pferdemist weg. Er füttert, er überprüft Wassertröge und Beleuchtung, dreht neue Glühbirnen rein und stellt Mausefallen auf. Er fegt im Stallgang und schippt auf dem Platz vor der Reithalle Schnee. Er streut Sand, einen breiten Streifen vom Stall und weiter, damit die Pferde nicht ausrutschen und sich die Beine brechen. Jeden Tag um drei wartet er im Auto vor der Schule. Julie kommt bei jedem Wetter, Julie stürzt sich in die Arbeit, Crazy soll die schwierigen Übungen meistern. Soll seinen riesigen muskulösen Körper dazu bringen, ihrem leisesten Wunsch zu gehorchen. Charlo stellt Hindernisse für sie auf, er hält den Atem an, wenn das Pferd auf das Ziel zugaloppiert, ist mit dem ganzen Körper dabei, möchte ihr hinüberhelfen. Die Landung ist unsanft. Julie klammert sich mit den Waden fest, wieder und wieder fegt sie hinüber. Er genießt diese Tage, er schaut nicht zurück. Er ist erfüllt von einer tiefen Freude darüber, daß er einige glückliche Tage erleben darf.
    Es ist Januar und kalt. Julie reitet im Thermoanzug, Crazy bekommt keine Wärme in seinen großen Körper, er ist steif und unwillig. Julie ist erschöpft. Charlo versucht, sie zum Aufgeben zu bewegen.
    »Bring ihn in die Box«, sagt er. »Heute können wir uns mit Saubermachen begnügen. Und du nimmst dir einen Tag frei. Es macht doch nichts, wenn er mal einen Tag nur dasteht.«
    Wütend schüttelt sie den Kopf.
    »Kommt nicht in Frage. Pferde müssen laufen«, sagt sie energisch. »Sie müssen jeden Tag laufen.«
    Er lobt und ermuntert, er tröstet, wenn sie klagt. Er tut Buße für all seine Sünden. Und sie klammert sich an ihn wie früher als kleines Kind. Meine Tochter, denkt er, die schöne Rothaarige, meine Tochter, die Tierärztin.
    An einem solchen eiskalten Tag im Januar passiert ihm erneut etwas Seltsames. Etwas Beängstigendes und Unbegreifliches. Er hilft Julie beim Ausmisten. Eifrig ist er mit der Mistgabel am Werk, spürt, daß er Muskeln in den Armen hat. Und wo er schon dabei ist, mistet er auch in der Nachbarbox aus. Und in der daneben, die Späne fliegen nur so auf. Die Karre füllt sich und ist vom Pferdemist bleischwer. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn, merkt, daß sein Hemd auf seinem Rücken kalt ist. Er öffnet die Luke. Holt die Karre, packt sie an den Griffen und schiebt sie durch den Gang. Dann gibt sein eines Bein unter ihm nach, er stürzt vornüber, sein Gesicht wird in den feuchten Mist gepreßt. Die Karre kippt zur Seite, der Inhalt ergießt sich über seinen Kopf. Verdutzt bleibt er liegen und zappelt, er nimmt den scharfen Gestank wahr, fährt sich verwirrt übers Gesicht. Überall klebt Pferdemist, in den Augen, im Mund, in seinem Nacken. Verzweifelt versucht er, auf die Beine zu kommen. Da hört er Julies Lachen. Dieses Lachen hat er noch nie gehört, es perlt herzlich und hell über seinem Kopf, und er stellt sich vor, wie komisch er aussieht, wie er da unter der Karre auf dem Boden liegt. Und Julie lacht, sie kann einfach nicht aufhören. Er selbst ist stumm. Er versucht verzweifelt, auf die Beine zu kommen, versucht, die Karre wieder aufzurichten, Julie kann ihm nicht helfen, sie klammert sich an einen Besen und lacht dermaßen, daß es im ganzen Stall widerhallt. Endlich verstummt sie. Nur ab und zu keucht sie noch auf. Sie hört auf, weil er nichts sagt, er müht sich ab, um auf die Beine zu kommen. Sie läuft zu ihm, greift mit beiden Händen nach der Karre, zieht sie hoch.
    »Aber Papa«, sagt sie.
    Noch immer liegt ein Rest von Lachen in ihrer Stimme, aber es ist auch noch etwas anderes da, eine leichte Besorgnis. Weil er nicht mitlacht.
    »Was ist denn passiert?« fragt sie und wischt sich die Lachtränen aus dem Gesicht.
    Charlo steht jetzt wieder, er schaut an sich hinunter, weicht ihren Blicken aus.
    »Naja«, sagt er unsicher. »Mein eines Bein ist weggeknickt. Das war seltsam.«
    Sie keucht wieder auf, tritt auf ihn zu, fängt an, seine Jacke abzuwischen, jetzt ist sie liebevoll, tröstend.
    »Ich muß den Besen nehmen«, sagt sie. »Das sitzt in deinen Kleidern fest, du mußt sofort nach Hause fahren und duschen, Papa. Himmel, du siehst

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