Der müde Bulle
erschauerte.
»Was meinen Sie denn, wie Ihnen dabei zumute wäre, wenn Sie eines Nachts zwischen zwei richtig strammen, haarigen kessen Vätern aufwachen würden, die sich an Ihnen zu schaffen machen? Und was würden Sie wohl denken, wenn Sie allmählich merkten, daß Ihnen das auch noch Spaß macht? Im Gefängnis geht das vielen Mädchen so. Und früher oder später würden Sie sich dann vielleicht auch die Haare schneiden und Ihre hübschen, großen Titten zusammenschnüren, weil Sie keine Frau mehr sein wollen. Und dann können Sie nach der Entlassung anfangen, Pillen zu schlucken und sich zu spritzen, weil Sie sich selbst nicht mehr ausstehen können.«
»Warum müssen Sie mir das antun, Mr. Bronski?« Reba fing wieder zu weinen an. Sie ließ die Zigarette auf den Teppichboden fallen, worauf ich sie aufhob und ausdrückte. »Warum müßt ihr Männer einem immer weh tun? Es macht euch richtig Spaß, einem weh zu tun.«
»Tut Red Ihnen denn weh?« fragte Charlie ruhig. Er schwitzte leicht, als er sich am Stummel der letzten Zigarette eine neue anzündete.
»Ja! Er tut mir weh!« schrie sie plötzlich, so daß Fuzzy den Kopf durch die Tür hereinsteckte, um zu sehen, was hier vorging. Charlie scheuchte ihn jedoch wieder hinaus, während Reba haltlos zu schluchzen begann.
»Zwingt er Sie denn, irgendwelche schlimmen Dinge zu tun?« fragte Charlie weiter. Reba hatte sich inzwischen in ihre Hysterie hineingesteigert, und so fiel ihr gar nicht mehr auf, daß Charlie mit ihr sprach, als wäre sie höchstens zehn Jahre alt.
»Ja, dieses Schwein! Dieses fiese, widerliche Schwein! Er tut mir weh! Es macht ihm Spaß, mir weh zu tun! Dieser ekelhafte alte Knacker!«
»Ich könnte wetten, daß er Sie dazu zwingt, mit anderen Frauen rumzumachen«, drang Charlie weiter in sie und warf mir einen kurzen Blick zu. Mir wurde klar, daß der Bursche einiges von mir gelernt hatte. Er gehörte nicht zu denen, die ihn nur halb reinstecken.
»Er zwingt mich dazu, Mr. Bronski«, wimmerte Reba. »Ich hasse das, Mr. Bronski, aber er zwingt mich dazu. Ich schwör's Ihnen. Ich will das nicht mit diesen Frauen. So etwas hat mir noch nie gefallen, und außerdem ist es eine schreckliche Sünde, so etwas zu tun.«
»Ich möchte wetten, daß es Ihnen genausowenig Spaß macht, hier am Telefon zu sitzen und Wetten entgegenzunehmen, stimmt's?«
»Und wie ich das hasse, Mr. Bronski! Es ist einfach widerlich, den ganzen Tag nichts anderes zu tun – und die ständige Angst dabei … Er ist so ein verdammter alter Knauser. Niemals gibt er mir Geld. Für jeden Cent läßt er mich arbeiten. Mit diesen Frauen – das muß ich jede Woche so zwei bis drei Abende tun. Und dann muß ich in dieser miesen Wohnung vor diesen Scheißtelefonen herumsitzen, und dabei weiß ich, daß jeden Augenblick jemand von der Polizei kommen und mich ins Gefängnis stecken kann. Ich bitte Sie, Mr. Bronski, helfen Sie mir!«
»Dann werden Sie allerdings aufhören müssen, ihn zu decken«, meinte Charlie.
»Er wird mich umbringen, Mr. Bronski«, flüsterte Reba in panischer Angst.
»Er wird Ihnen schon nichts tun, Reba«, versuchte Charlie sie zu beruhigen. »Es wird Ihnen nicht das geringste passieren. Er wird nie erfahren, daß Sie es waren, die mir das alles erzählt hat. Wir werden dafür sorgen, daß der Eindruck entsteht, jemand anderer hätte uns alles verraten.«
Ihr Gesicht war totenbleich geworden. »Aber außer mir weiß das doch niemand.«
»Das werden wir schon hinkriegen, Reba. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Wir wissen schon, was wir tun müssen, um die Leute zu schützen, die uns helfen. Wir werden so tun, als hätte ihn jemand anderer hereingelegt. Ich verspreche Ihnen, er wird nicht merken, daß Sie uns das alles gesagt haben.«
»Dann schwören Sie mir bei Gott, daß Sie mich schützen werden!«
»Ich schwöre bei Gott, Sie zu schützen.«
»Schwören Sie mir bei Gott, daß ich nicht ins Gefängnis kommen werde.«
»Verhaften werden wir Sie schon müssen, Reba. Aber Sie können sicher sein, daß Red Sie binnen einer Stunde gegen Kaution wieder freikriegen wird. Wenn Ihr Fall dann vor Gericht kommt, werde ich persönlich mit Richter Bowers sprechen, und Sie werden nicht ins Gefängnis kommen.«
»Sind Sie sich dessen hundertprozentig sicher?«
»Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, Reba. Ich werde mich persönlich für Sie einsetzen. Die Richter sind doch immer bereit, jemandem noch eine Chance zu geben. Das wissen Sie doch
Weitere Kostenlose Bücher