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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Minuten vor vier
deutete Ernie nervös nach vorn. «Dort. Bei der Ampel.
Das ist Jimbos Laster.»
«Gehen wir», befahl Wilma.
Loretta öffnete die Tür wieder mit strahlendem Lächeln.
Wilma stellte mit grimmiger Befriedigung fest, daß das
Lächeln diesmal aber sehr, sehr verkrampft wirkte.
«Ernie. Wilma. Wie nett. Ihr seid tatsächlich auf einen
Weihnachtsdrink vorbeigekommen.»
«Ich werde den Weihnachtsdrink später zu mir nehmen»,
erklärte Wilma. «Um zu feiern, daß wir unser Los
wiederhaben. Wie geht es deinem Giftsumach-Ausschlag,
Loretta?»
«Der wird langsam besser. Aber mir gefällt dein Ton
nicht, Wilma.»
«Nein, wirklich?» Wilma ging an dem Raumteiler mit
der schwarz-rot karierten Tapete vorbei und zog das Rollo
hoch. «Sieh mal an. Da ist ja Big Jimbo. Ihr beiden
Turteltäubchen könnt es wahrscheinlich nicht mehr
erwarten, zu schnäbeln. Er wird vermutlich richtig wütend
werden, wenn ich ihm erzähle, daß ich dich wegen
Ehebruch verklage, weil du es mit meinem Mann
getrieben hast.»
«Ich habe was?» Lorettas sorgfältig aufgetragener
purpurroter Lippenstift wirkte intensiver, weil ihr Gesicht
kalkweiß wurde.
«Du hast mich sehr gut verstanden. Ich habe Beweise
dafür. Ernie, zieh dein Hemd aus. Zeig dieser Verführerin
von Ehemännern deinen Ausschlag.»
«Ausschlag?» stöhnte Loretta.
«Giftsumach, genau wie deiner. Hat auf seiner Brust
begonnen, als du die Hand unter seine Unterwäsche
schobst, um zu dem Los zu gelangen. Komm schon.
Leugne es! Sag Jimbo, daß du nichts von einem Los weißt,
daß du und Ernie nur ein kleines Techtelmechtel hattet.»
«Du lügst. Verschwinde von hier. Knöpf das Hemd nicht
auf, Ernie.» Loretta packte fieberhaft Ernies Hände.
«Was für ein großer Mann dein Jimbo ist», stellte Wilma
bewundernd fest, als er aus dem Lastwagen kletterte. Sie
winkte ihm zu.
«Ein wirklich großer Mann.» Sie ließ das Rollo los und
ging rasch zu Loretta. «Er hat den Ausschlag auch dort
unten » , flüsterte sie.
«O mein Gott. Ich hole es. Ich hole es. Laß die Hose
an!» Loretta rannte in das kleine Eßzimmer und riß den
Wandschrank auf, der das Porzellanservice ihrer Mutter
enthielt. Sie hob mit zitternden Händen die Zuckerschale
heraus. Als sie nach dem Lotterielos griff, entglitt ihr die
Schale und zerbrach. In dem Augenblick, in dem sie
Wilma das Los in die Hand drückte, drehte sich Jimbos
Schlüssel im Schloß. «Verschwindet jetzt. Und haltet den
Mund.»
Wilma setzte sich auf die rot-schwarz karierte Couch.
«Es wäre wirklich merkwürdig, wenn wir jetzt
hinausstürmen würden. Ernie und ich werden dir und Big
Jimbo bei einem Weihnachtsdrink Gesellschaft leisten.»
    Die Häuser in ihrem Block waren auf den Dächern mit
Weihnachtsmännern, auf dem Rasen mit Engeln und um
die Fenster mit Lichterketten geschmückt. Als sie
ausstiegen, bemerkte Wilma mit friedlichem Lächeln, daß
es eine wirklich hübsche Wohngegend war. Drinnen
überreichte sie Ernie das Los. «Steck es in meine
Strumpfhose, wie du es vorgehabt hast.»
    Er ging gehorsam ins Schlafzimmer und suchte ihre
Lieblingsstrumpfhose heraus, die weiße mit den
Straßsteinen. Sie stöberte in seiner Schublade und förderte
einen seiner eleganten Socken zutage; er war etwas
unförmig, weil Wilma nicht besonders gut stricken konnte,
gehörte aber trotzdem zu seinem besten Paar. Während sie
die Strümpfe an dem Sims über dem Schein-Kamin
befestigte, sagte Ernie: «Wilma, ich habe..», seine Stimme
sank zu einem Flüstern herab … , «dort unten keinen
Giftsumach.»
    «Davon war ich überzeugt, aber es hat gewirkt. Jetzt
steck das Los in meine Strumpfhose, und ich stecke dein
Geschenk in deinen Socken.»
«Du hast mir ein Geschenk gekauft? Nach all den
Schwierigkeiten, die ich dir gemacht habe? O Wilma!»
    «Ich habe es nicht gekauft. Ich habe es aus dem
Medikamentenkästchen ausgegraben und eine Masche
drum gebunden.» Wilma ließ mit glücklichem Lächeln
eine Flasche mit Galmei-Tinktur, wie man sie bei
Ausschlägen verwendet, in Ernies Socken plumpsen.

DIE STIMME IM KELLER
    Als sie ankamen, war es dunkel. Mike steuerte den Wagen
von der schmutzigen Straße in die lange Zufahrt und hielt
vor dem kleinen Landhaus. Die Grundstücksmaklerin
hatte versprochen, Heizung und Beleuchtung
einzuschalten. Stromvergeudung war offenbar nicht ihre
Sache.
    Über der Tür entsandte eine Spezialbirne für
Insektenschutz einen fahlen gelblichen Strahl, der

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