Der Mord zum Sonnntag
gefunden, die sie zum Superstar
hochkatapultieren konnte.
Wenn das klappte, würde auch Syd wieder zum
Topagenten werden. Ein Schriftsteller war so gut wie sein
letztes Buch. Der Marktwert eines Schauspielers richtete
sich nach seinem letzten Film. Ein Agent brauchte
Millionenabschlüsse, um zur ersten Garnitur zu zählen.
Das Ziel, wieder zur Legende, zum zweiten Swifty Lazar
zu werden, lag greifbar nahe. Und diesmal würde er das
Geld nicht in Spielkasinos verpulvern oder auf der
Rennbahn lassen, das schwor er sich.
In ein paar Tagen würde er erfahren, ob Cheryl die Rolle
bekam. Unmittelbar vor der Abfahrt hatte er auf ihr
Drängen Bob Koenig zu Hause angerufen. Vor
fünfundzwanzig Jahren hatten sie sich in Hollywood
kennengelernt und angefreundet – Bob, frisch vom
College, und Syd, Laufbursche im Studio. Heute war Bob
Präsident von World Films. Scharfgeschnittenes Gesicht,
breite Schultern, verkörperte er auch äußerlich haargenau
den Studioboß des neuen Typs. Syd dagegen wußte, daß er
dem Rollenklischee «Brooklyn» entsprach – mit seinem
langen, etwas traurigen Gesicht, dem sich lichtenden
Kraushaar und dem Ansatz zum Bauch, gegen den auch
hartes Training nicht ankam. Ein weiterer Grund, Bob
Koenig zu beneiden.
Heute hatte Bob sich seine Gereiztheit anmerken lassen.
«Ruf mich nicht sonntags zu Hause an, um wieder übers
Geschäft zu reden! Cheryls Probeaufnahmen waren
verdammt gut. Wir begutachten auch noch andere
Mädchen. Du hörst von uns in den nächsten paar Tagen,
so oder so. Und ich will dir noch etwas verraten. Sie im
vorigen Jahr, als Leila LaSalle starb, in dem Stück
auftreten zu lassen, war ein schwerer Mißgriff und macht
uns die Entscheidung für sie so problematisch. Mich
sonntags zu Hause anzurufen, ist auch ein schwerer
Mißgriff.»
Bei der Erinnerung an das Gespräch bekam Syd feuchte
Hände. Ohne Blick für die Landschaft grübelte er darüber
nach, daß er einen Fehler begangen und eine Freundschaft
mißbraucht hatte. Wenn er in Zukunft nicht besser
aufpaßte, würde er keinen seiner Bekannten mehr
telefonisch erreichen, sondern mit der Ausrede abgespeist
werden, der Betreffende sei gerade «in einer Konferenz».
Und Bob hatte recht. Es war ein unverzeihlicher Fehler
von ihm gewesen, daß er Cheryl überredet hatte, nach nur
ein paar Proben kurzfristig in dem Stück einzuspringen.
Die Kritiker hatten sie in der Luft zerrissen.
Cheryl hatte neben ihm gestanden, als er Bob anrief, und
mitgehört, daß sie eben wegen jenes Stückes die Rolle
vielleicht nicht bekommen würde. Und das löste natürlich
eine Explosion aus. Nicht die erste und auch nicht die
letzte.
Dieses verfluchte Stück! Er war so überzeugt davon
gewesen, daß er nicht nachließ, bis er eine Million Dollar,
teils geschnorrt, teils gepumpt, zusammenhatte, um sie in
die Aufführung zu investieren! Es hätte ein Bombenerfolg
werden können. Und dann hatte Leila angefangen zu
trinken und es so zu drehen versucht, als sei das Stück
daran schuld …
Syd geriet in Rage, seine Kehle war wie ausgedörrt. Was
hatte er nicht alles für dieses Miststück getan, und dann
feuerte sie ihn im vollbesetzten Elaine, schrie ihm ihre
Beleidigungen vor der versammelten Branche ins Gesicht!
Und dabei wußte sie, wieviel Geld er in dieses Stück
gesteckt hatte!
Sie durchquerten Carmel; Touristenmassen auf den
Straßen; strahlender Sonnenschein; alles so gelöst und
heiter. Er nahm den längeren Weg und schlängelte sich
durch die verkehrsreichsten Straßen. Dabei konnte er die
Bemerkungen der Leute aufschnappen, als sie Cheryl
erkannten. Jetzt lächelte sie natürlich, versprühte Charme
und Liebreiz. Sie brauchte Publikum wie andere die Luft
zum Atmen.
Sie gelangten zum Schlagbaum von Pebble Beach. Er
bezahlte die Straßenbenutzungsgebühr. Sie passierten den
Pebble Beach Club, Crocker Woodland, den Toreingang
von Cypress Point Spa.
«Setz mich an meinem Bungalow ab», sagte Cheryl kurz
angebunden. «Ich möchte keinem in die Arme laufen,
bevor ich mich nicht wieder in Ordnung gebracht habe.»
Sie wandte sich ihm zu, nahm die Sonnenbrille ab. Ihre
unvergleichlichen Augen loderten. «Wie stehen meine
Chancen in Sachen Amanda, Syd?»
Er beantwortete die Frage genauso, wie er es in der
vergangenen Woche ein dutzendmal getan hatte. «Bestens,
Baby», beteuerte er.
«Allerbestens.»
Das sollten sie auch, sagte er sich, sonst ist alles aus.
4
Die «Westwind» ging
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