Der müde Bulle
nicht zu probieren, ob Sie mit uns handeln können. Wir haben Sie nämlich am Schlafittchen.«
»Ich weiß, Mr. Bronski«, erwiderte sie keuchend. »Ich werde nicht versuchen, Sie auszutricksen. Ich will Ihnen helfen, so gut ich kann. Ich schwöre Ihnen, daß ich alles tun werde, was Sie von mir verlangen. Aber sorgen Sie bitte dafür, daß ich nicht ein drittesmal vor Gericht komme. Dieser Richter Bowers ist ein mieser Schweinehund. Er hat mir gedroht, mich einzulochen, wenn ich gegen meine Bewährung verstoße. Bitte, Mr. Bronski – Sie können ja gar nicht ahnen, wie es im Gefängnis ist. Sechs Monate würde ich auf keinen Fall überleben. Ich glaube, ich würde nicht einmal sechs Tage verkraften. Eher würde ich mich umbringen.«
»Sie wollen mir helfen? Was könnten Sie denn für mich tun?«
»Einiges. Ich weiß zum Beispiel eine Telefonnummer. Sogar zwei. Sie könnten noch zwei andere Annahmestellen wie diese hier ausnehmen. Ich gebe Ihnen die Nummern.«
»Woher wissen Sie die denn?«
»Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, Mr. Bronski. Ich kriege eben so einiges mit im Lauf der Zeit. Wenn sie besoffen oder high sind, dann erzählen sie mir alles mögliche – wie alle Männer.«
»Sie meinen Red Scalotta und seine Freunde?«
»Bitte, Mr. Bronski! Ich gebe Ihnen die Nummern, und Sie sorgen dafür, daß ich nicht ins Gefängnis komme.«
»Dafür müßten Sie schon ein bißchen mehr bieten, Reba.« Charlie setzte sich in einen mit violettem Satin bespannten Sessel, der neben einem unaufgeräumten Schminktisch stand, und steckte sich eine Zigarette an, während Reba an ihrer Unterlippe nagte und uns abwechselnd anstarrte. »Also, da müssen Sie sich wirklich was Besseres einfallen lassen«, fügte Charlie hinzu.
»Was wollen Sie denn sonst noch, Mr. Bronski? Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen.«
»Ich möchte das Hauptbüro«, sagte Charlie wie beiläufig. »Wie, bitte?«
»Ich möchte eines von Red Scalottas Hauptbüros. Nicht mehr und nicht weniger. Nehmen Sie hier weiterhin Ihre Anrufe entgegen. Am besten arbeiten Sie wie bisher für Red. Aber ich möchte das Hauptbüro, und ich glaube, Sie können mir dabei helfen.«
»Aber Mr. Bronski, ich bitte Sie! Mein Gott, darüber weiß ich doch überhaupt nichts. Das schwöre ich Ihnen. Woher sollte ich so etwas auch wissen? Ich nehme hier nur die Anrufe entgegen.«
»Sie sind immerhin Reds Freundin.«
»Red hat auch andere Freundinnen!«
»Aber Sie nehmen bei ihm eine Sonderstellung ein. Außerdem sind Sie nicht gerade auf den Kopf gefallen, und Sie bekommen auch einiges zu hören. Also sperren Sie mal schön Ihre Lauscher auf.«
»Aber Mr. Bronski, darüber weiß ich ganz bestimmt nichts. Ich schwöre Ihnen bei Gott, daß ich es Ihnen erzählen würde, wenn ich auch nur irgend etwas wüßte.«
»Da, rauchen Sie erst mal eine.« Charlie drückte Reba eine Zigarette in die zitternde Hand. Ich gab ihr Feuer, worauf sie wie ein gefangenes kleines Kaninchen aufsah. Sie würgte ein bißchen an dem Rauch, aber dann nahm sie einen tiefen Zug. Charlie ließ sie erst eine Weile rauchen. Sie stand kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch, worauf er es ja abgesehen hatte, und man sollte in einem solchen Augenblick eigentlich nicht zögern. Aber andrerseits war sie offensichtlich mit den Nerven völlig fertig, und man mußte immer ein wenig improvisieren, wenn das Opfer angeschlagen war. Also ließ Charlie sie kurz in Ruhe, damit sie sich wieder etwas fassen konnte. Aber nicht lange.
»Sie würden sich doch sicher nicht vor Red Scalotta stellen, wenn Sie sich dadurch ersparen könnten, ins Gefängnis zu wandern, Reba.«
»Ganz bestimmt nicht, Mr, Bronski. Ich würde nicht einmal meine eigene Mutter decken, wenn ich mir das Gefängnis ersparen könnte.«
»Wissen Sie noch, wie ich Sie das erstemal einkassiert habe? Wissen Sie noch, wie wir über all diese entsetzlichen Leute gesprochen haben, mit denen man im Knast so zu tun bekommt? Wissen Sie noch, was für eine Angst Sie damals hatten? Sind Sie damals nicht auch belästigt worden?«
»Ja.«
»Haben Sie auch eine Nacht im Gefängnis verbracht?«
»Nein, ich bin gegen Kaution freigelassen worden.«
»Aber wie stellen Sie sich das vor, wenn Sie jetzt sechs Monate kriegen, Reba? Dann werden Sie sogar mehr als einmal im Gefängnis übernachten müssen. Haben Sie im Gefängnis mal diese Dildos gesehen?«
»Was ist das denn?«
»Diese Plastikpimmel.«
»Das ist ja widerlich.« Sie
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