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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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diesen Patzer wieder ausbügeln könnte. Jedenfalls mußte ich mir ein für allemal reumütig eingestehen, daß ich eigentlich schon seit Jahren nichts mehr hätte tun dürfen, ohne meine Brille zu tragen. Wenn das nämlich zu besagtem Zeitpunkt der Fall gewesen wäre, hätte ich sofort bemerkt, daß Landry seinen Namen so ins Gästebuch eingetragen hatte, daß er sich wie Landowne las. Und obwohl an dem Haftbefehl absolut nichts auszusetzen und er tatsächlich auf ihn ausgestellt war, konnte ich bei der Überprüfung seiner Personalien natürlich nichts davon erfahren haben, wenn ich den falschen Namen durchgegeben hatte. Auf diesen Gedanken würde auch die Richterin früher oder später kommen, da sie ja die Akte des Angeklagten hatte.
    Und während ich noch überlegte, sah sie kurz zu mir herüber und flüsterte dann dem Gerichtsdiener etwas zu, worauf er ihr eine Kopie von der Akte des Angeklagten reichte. Aber nirgendwo würde dort vermerkt sein, daß der Angeklagte sich manchmal auch Landowne nannte. Ich saß also in der Falle, und dann machte mir Homer noch endgültig den Garaus.
    »Was tat Officer Morgan, nachdem Sie ihm den Zweitschlüssel gegeben hatten?« fragte der Verteidiger.
    »Er ging nach oben.«
    »Woher wissen Sie, daß er nach oben ging?«
    »Die Tür blieb einen Spaltbreit offen. Ich zog mir rasch meine Pantoffel an, weil ich ihm folgen wollte, um das Ganze mitzukriegen. Ich dachte, er würde jemanden verhaften und so.«
    »Erinnern Sie sich noch an unsere Unterhaltung kurz zuvor, Mr. Downey, als ich Ihnen ein paar Fragen stellte?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich auch noch, daß ich Sie gefragt habe, ob Officer Morgan von dem Münzfernsprecher in der Eingangshalle aus die Polizeizentrale angerufen hat?«
    »Ja.« Ich hatte einen unangenehmen Geschmack im Mund, als Homer das sagte. Mein Magen spielte verrückt, und ich hatte keine Pillen zur Hand.
    »Wissen Sie noch, was Sie bezüglich des Telefons sagten?«
    »Ja. Es hat nicht funktioniert. Es war schon seit einer Woche kaputt, und ich hatte bei der Telefongesellschaft angerufen. Ich war ganz schön sauer, weil ich dachte, sie hätten es, wie versprochen, am Abend zuvor repariert, als ich außer Haus war. Kurz bevor Officer Morgan kam, habe ich es probiert, und es ging immer noch nicht. Hat wie verrückt gesummt, wenn man eine Münze reingeworfen hat.«
    »Haben Sie an besagtem Vormittag eine Münze eingeworfen?«
    »Ja. Ich wollte die Telefongesellschaft anrufen, aber da es immer noch wie verrückt summte, ließ ich es bleiben und rief über meinen Apparat an.«
    »Sie konnten mit diesem Telefon also nicht telefonieren?«
    »Nein. Das war unmöglich.«
    »Ich nehme doch an, daß sich bei dieser Telefongesellschaft erfragen ließe, wann das Telefon schließlich repariert wurde?«
    »Einspruch, Euer Ehren«, meldete sich der Staatsanwalt halbherzig zu Wort.
    »Stattgegeben«, sagte die Richterin, die inzwischen nur noch mich ansah, während ich Homer anstarrte, um meine Augen irgendwie zu beschäftigen.
    »Sind Sie hinter Officer Morgan nach oben gegangen?« fragte der Verteidiger weiter. Der Staatsanwalt war inzwischen in seinem Sessel zusammengesunken und tippte mit seinem Bleistift nervös auf die Tischplatte. Ich hatte meine Aufregung überwunden und überlegte nur noch eiskalt, wie ich mich aus dieser Klemme würde befreien können und was ich sagen sollte, wenn sie mich noch einmal in den Zeugenstand riefen. Und ich konnte mir sehr gut vorstellen, daß die Verteidigung mich noch einmal aufrufen würde, da ich jetzt ihr Zeuge war. Ich gehörte ihnen.
    »Ich bin kurz nach Officer Morgan raufgerannt.«
    »Was haben Sie gesehen, als Sie oben angelangt waren?«
    »Officer Morgan stand vor Mr. Landownes Tür, als lauschte er. Er hatte seine Mütze abgenommen und sein Ohr gegen die Tür gepreßt.«
    »Glauben Sie, daß er Sie sehen konnte – beziehungsweise, hat er in Ihre Richtung geschaut?«
    »Nein, er hatte mir den Rücken zugewandt, und ich lugte nur ganz vorsichtig um die Ecke, da ich nicht wußte, was er vorhatte. Es hätte ja zu einer Schießerei kommen können, oder was weiß ich. Und so hätte ich gleich wieder die Treppe hinunterlaufen können, wenn es brenzlig geworden wäre.«
    »Haben Sie ihn an die Tür klopfen gehört?«
    »Nein, er hat nicht geklopft.«
    »Einspruch«, meldete sich der Staatsanwalt. »Der Zeuge wurde gefragt …«
    »In Ordnung.« Die Richterin hob die Hand, und der Staatsanwalt setzte sich wieder.
    »Haben Sie

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