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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Mathematiker und erhielten ein mürrisches »Wiedersehen« zur Antwort.
    Ich hatte die Bibliothek bereits besichtigt, und wenn man erst einmal ein gewaltiges Lagerhaus voller Bücher gesehen hat, hat man sie alle gesehen. Außerdem war es ein lärmiger Ort, wo Hunderte von Gelehrten aus Leibeskräften lasen. Wenn Römer lasen, geschah das mit einem höflichen, würdevollen Murmeln, aber das war bei den Griechen und schlimmer noch bei den Asiaten ganz anders. Ich überließ Julia und Amphitryon den zweifelhaften Vergnügungen der Bibliothek, während ich auf dem großen äußeren Hof herum lungerte und die prachtvollen Statuen bewunderte. Ich hatte mir erst wenige Minuten dergestalt die Zeit vertrieben, als mein Sklave Hermes mit überaus willkommenen Schätzen im Arm nahte: einem vollen Weinschlauch und einigen Bechern. Ich hatte ihn mit der strikten Anweisung, sich nicht von der Stelle zu rühren, bei unserer Sänfte zurück gelassen. Natürlich hatte er meinen Befehl ignoriert. Er war ein unverbesserlicher kleiner Gauner, aber er machte es wieder wett, indem er meine Bedürfnisse mit geradezu mystischer Präzision erahnte.
    »Ich dachte mir, so viel Kultur auf einmal verträgst du nicht«, sagte er und schenkte mir einen Becher ein. »Deshalb bin ich zu einer Weinhandlung gegangen und habe uns ein wenig erstklassigen Lesbier besorgt.«
    Dankbar nahm ich den Becher. »Erinnere mich dran, dich irgendwann wegen Ungehorsams zu verkaufen.« Ich hob den Becher, um dem Standbild der Sappho zuzuprosten, die innerhalb der Säulenhalle des Tempels stand. Sie nahm diesen Ehrenplatz ein, weil die Griechen sie »die zehnte Muse« getauft hatten. Ich nahm einen großen Schluck und sprach die Statue an.
    »Jetzt weiß ich, wo du dir deine Inspiration geholt hast, altes Mädchen.« Die zahlreichen Touristen gaben entsetzte Laute von sich, weil jemand es wagte, an diesem Ort zu trinken, aber das war mir egal. Ein römischer Senator kann tun, was er will, und wir sind daran gewöhnt, daß uns irgendwelche hochnäsigen Ausländer Barbaren schimpfen. Auch Hermes goß sich einen Becher ein.
    »Ich hoffe, du hast eine wertvolle Information für mich«, sagte ich. »Auch meine Toleranz für deine Unverschämtheiten kennt Grenzen.«
    »Ich hab es direkt von einer der Kammerzofen der Kömgin«, versicherte er mir. »Sie ist wieder schwanger.« Das war eine der Arten, auf die Hermes mir nützlich war.
    »Ein weiteres königliches Balg!« rief ich. »Das wird die Dinge komplizieren, vor allem, wenn es ein Junge sein sollte.
    Eine weitere Prinzessin wäre nicht so schlimm, wo schon drei von der Sorte herumlaufen.«
    »Man sagt, daß Pothinus, der oberste Eunuch, ganz und gar nicht begeistert ist.« Hermes war in mehr Geheimnisse eingeweiht als das gesamte diplomatische Korps.
    »Warum sollte er auch. Es macht auch sein Leben komplizierter. Ganz zu schweigen davon, daß Eunuchen in aller Regel wenig Befriedigung über menschliche Fruchtbarkeit empfinden. Wie weit ist sie?«
    »Im dritten Monat. Berenike ist wütend, Kleopatra scheint glücklich darüber zu sein, und Arsinoe ist noch zu klein, um sich darum zu kümmern. Soweit ich weiß, hat man dem kleinen Ptolemaios die Neuigkeit noch nicht mitgeteilt.«
    »Was ist mit dem König?« wollte ich wissen.
    »In solch erhabenen Kreisen verkehre ich nicht. Du bist doch der große römische Offizielle.«
    »Das nützt mir auch nicht viel. Zur Zeit betätige ich mich als bewunderter Fremdenführer.«
    »Zumindest hast du angenehme Gesellschaft. Wärst du lieber in Rom, wo du ständig Clodius aus dem Weg gehen, dich möglicherweise von seiner Schwester vergiften lassen und dir darüber Sorgen machen müßtest, was Caesar für dich geplant hat? Genieße deinen Urlaub, sage ich dir.«
    »Hermes«, sagte ich, »wir stehen hier inmitten der bedeutendsten Ansammlung von Philosophen auf der ganzen Welt. Auf deinen weltklugen Rat kann ich gut verzichten.«
    Er schnaubte verächtlich. »Ich habe jede Menge von diesen Philosophen gesehen, seit wir hier sind. Weißt du, warum sie alle Sklaven haben, die ihnen den Hintern abwischen? Weil sie zu verrückt sind, es selbst zu tun.«
    »Du solltest nicht so über Menschen sprechen, die besser gestellt sind als du.« Ich warf ihm den leeren Becher zu. »Bring das zurück zur Sänfte. Und der Weinschlauch sollte besser nicht merklich flacher sein, wenn wir diesen Ort verlassen.«
    Da ich nach wie vor nichts mit mir anzufangen wußte, betrat ich den eigentlichen

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