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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zu Rate ging, hörte er
Sirenengeheul. Streifenwagen. Sie kamen näher. Erstaunt
beobachtete Willy, wie sie in die lange Zufahrt einbogen
und mit ohrenbetäubendem Lärm auf ihn zurasten.
Polizisten stürmten aus den Streifenwagen, sausten die
Stufen hinauf und hämmerten an die Tür.
    Kurz darauf bog eine Limousine in die Zufahrt ein und
hielt hinter den Streifenwagen. Willy sah den Hünen im
Trenchcoat mit einem Satz herausspringen und zur
Veranda hinaufeilen, immer zwei Stufen auf einmal. Willy
erhob sich schwerfällig und wuchtete sich aus dem
Wagen.
    Er kam gerade zurecht, um Alvirah zu packen, als sie
hinten aus der Limousine wankte. Sogar im Dunkeln
konnte er die Schramme auf ihrer Stirn sehen.
«Schätzchen, was ist denn passiert?»
    «Ich erzähl’s dir später. Bring mich rein. Ich möchte das
keinesfalls verpassen.»
Im Arbeitszimmer des verstorbenen Stuart Richards
erlebte Alvirah ihre Sternstunde. Sie deutete mit dem
Finger auf Ned und verkündete mit aller ihr zu Gebote
stehenden Lautstärke: «Er hat eine Pistole auf mich
gerichtet. Er hat den Gashahn aufgedreht. Er hat mich mit
dem Schädel gegen den Kamin geschmettert. Und mir
gesagt, daß Lillian Richards ihm drei Millionen Dollar
dafür bezahlt hat, daß er Cynthia mit fingierten Beweisen
als Mörderin hinstellte.»
Cynthia starrte ihre Stiefschwester unverwandt an. «Und
wenn die Batterien in Alvirahs Recorder nicht leer sind,
habe ich das Schuldgeständnis von beiden auf Band.»
    Am nächsten Morgen sorgte Willy für ein spätes
Frühstück, das er auf der Terrasse servierte. Der Sturm
hatte sich gelegt, und der Himmel war wieder strahlend
blau. Möwen stießen herunter und schnappten die an der
Oberfläche schwimmenden Fische. Die Bucht war ruhig,
und im feuchten Sand bauten Kinder friedlich ihre
Strandburgen.
    Alvirah, nicht allzu sehr mitgenommen, hatte ihren
Artikel beendet und ihn Charley Evans durchtelefoniert.
Charley hatte ihr die prachtvollste Brosche mit allen nur
denkbaren Verzierungen versprochen, die Juweliere zu
bieten hatten, und das eingebaute Mikrofon sollte so
empfindlich sein, daß es sogar das Niesen einer Maus im
Raum nebenan auffing.
    Jetzt kaute sie schmatzend an einem Krapfen mit
Schokoladenguß und schlürfte dazu Kaffee. «Da kommt ja
Jeff! Ein Jammer, daß er gestern nacht noch nach Boston
zurückfahren mußte. Aber war sein Bericht über die Sache
heute früh in den Nachrichten nicht einfach fabelhaft? Der
bringt’s noch mal weit beim Fernsehen, das kannst du mir
glauben.»
    «Der Junge hat dir das Leben gerettet, Schätzchen»,
kommentierte Willy. «Bei mir ist er gut angeschrieben. Ich
kann’s einfach nicht fassen, daß ich da hinten im Wagen
wie ein Schachtelmännchen zusammengerollt war,
während du mit dem Kopf neben dem Gasbrenner lagst.»
    Sie beobachteten, wie Jeff ausstieg und Cynthia in seine
Arme flog.
Alvirah schob ihren Stuhl zurück. «Ich geh’ mal auf
einen Sprung rüber. Eine reine Freude, wie die beiden sich
anschauen. So was von verliebt!»
Willy legte ihr sanft, aber energisch die Hand auf die
Schulter.
«Alvirah, mein Schatz, sei so lieb und kümmere dich
ausnahmsweise wenigstens fünf Minuten mal nur um
deine eigenen Angelegenheiten.»

DIE LEICHE IM SCHRANK
    Wenn Alvirah Meehan an jenem Augustabend gewußt
hätte, was sie in ihrer neuen Luxuswohnung in Central
Park South erwartete, wäre sie niemals aus dem Flugzeug
ausgestiegen. Doch diesmal gab ihr die bewährte innere
Stimme auch nicht das leiseste Alarmsignal.
    Auch wenn sie und Willy nach dem Lotteriegewinn das
Reisefieber gepackt hatte, kehrte Alvirah immer gern nach
New York zurück. Die Wolkenkratzer, deren Umrisse sich
gegen die Wolken abhoben, und die Lichter der Brücke,
die den East River überspannte, boten einen
herzerwärmenden Anblick.
    Willy tätschelte ihre Hand, und Alvirah drehte sich
liebevoll lächelnd zu ihm um. Er sieht einfach fabelhaft
aus in der neuen blauen Leinenjacke, die genau zu seiner
Augenfarbe paßt, dachte sie. Mit diesen Augen und dem
dichten weißen Haarschopf konnte Willy ohne weiteres als
Doppelgänger von Tip O’Neill passieren.
    Alvirah strich das rotbraune Haar glatt, das Dale in
London kürzlich getönt und gestylt hatte. Als Dale hörte,
daß Alvirah sechzig war, rang er nach Luft. «Sie machen
Witze», stammelte er.
    An ihrem Revers funkelte die rosettenförmige
Anstecknadel mit dem eingebauten Mikrofon. Damit
zeichnete Alvirah Gespräche auf,

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