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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Gaius Julius wird sich da irgendwie rauswinden. Bestimmt bringt er die Volksversammlungen dazu, ihm eine reiche Provinz zuzuteilen.
    Heutzutage können die Tribunen den Senat problemlos überstimmen. Denk dran, daß er auf einen Triumph verzichtet hat, um nach Rom zurück zu kehren und als Konsul zu kandidieren. Das hat ihm beim gemeinen Volk eine Menge Sympathie eingebracht. Sie glauben, daß man ihn betrogen hat, und werden sich auf seine Seite schlagen.«
    Der erstaunliche Aufstieg des Gaius Julius Caesar in der römischen Politik war eines der größten Wunder jener Zeit. Erst ziemlich spät in seinem Leben war er wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sich als versierter Politiker, talentierter Statthalter und unlängst in Spanien auch als kompetenter militärischer Führer erwiesen. Für jemanden, der bis dato nur wegen seiner Ausschweifungen und seiner Schulden berühmt war, eine um so erstaunlichere Karriere. Sein Posten in Spanien war lukrativ genug gewesen, sich die drängendsten Schulden vom Hals zu schaffen. Als Konsul war er vor der Belästigung durch die verbleibenden Gläubiger sicher, und wenn es ihm jetzt noch gelang, sich eine reiche Provinz zu sichern, würde er zu den respektabelsten Persönlichkeiten Roms zählen. Er war ein Mann, den jeder in Rom zu kennen glaubte und der doch allen ein Rätsel blieb.
    »Vielleicht kannst du bald nach Hause zurück kehren«, sagte Rufus. »Du bist doch mit Caesars Nichte verlobt, und für die Dauer seines Konsulats wird er Clodius am kurzen Zügel halten.«
    »Ich habe keine Angst vor Clodius«, sagte ich, nicht ganz wahrheitsgemäß.
    »Der Anblick, wie ihr beide euch auf dem Forum geprügelt habt, war eine Schande für die Familie«, erklärte Creticus.
    »Angst ist unwesentlich. Du fährst erst dann nach Hause, wenn die Familie dich zurück ruft.«
    »Na denn, soviel dazu«, sagte ich. »Ich habe übrigens gerade erfahren, daß die Königin schwanger ist.« Ich erzählte ihnen, was ich von Hermes gehört hatte.
    »Ein Ehrenmann sollte nichts auf Sklavenklatsch geben«, schnaubte Creticus verächtlich.
    »Sklavenklatsch hat mich nicht nur auf dem laufenden ge-, sondern zu mehr als einer Gelegenheit auch am Leben erhalten«, gab ich zurück. »Ich schätze die Information als verläßlich ein.«
    Wir diskutierten die Implikationen. Wie erwartet beklagten alle die Wahrscheinlichkeit eines weiteren männlichen Thronfolgers, der die römisch-ägyptischen Beziehungen komplizieren würde.
    Schlecht gelaunt löste sich die Versammlung wenig später auf.
    Am nächsten Tag begleitete ich Julia zum Paneion, eine von Alexandrias ausgefalleneren Sehenswürdigkeiten, ein künstlich aufgeschütteter Hügel mit einem Pfad, der sich spiralförmig auf seine Kuppe wand, auf der das Paneion selbst stand. Es war kein richtiger Tempel, will sagen, es gab keine Priesterschaft, und Opfer wurden auch nicht dargeboten. Es war eher ein Schrein für den vielgeliebten Gott.
    Der Aufstieg über den spiralförmigen Pfad war lang, aber landschaftlich reizvoll. Parallel zum Pfad verlief ein reichlich bepflanzter Grünstreifen, verziert mit hohen Pappeln, besetzt mit eigenartigen kleinen Grotten und Statuen von Pans Wald- und Wiesen-Gefolgschaft: herumtollende Faune, Nymphen jagende Satyre und sich den ganzen Weg den Hügel hinauf ergötzende Dryaden.
    Auf der Spitze stand ein Heiligtum ohne Wände, das nur an einem von schlanken Säulen getragenen Dach bestand, denn wer wollte einen Waldgott wie Pan hinter Mauern einsperren? Unter dem Dach stand das bronzene Standbild des Gottes, halb Mensch, doch behörnt und behuft und mit Ziegenbeinen, der seine Syrinx in einer Hand, ekstatisch tanzte.
    »Wie wunderschön!« sagte Julia, als wir zwischen den Säule hindurch gingen, und dann: »Um Himmels willen!« Sie starr auf das allseits berühmte Attribut dieses Gottes, einen steil aufgerichteten Penis, der den Unterarm eines Menschen an Länge leicht überragte.
    »Überrascht?« fragte ich. »Jede Hermes-Statue in jedem Garten ist ähnlich ausgestattet.«
    »Aber nicht so heroisch«, entgegnete Julia mit großen Augen.
    »Die Nymphen tun mir leid.«
    »Also, Fausta hätte bestimmt gesagt, daß sie sie beneidet.«
    Die Dame hatte beschlossen, den Tag unter den Priesterinnen Baal-Ahriman zu verbringen. Alles in allem verfügte sie über eine größere Vielseitigkeit persönlicher Interessen als Julia.
    »Fausta mißt körperlichen Dingen einen übersteigerten Wer zu«, meinte Julia. »Daher auch ihr

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