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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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jenem Tag habe ich ihre Namen und Attribute nie wieder vergessen, und wenn mich mein Weg in die Nähe des Circus Flaminius führt, versäume ich es nie, ein wenig Weihrauch in ihre Roste zu geben.
    Mit dem Ausdruck größter Wertschätzung bedankte ich mich bei dem Priester. Ich war auf diese Erfahrung nicht vorbereitet gewesen, doch ich war mir eigenartig gewiß, daß mir die Erinnerung daran bis ans Ende meiner Tage teuer bleiben würde. Als ich den Tempel wieder verließ, kam es mir seltsam vor, daß draußen alles noch genauso war, wie ich es verlassen hatte. Wenige Minuten später traten Julia und Amphitryon aus der Bibliothek. Julia musterte mich merkwürdig.
    »Bist du betrunken?« fragte sie. »Es kommt mir noch reichlich früh vor.«
    »Ich schwöre, ich hab nur einen Becher getrunken«, sagte ich.
    »Und warum siehst du dann so komisch aus?«
    »Der Herr sieht aus, als sei ihm eine Vision der Götter zuteil geworden«, sagte Amphitryon ernst. »War das der Fall?«
    »Nein«, sagte ich hastig. »Zumindest glaube ich das nicht.
    Julia, laß uns zum Palast zurückkehren.«
    »Ich wollte mir eigentlich noch mehr ansehen«, meinte sie, »aber vielleicht sollten wir wirklich lieber umkehren.«
    Wir bedankten uns bei Amphitryon und gingen zu unserer Sänfte zurück. Ich versuchte, meine seltsame Stimmung mit unverbindlichem Geplauder zu überspielen, und bald plapperte Julia munter über die enorme Sammlung der Bibliothek, die ausreichte, um die ganze Stadt nach Papyrus riechen zu lassen.
    Ich versprach, ihr am nächsten Tag das Paneion zu zeigen, wo ich schon einmal gewesen war und deshalb keine ungewöhnlichen Erfahrungen erwartete. »Ach, übrigens«, sagte Julia, »Amphitryon hat uns zu einem Bankett eingeladen, das morgen im Museion gegeben wird. Es ist eine jährliche Festveranstaltung anläßlich der Gründung des Museions.«
    »O nein!« stöhnte ich. »Hättest du dich nicht entschuldigen können? Ich möchte nicht zu einen Bankett, bei dem ich mir jede Menge geschwollenes Gerede von Männern anhören muß, die keine Ahnung haben, wie man sich amüsiert.«
    »Berenike kommt auch«, beharrte sie, »und sie wird darauf bestehen, daß Fausta und ich ebenfalls teilnehmen. Du kannst natürlich tun und lassen, was du willst.«
    Ich wußte, was dieser Ton zu bedeuten hatte. »Natürlich werde ich kommen, meine Liebe. Wo ist Fausta übrigens?«
    »Sie ist zur Opferung der Bullen gegangen. So etwas gefällt ihr.«
    »Typisch. Hermes hat sich nach diesem Tempel erkundigt.
    Offenbar werden die Bullen kastriert, und ein Umhang aus ihren Hoden wird dem Gott über die Schulter gehängt wie bei dem Diana-Standbild in Ephesus.«
    Sie verzog das Gesicht. »Die Geschichten, die der Junge immer aufschnappt. Ich weiß nicht, wie du ihn erträgst.«
    »Er ist unterhaltsam, was mehr ist, als man von den meisten Sklaven behaupten kann, und wenn man die sich ihm bietenden Gelegenheiten bedenkt, stiehlt er auch sehr wenig.«
    Als wir wieder im Palast waren, suchte ich Creticus auf, der mit einigen anderen über Papieren konferierte, die eben eingetroffen waren. Als Rufus mich sah, ergriff er eines von ihnen und winkte mir damit zu.
    »Dies ist heute morgen mit einem Schnellboot eingetroffen, Decius. In Rom ist gewählt worden. Gaius Julius Caesar soll nächstes Jahr Konsul werden.«
    »Aber das hat doch niemand ernsthaft bezweifelt«, erwiderte ich. »Nun können seine Gläubiger wieder hoffen, ihr Geld zurück zu bekommen. Wer ist der andere?«
    »Bibulus«, sagte Creticus angewidert. »Sie hätten genausogut eine Auster wählen können.«
    »Dann wird es eben ein Ein-Mann-Konsulat«, erwiderte ich.
    »Na ja, wenigstens Julia wird sich freuen.«
    Wir studierten die Wahlergebnisse nach Freunden und Feinden. Wie üblich gab es genug von beiden. Creticus wies mit dem Finger auf einen Namen auf der Liste der neuen Tribunen.
    »Vatinius«, sagte er. »Er ist Caesars Mann, was bedeutet, daß Caesars Gesetze die Volksversammlungen wahrscheinlich passieren werden.«
    »Welche prokonsularischen Provinzen hat man ihnen zugewiesen?« fragte ich. Creticus murmelte vor sich hin, während er die Liste überflog, bis sein Mund plötzlich aufklappte.
    »Beiden hat man die Oberaufsicht über Landstraßen, Viehwege und Weiden in Italien zugeteilt!« Wir schüttelten uns alle vor Lachen.
    »Das ist eine tödliche Beleidigung!« bemerkte ich. »Das bedeutet Krieg zwischen Caesar und dem Senat.«
    Creticus wischte den Gedanken beiseite. »Nein,

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