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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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selbst.«
    »Aber dieser Bowers ist ein ganz mieser Dreckskerl!«
    »Ich bin mir hundertprozentig sicher, Reba, daß sich das regeln lassen wird.«
    »Haben Sie noch eine Zigarette für mich?«
    »Erst möchte ich noch mit Ihnen reden. Ich habe nicht den ganzen Tag lang Zeit.«
    »Wenn er es doch herausbekommt, ist es um mich geschehen. Sie werden mich dann auf dem Gewissen haben, Mr. Bronski.«
    »Wo ist das Hauptbüro?«
    »Ich weiß es nur, weil ich Red einmal darüber habe reden hören. Es war an einem Abend, nachdem er sich gerade mit mir und einem Mädchen, das Josie hieß, vergnügt hatte. Sie war genauso pervers wie Red. Er hatte an diesem Abend auch noch einen Mann mitgebracht – einen Juden. Er hieß Aaron.«
    »So ein schmächtiger Kerl mit Glatze, einem grauen Schnurrbart und Brille?«
    »Ja, genau.«
    »Ich habe schon von ihm gehört.« Jetzt war es Charlie, der aufgeregt auf seinem Stuhl umherrutschte, da er offensichtlich auf die richtige Fährte gestoßen war. Und mir erging es ähnlich, wenn ich auch keine Ahnung hatte, wer Aaron war.
    »Jedenfalls hat dieser Aaron Josie und mir eine Weile zugesehen, und als Red dann zu uns ins Bett stieg, sagte er Aaron, er sollte ins Wohnzimmer gehen und sich's dort bequem machen. Red war an diesem Abend ganz schön aufgegeilt, aber wenigstens wurde er nicht gemein. Er hat mir an diesem Abend nicht weh getan. Könnte ich jetzt bitte eine Zigarette haben, Mr. Bronski?«
    »Da.« Charlies Hand zitterte leicht, als er ihr eine reichte. Das war ein gutes Zeichen, denn es zeigte, daß er sich immer noch ganz schön alterierte, wenn er einer wichtigen Information auf der Spur war.
    »Das tut gut«, hauchte Reba und sog heftig den Rauch ein. »Später hat Red dann für Josie ein Taxi gerufen und sie nach Hause geschickt. Danach hat er sich mit Aaron unterhalten, während ich im Schlafzimmer blieb. Die beiden dachten, ich würde schlafen, aber, wie bereits gesagt, bin ich ja nicht gerade auf den Kopf gefallen, Mr. Bronski. Ich halte meine Ohren immer schön offen. Aaron hat ständig irgend etwas von der ›Wäscherei‹ geredet. Ich habe erst nicht kapiert, worum es ging, obwohl ich wußte, daß Red eines seiner Büros verlegen wollte. Aber obwohl ich nie ein Büro gesehen habe, wußte ich doch, daß es sie gab, da er öfter mit Leuten aus der Branche darüber sprach. Aaron machte sich wegen der Tür zur Wäscherei Sorgen. Ich schloß daraus, daß der Eingang zu diesem Büro zu dicht an dieser Wäscherei lag. Aaron versuchte Red jedenfalls dazu zu überreden, eine zweite Tür nach hinten auf den Hinterhof hinaus anzubringen, aber Red befürchtete, dies könnte zu auffällig sein. Das habe ich also mitbekommen. Ein paar Wochen später führte mich Red zum Abendessen aus. Er sagte, er müßte vorher noch ein paar Sachen aus der Wäscherei abholen, parkte in der Sixth Street auf Höhe der Kenmore und verschwand durch einen Seiteneingang. Nach ein paar Minuten kam er dann wieder heraus und sagte, seine Anzüge wären noch nicht fertig. Und dann ist mir die Schrift im Fenster aufgefallen. Es war eine chinesische Wäscherei.« Reba nahm zwei kräftige Züge.
    »Das haben Sie aber sehr scharf beobachtet«, lobte sie Charlie.
    »Ich kann Ihnen natürlich nicht garantieren, daß das die richtige Wäscherei ist, Mr. Bronski. Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht einmal sicher, ob die Wäscherei, über die Red und Aaron sprachen, überhaupt etwas mit diesem Büro zu tun hatte. Ich vermute nur, daß es so ist.«
    »Ich glaube, daß Sie da richtig vermuten, Reba.«
    »Sie müssen mich schützen, Mr. Bronski. Ich muß mit ihm leben, und wenn er es herausfindet, bedeutet das meinen Tod – und zwar einen langsamen, grausamen Tod, Mr. Bronski. Er hat mir einmal erzählt, was er mit einem Mädchen gemacht hat, das ihn verpfiffen hat. Das lag bereits dreißig Jahre zurück, aber er hat darüber gesprochen, als wäre es erst gestern gewesen – und wie sie geschrien und geschrien hat … Es war so schrecklich, daß ich weinen mußte. Sie müssen mich auf jeden Fall schützen!«
    »Das werde ich auf jeden Fall tun, Reba. Darauf können Sie sich verlassen. Wissen Sie die Adresse dieser Wäscherei?«
    Sie nickte. »Im ersten Stock waren ein paar Büros, aber an den Fenstern im zweiten Stock stand nichts.«
    »Wunderbar!« Charlie zog nun seinen Schreibblock aus der Tasche, da er nicht mehr befürchten mußte, den Fluß des Gesprächs zu bremsen, wenn er sich Notizen machte.
    »Gib mir mal

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