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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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üblichen Sicherheitsverschluß. Statt dessen gab es
eine eingearbeitete Vorrichtung. Sie untersuchte abermals
die Vorderseite. Die winzige Öffnung in der Mitte war ein
Mikrofon!
    Diese Entdeckung traf sie wie ein Schlag. Die scheinbar
simplen Fragen, Alvirahs Herumspielen an der Brosche –
damit hatte sie das Mikrofon ausgerichtet, um alles
mitzubekommen, was in ihrer Umgebung gesprochen
wurde. Der Koffer in ihrem Bungalow mit der
kostspieligen Ausrüstung, die Kassetten – sie mußte sie an
sich bringen, bevor es jemand anders tat.
Sie klingelte nach Vicky.
    Fünfzehn Minuten später war sie wieder in ihrem
Bungalow, mit den Kassetten und dem Recorder aus
Alvirah Meehans Koffer. Vicky wirkte nervös und etwas
verängstigt. «Hoffentlich hat uns keiner da reingehen
sehen», flüsterte sie.
«Ich übergebe alles Sheriff Alshorne», beruhigte sie
    Elizabeth.
«Ich möchte bloß sicherstellen, daß sie nicht spurlos
verschwinden, wenn Mrs. Medians Mann jemand davon
erzählt.» Sie stimmte Vickys Vorschlag zu, ihr Tee und
ein Sandwich zu bringen. Als Vicky mit dem Tablett
erschien, fand sie Elizabeth mit Kopfhörern vor, einen
Notizblock auf dem Schoß, einen Kugelschreiber in der
Hand, während sie die Tonbänder abspielte.

6
    Scott Alshorne schätzte keine ungeklärten Fälle, zumal
wenn sie derart verdächtige Begleitumstände aufwiesen.
Gut, Dora Samuels hatte unmittelbar vor ihrem Tod einen
leichten Schlaganfall erlitten. Wie lange vorher? Auf
Alvirah Meehans Gesicht hatte sich ein Blutstropfen
gefunden, der auf eine Injektion schließen ließ. Der
Laborbefund zeigte einen sehr niedrigen
Blutzuckerspiegel, möglicherweise die Folge einer
Injektion. Die Intensivmaßnahmen des Barons hatten ihr
zum Glück das Leben gerettet.
    Mrs. Meehans Mann konnte erst sehr spät ausfindig
gemacht werden – um ein Uhr früh New Yorker Zeit. Er
hatte ein Flugzeug gechartert und traf um 7 Uhr morgens
Ortszeit ein. Am frühen Nachmittag fuhr Scott ins
Monterey Hospital, um mit ihm zu sprechen.
    Der Anblick von Mrs. Meehan – geisterhaft bleich,
kaum atmend, an Apparate angeschlossen – erschien Scott
unwirklich. Menschen wie Mrs. Meehan sollten eigentlich
nicht krank werden. Sie waren dafür zu robust, zu
lebensvoll. Der stämmige Mann, der ihm den Rücken
zukehrte, nahm offenbar keine Notiz von seiner
Anwesenheit. Er saß vornübergebeugt und flüsterte seiner
Frau etwas zu.
    Scott tippte ihm auf die Schulter. «Mr. Meehan, ich bin
Scott Alshorne, der Sheriff von Monterey County. Das mit
Ihrer Frau tut mir sehr leid.»
    Willy Meehan machte eine ruckartige Kopfbewegung in
Richtung Schwesternstation. «Ich weiß genau, was die
über ihren Zustand denken. Aber ich sag Ihnen, sie wird
wieder kerngesund. Ich hab ihr angedroht, wenn sie sich
untersteht und vor mir stirbt, dann verjuxe ich das ganze
Geld mit einem blonden Flittchen. Dazu läßt sie’s nicht
kommen – nicht wahr, Schatz?» Tränen rollten ihm über
die Wangen.
    «Mr. Meehan, ich muß mich kurz mit Ihnen unterhalten,
nur ein paar Minuten.»
Sie konnte hören, wie Willy auf sie zuging, doch er blieb
unerreichbar. Noch nie hatte sich Alvirah so schwach
gefühlt. Sie konnte nicht einmal die Hand bewegen, sie
war so müde.
Und dabei mußte sie ihnen etwas sagen. Sie wußte jetzt,
was geschehen war. Es war sonnenklar. Sie mußte sich
irgendwie zum Sprechen bringen, versuchte, die Lippen zu
bewegen, aber es ging nicht. Dann bemühte sie sich, mit
dem Finger zu wackeln. Willys Hand lag auf der ihren,
und sie konnte einfach nicht die Kraft aufbringen, ihm
begreiflich zu machen, daß sie ihm etwas mitteilen wollte.
Wenn sie doch bloß die Lippen bewegen, seine
Aufmerksamkeit erwecken könnte … Er sprach von den
Reisen, die sie unternehmen wollten. Sie empfand eine
leichte Gereiztheit, hätte ihm gerne zugerufen, er solle den
Mund halten und ihr zuhören … Bitte, Willy, hör mir zu

    Das Gespräch auf dem Korridor vor der Intensivstation
verlief ergebnislos. Alvirah hatte eine Konstitution «wie
ein Pferd». Sie war nie krank, nahm keine Medikamente.
Scott fragte erst gar nicht, ob sie vielleicht drogensüchtig
sein könnte. Das war sowieso ausgeschlossen, und er
wollte den verzweifelten Ehemann nicht kränken.
«Sie hat sich so auf diese Reise gefreut», erzählte Willy
Meehan.
    «Sie hat sogar für den Globe Artikel darüber
geschrieben. Sie hätten sehen sollen, wie aufgeregt sie
war, als die ihr zeigten, wie man

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