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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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würde, entschloß sie sich vielleicht, noch ein wenig
hierzubleiben.
    Als sie mittags zurückkam, fand Elizabeth die Nachricht
vor. Der Anblick des Umschlages – kirschrot mit weißem
Rand, das Firmenzeichen von Winters Enterprises – mit
ihrem Namen in der vertrauten energischen Handschrift
weckte Erinnerungen. Wie oft war ein Brief auf dem
gleichen Papier, in der gleichen Handschrift während der
Pause in ihrer Garderobe abgegeben worden? «Hallo,
Elizabeth, bin eben eingetroffen. Wollen wir nach der
Vorstellung zusammen essen – falls Du nichts anderes
vorhast? Der erste Akt war großartig. Herzliche Grüße
Ted.» Sie aßen miteinander und riefen Leila vom
Restaurant aus an. «Gib acht auf den Meinen, Spatz. Paß
auf, daß ihn kein aufgetakeltes Flittchen ködert.»
    Sie hatten beide das Ohr an den Hörer gepreßt. «Du hast
mich geködert, Superstar», war dann Teds Antwort.
Und sie spürte seine Nähe, seine Wange dicht an der
ihren; ihre Finger klammerten sich an das Telefon, und sie
hatte nur den einen Wunsch: daß sie den Mut aufbringen
könnte, ihn nicht zu sehen.
Sie öffnete den Umschlag. Nachdem sie zwei Sätze
gelesen hatte, stieß sie einen erstickten Schrei aus und
mußte eine Weile innehalten, ehe sie die Kraft aufbrachte,
die Lektüre zu beenden.
    Liebe Elizabeth, Ich kann Dir nur sagen, daß es mir leid
tut, und das sind nur Worte … Du hattest recht. Der Baron
hörte in jener Nacht meinen Streit mit Leila. Syd sah mich
auf der Straße. Ich erzählte ihm, Leila sei tot. Es hat
keinen Sinn mehr, die Behauptung aufrechterhalten zu
wollen, ich sei nicht dort gewesen. Glaub mir, ich hab
nicht die leiseste Erinnerung an jene Augenblicke, aber
angesichts all dieser Fakten werde ich mich nach meiner
Rückkehr des Totschlags für schuldig bekennen.
    Zumindest wird dies einen Schlußpunkt unter diese
furchtbare Angelegenheit setzen und Dir den Alptraum
ersparen, in meinem Prozeß auszusagen und Leilas Tod in
allen Einzelheiten noch einmal durchmachen zu müssen.
    Gott schütze Dich. Vor langer Zeit erzählte mir Leila,
daß sie Dir damals, als Ihr von Kentucky nach New York
aufgebrochen seid und Du, ein kleines Mädchen, Angst
hattest, ein Lied vorgesungen hat: «Ich will dich nie mehr
weinen sehn.»
    Denke an sie, wie sie Dir jetzt dieses Lied vorsingt, und
versuche, einen neuen und glücklicheren Abschnitt Deines
Lebens zu beginnen.
Ted
    Die nächsten zwei Stunden kauerte Elizabeth auf der
Couch, die Arme um die Knie geschlungen, blicklos vor
sich hin starrend. Das war es doch, was du wolltest,
versuchte sie sich einzureden. Er wird für das bezahlen,
was er Leila angetan hat. Doch der Schmerz quälte sie so
übermächtig, daß er sie allmählich betäubte. Als sie sich
erhob, waren ihre Beine steif geworden, so daß sie sich
vorsichtig wie eine alte Frau bewegte. Trotz allem gab es
da immer noch die Sache mit den anonymen Briefen.
    Sie würde nun nicht eher ruhen, bis sie herausgefunden
hatte, wer der Absender und damit auch der Urheber des
Dramas war.
    Nach ein Uhr erhielt Ted einen Anruf von Bartlett. «Wir
müssen sofort miteinander reden», teilte ihm Henry kurz
mit. «Kommen Sie zu mir rüber, sobald Sie können.»
    «Gibt es einen Grund, weshalb wir uns nicht hier treffen
können?»
«Ich erwarte ein paar Anrufe aus New York, die ich
keinesfalls verpassen möchte.»
Als Craig ihm öffnete, hielt sich Ted nicht mit langen
Vorreden auf. «Was ist los?»
«Es wird Ihnen nicht gefallen.»
Bartlett saß nicht wie üblich an dem ovalen Eßtisch, den
er zum Arbeiten benutzte, sondern zurückgelehnt in einem
Armsessel, die eine Hand auf dem Telefon, griffbereit. Er
sieht nachdenklich aus, befand Ted, fast wie ein
Philosoph, der vor ein unlösbares Problem gestellt wird.
«Wie schlimm ist es?» fragte Ted. «Zehn Jahre?
Fünfzehn Jahre?»
«Schlimmer. Man will kein Schuldbekenntnis
entgegennehmen. Es ist ein neuer Augenzeuge
aufgetaucht.»
Bartlett erklärte kurz und schonungslos: «Wie Sie
wissen, haben wir Privatdetektive auf Sally Ross
angesetzt. Wir wollten sie auf jede nur mögliche Weise
diskreditieren. Einer der Detektive befand sich vorletzte
Nacht in ihrem Wohnhaus. Ein Dieb wurde auf frischer
Tat ertappt, als er das einen Stock über Mrs. Ross
gelegene Apartment auszurauben versuchte. Er hat von
sich aus ein Abkommen mit dem Staatsanwalt getroffen.
Er war schon einmal in jener Wohnung. Am späten Abend
des 29. März. Er behauptet,

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