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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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wiedererkannt und ihm auf der Stelle gesagt, er soll abhauen, sonst würde ich Bumper holen. Er muß sich deinen Namen wohl gemerkt haben, denn er war so schnell wieder hier draußen, daß er gar keine Zeit mehr hatte zu fluchen.«
    »Er konnte sich also an mich erinnern, wie?« Ich mußte grinsen.
    Odell stellte ein Glas kaltes Wasser vor mich und schenkte mir, ohne zu fragen, eine Tasse Kaffee ein. Die beiden wußten natürlich, daß ich nicht zum Revier in der Newton Street gehörte, und eigentlich bekamen nur die Jungs in den Newton-Street-Schwarzweißen etwas umsonst von ihnen. Aber seit der kleinen Auseinandersetzung mit Sneed mußte auch ich hier nicht mehr für mein Essen zahlen. Sie versuchten mich sogar zu überreden, öfter bei ihnen vorbeizuschauen. Ich wollte ihre Großzügigkeit jedoch nicht ausnützen. Vor dem Zwischenfall mit Sneed hatte ich immer nur die Hälfte bezahlt, wie das für jeden uniformierten Beamten üblich war.
    »Jetzt geht der Mittagsansturm los«, meinte Nate, und ich hörte ein paar Wagentüren schlagen. Etwa ein Dutzend Schwarzer kam lachend und schwatzend ins Lokal und nahm die geräumigen Nischen am Eingang in Beschlag. Vermutlich waren sie Lehrer. Es gab nämlich in der Nähe mehrere Schulen, und als Nate schließlich meinen Teller vor mich hinstellte, war das Lokal gerammelt voll. Teller war gut – eher hätte man das ganze eine Schlachtschüssel nennen sollen. Es war immer das gleiche. Ich bestellte Rippchen, und ich bekam Rippchen, allerdings eine doppelte Portion und dazu noch ein Rindersteak, triefend von Barbecue-Soße, köstliches frisches Brot, das gleich nebenan gebacken wurde, und eine ordentliche Portion Butter. Ich stippte die Soße mit dem Brot vom Teller, und Odell goß mir während des Essens immer wieder neue nach. Dazu hatte ich einen gehörigen Berg herrlich frischen Krautsalat und nur ein paar Pommes frites, da mein Teller unmöglich mehr gefaßt hätte.
    Während ich dann noch, mit dem Essen fertig, in Erinnerungen an die herrlichen Rippchen schwelgte, begann eine Kellnerin Nate und Odell an der Theke auszuhelfen, um die hungrige Meute zu befriedigen. Sie war für ihre schätzungsweise fünfunddreißig Jahre noch recht knackig, etwas dunkler als Nate und trug einen gemäßigten Afro, der mir gut gefiel. Ich mag nur diese übertrieben aufgemotzten Afros nicht. Sie hatte eine auffallend schmale Taille, und ihre Brüste ragten weit über ihren flachen Bauch hervor. Sie merkte, daß ich sie durchaus wohlwollend betrachtete, aber das schien sie nicht zu stören. Und schließlich macht so eine hübsche Frau eine hervorragende Mahlzeit erst perfekt.
    Odell blinzelte mir zu, als die Kellnerin gerade am anderen Ende der Theke stand. »Sie heißt Trudy.« Sein Gesichtsausdruck gab mir unmißverständlich zu verstehen, daß sie nicht verheiratet oder sonst irgendwie gebunden war. Ich hatte mich nämlich früher einmal ab und zu mit einer anderen von seinen Kellnerinnen getroffen, einem kräftigen Mädchen namens Wilma, das mit zweiunddreißig schon Großmutter war. Sie hatte ihren Job bei Odell bald darauf gekündigt und zum viertenmal geheiratet. Wir hatten damals wirklich viel Spaß miteinander gehabt. Ich brachte ihr den Swim, den Jerk und den Boogaloo bei, als diese Tänze gerade neu herauskamen. Zum Glück hatte ich sie rechtzeitig von meiner Madeleine-Carroll-Freundin gelernt.
    »Vielen Dank für den Tip, Odell. Vielleicht setze ich mich das nächstemal an einen Tisch, an dem sie bedient.«
    »Ist in letzter Zeit was Komisches passiert, Bumper?« erkundigte sich Nate, nachdem er ein paar Bestellungen in die Küche durchgegeben hatte.
    »In letzter Zeit nicht – warte mal! Habe ich euch eigentlich die Geschichte von diesem Riesenkerl erzählt, der genau vor eurem Lokal ein Stoppschild überfahren hat?«
    »Nein, schieß schon los«, forderte mich Odell auf und blieb, einen Teller in der Hand, stehen.
    »Na ja, dieser Kerl hat also ein Stoppschild überfahren, worauf ich ihm nach bin, und in der Forty-first habe ich ihn dann geschnappt. Der war vielleicht ein Brocken von einem Mann, kann ich euch sagen – sicher zwei Meter groß und um einiges schwerer als ich. Kein Fett, nur lauter Muskeln. Während ich seinen Strafzettel ausstelle, gebe ich noch seine Personalien durch, und da erfahre ich, daß der Kerl wegen einer schweren Verkehrsübertretung gesucht wird.«
    »Teufel auch«, flüsterte Nate, inzwischen ganz Ohr. »Habt ihr euch denn geprügelt?«
    »Ich

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