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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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eine Mischung daraus zu sein schienen.
    Ich tat so, als würde ich umherschlendern, um die feilgebotene Ware zu begutachten, Erscheinung, Preise und Besonderheiten (an denen ich wirklich nicht interessiert war) vergleichen, während ich gleichzeitig ein Auge auf das Haus mit der roten Fassade und den geschnitzten Türpfosten hielt. Im Licht der Fackeln konnte man die Farben tatsächlich unterscheiden, und ich mußte davon ausgehen, daß das Laub, das die Pfosten verzierte, wirklich Akanthus war. Ich hätte einen Akanthus nicht von einer Pappel unterscheiden können. Eine Person mit riesigen, wäßrigbraunen Augen und von unbestimmbarem Geschlecht bemerkte mein Interesse und gesellte sich zu mir. »Die kannst du dir nicht leisten«, sagte sie. (In Ermangelung eines angemessenen Pronomens bleibe ich bei dem »sie«.) »Woher weißt du das?« fragte ich.
    »Sie wird von einigen sehr reichen Männern gehalten. Und die versorgen sie gut. Ich wage zu bezweifeln, daß es ihnen gefallen würde, wenn sie sich zu gemein machen würde.«
    »Männer?« fragte ich. »Sie wird von mehr als einem gehalten?«
    »O ja. Es gibt mindestens drei, die abwechselnd dort verkehren; manchmal auch alle drei gleichzeitig. Sie muß ein paar ganz besonders raffinierte Tricks auf Lager haben, um drei Männer auf einmal zu unterhalten.«
    »Und wer sind die Männer?« fragte ich.
    »Warum bist du so an ihr interessiert?« fragte sie argwöhnisch.
    Ich hätte ihr fast von dem Mord erzählt, aber dann hätte ich vielleicht kein Wort mehr aus ihr herausgekriegt, weil sie Angst hätte, in eine Ermittlung hineingezogen zu werden.
    »Ich habe Grund zu der Vermutung, daß sie eine Sklavin ist, die ihrem Herrn in Syracus entlaufen ist.«
    »Dann geht es also um eine Belohnung.«
    »Ich bin bereit, Informationen zu bezahlen.«
    »Aber ich habe dir doch schon welche umsonst gegeben«, sagte sie schmollend.
    »Das war deine Fehlkalkulation.« Ich hielt zwei
    Silber- Denarii hoch und ließ sie in ihre weiche Hand fallen.
    »Beschreib mir die drei regelmäßigen Besucher.«
    »Einer ist ein Ausländer aus dem Orient, ein Syrer oder Parther, glaube ich. Er ist fast jede Nacht da. Dann gibt es einen großen, gutaussehenden Mann, der soldatische Kleidung bevorzugt. Der Dritte ist ein kleiner Grieche. Nicht aus Griechenland selbst, glaube ich, sondern aus einer der städtischen Kolonien im Orient.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er hat sich die Dienste einiger Jungen hier gekauft. Ich habe ihn reden hören. Er versucht, wie ein Athener zu sprechen, aber es gelingt ihm nicht ganz. Obwohl er eine schöne Stimme hat, wie ein ausgebildeter Redner.«
    »Und ist einer von den Jungs heute abend hier?« fragte ich.
    »Ich glaube nicht. Es ist ein ziemlich unsteter Haufen, die meisten sind irgendwo weggelaufen, sowohl Sklaven als auch Freie. Sie halten sich nicht lange.«
    Ich warf ihr einen weiteren Denarius zu und ging zu dem Haus. Orodes und Achillas hatte ich erwartet, aber wer war der Grieche? Eine Frau wie Hypatia konnte sich eine beliebige Zahl von Liebhabern nebenher halten, aber der Transvestit hatte gesagt, daß sich zu verschiedenen Gelegenheiten alle drei gleichzeitig im Haus aufgehalten hatten. Egal. Mir ging es nur um ein Buch in diesem Haus.
    Soweit man erkennen konnte, brannte kein Licht, aber das hatte nichts zu bedeuten. Nur im zweiten Stock lagen zwei kleine Fenster zur Straße. Auch die angrenzenden Gebäude schienen Privathäuser zu sein. Ich ging um den Block. Auf der Rückseite gab es einige kleinere Läden. Die meisten von ihnen waren für die Nacht verrammelt, aber ein kleiner Weinladen, der, soweit ich das ausmachen konnte, direkt gegenüber von Hypatias Haus liegen mußte, hatte noch geöffnet. Ich ging hinein. Drinnen sah es fast genauso aus wie in römischen Tavernen, der Laden war nur besser beleuchtet und gelüftet.
    Eine halbhohe Mauer teilte das Ladeninnere von der Straße ab, die restliche Fassade bestand aus Fensterläden, die offenstanden, um etwas kühle Abendluft hereinzulassen.
    Auf der einen Seite des Raumes lief ein langer Tresen entlang der Wand, auf der anderen standen einige kleine Tische, an denen gut ein Dutzend Gäste saßen, die sich bei einem Glas Wein leise unterhielten. Keiner von ihnen schenkte mir Beachtung, als ich hereinkam. Ich ging an die Bar und bestellte einen Becher chiischen Wein. Auf dem Tresen standen Platten mit kleinen Snacks, und mir fiel auf, daß ich lange nichts gegessen hatte. Es ist immer ein

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