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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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um all das Metall einzufetten. Der ganze Platz könnte in Flammen stehen, bevor sie überhaupt begriffen haben, was eigentlich los ist!« In Rom galt Brandstiftung als schier undenkbares Verbrechen, insofern würde er wahrscheinlich nie wieder eine derartige Chance bekommen.
    »Aber dann würden sie die ganze Gegend nach den Tätern absuchen. Vielleicht sind sie keine besonders tüchtigen Soldaten, aber wie man Jagd auf flüchtige Brandstifter, Sklaven oder sonst etwas macht, werden sie wohl wissen.«
    »Vielleicht sollten wir es doch lieber lassen.«
    »Außerdem könnte es sein, daß ich all das als Beweis brauche.«
    »Als Beweis wofür?«
    Das war eine gute Frage. Rom würde diese Entwicklung bestimmt mit großem Mißfallen betrachten, aber würde der Senat sich zu konkreten Aktionen durchringen? Ich bezweifelte es. Und was hatte all dies mit dem Mord an Iphikrates zu tun?
    Diese unbeantworteten Fragen gingen mir im Kopf herum, als wir uns verstohlen auf den Rückweg zum Seeufer machten.

VIII
    Eine der Voraussetzungen für eine Karriere in der römischen Politik sind die beschwerlichen, aber notwendigen Lehrjahre im öffentlichen Dienst. Niemand mag sie, doch sie lehren einen zumindest, wie ein Staat funktioniert. Deswegen regieren Könige oft so schlecht. Sie kennen die öffentliche Verwaltung nur von ganz oben. Sie genießen die angenehmen Seiten: kämpfen, Feinde töten, alle Welt herumkommandieren und über dem Gesetz stehen. Alles übrige jedoch langweilt sie, und sie überlassen es Männern oder manchmal auch Eunuchen, die ihre eigenen Ambitionen haben. Da die Könige nicht wissen, wie das Regierungsgeschäft funktioniert, können sie auch nicht erkennen, daß ihre Lakaien inkompetent sind, sie berauben oder sogar zu stürzen versuchen.
    Nachdem ich den Schlamm abgewaschen und mich wieder anständig gekleidet hatte, sprach ich beim Katasteramt vor, einem geräumigen Regierungsgebäude unweit des Palastes. Ich wußte, daß man mir hier Auskunft über die exakten Grenzen und genauen Besitzverhältnisse jeden Quadratzentimeter Bodens in Ägypten erteilen konnte. Die Ägypter hatten die Kunst der Landvermessung aus schierer Notwendigkeit erfunden, da der Nil ihr Land einmal im Jahr überflutete und Grenzmarkierungen häufig weggeschwemmt wurden. Wie die meisten Eroberer hatten die Ptolemäer die segensreichsten Angewohnheiten des eroberten Volkes übernommen, und dieses Amt war ausschließlich mit Ägyptern besetzt. Als ich den ersten Raum betrat, eilte ein öffentlicher Sklave auf mich zu und verbeugte sich. »Wie kann ich dir helfen, Herr?«
    »Wo finde ich Karten und Dokumente über die Ländereien in der Umgebung Alexandrias?« »Bitte folge mir.« Wir gingen an Räumen vorbei, in denen Schreiber in ägyptischer Manier im Schneidersitz saßen, das Papyrus auf dem gespannten Gewand, den Pinsel in der Hand, ein Tintenfaß auf dem Boden neben sich. Andere arbeiteten an Karten, die auf langen Tischen ausgebreitet waren.
    »Dies ist das Büro der königlichen Nomoi, Senator, und das ist Sethotep, der königliche Aufseher über die Landvermessung des nördlichen Reiches.«
    Der Mann erhob sich von seinem Schreibtisch und kam auf mich zu. Er war ein Einheimischer und schlicht gewandet, aber ich hatte inzwischen gelernt, den Status eines Mannes an der Qualität seiner Perücke und der Webart seines Gewandes zu erkennen. Sethotep war ein hochrangiger Beamter, sein Stand entsprach in etwa dem eines Equitis. Wir stellten einander gebührend vor, und ich kam auf die Geschichte zu sprechen, die ich mir ausgedacht hatte.
    »Ich habe mit der Arbeit an einem geographischen Werk über Ägypten begonnen. Seit mehr als fünfzig Jahren ist auf latein nichts Neues mehr dazu erschienen; die älteren Arbeiten sind Übersetzungen aus dem Griechischen und deshalb voller Fehler.
    Ich bin der Meinung, wir brauchen ein original lateinisches Werk zu diesem Thema.«
    »Ein überaus lobenswertes Projekt«, meinte Sethotep. »Der Abschnitt über Alexandria ist bereits weit gediehen, und ich will meine Studien jetzt auf das Umland ausdehnen. Zunächst möchte ich mich dem Mareotis-See und den ihn umgebenden Ländereien widmen. Hast du eine Karte des Sees? Am liebsten wäre mir eine Landvermessungskarte, die auch die Güter dieses Distrikts sowie ihre Besitzer verzeichnet.«
    »Selbstverständlich, Senator«, sagte Sethotep. Er ging zu einem Regal, ähnlich denen in der Bibliothek, und entnahm eine große Schriftrolle. »Natürlich gehört

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