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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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meiner Idealvorstellung von einer Frau …«
»Wenn du mich fragst«, sagte der Inspektor schmunzelnd, »so ist unsere hübsche Freundin ganz schön in dich vernarrt. Stell dir mal vor, was für Chancen du bei ihr hättest!«
Auf Ellerys Gesicht zeigte sich tiefster Abscheu.
»Na schön!« Queen griff nach einem der Telefone auf seinem Schreibtisch. »Was meinst du, Ellery? Sollen wir Benjamin Morgan noch ein zweites Mal die Möglichkeit geben, alles zu erklären?«
»Das hat er verdammt noch mal nicht verdient«, sagte Ellery murrend. »Aber so geht man wohl üblicherweise vor.«
»Du vergißt die Papiere, mein Sohn – die Papiere«, entgegnete der Inspektor mit einem Augenzwinkern.
In freundlichem Tonfall sprach er mit der Telefonvermittlung, und nur wenig später klingelte sein Telefon.
»Guten Tag, Mr. Morgan«, sagte Queen vergnügt. »Wie geht es Ihnen heute?«
»Inspektor Queen?« fragte Morgan nach einem leichten Zögern. »Ihnen auch einen guten Tag. Wie geht der Fall voran?«
»Das nenne ich offen gefragt, Mr. Morgan«, lachte der Inspektor. »Ich wage es jedoch nicht zu antworten – Sie würden mir sonst Unfähigkeit vorwerfen … Mr. Morgan, hätten Sie heute abend zufällig Zeit?«
»Nun – eigentlich«, erklang etwas zögernd die Stimme des Rechtsanwalts, die nun kaum mehr hörbar war. »Ich werde natürlich zu Hause zum Abendessen zurückerwartet, und ich glaube, meine Frau hat für heute einen Bridgeabend organisiert. Warum fragen Sie, Inspektor?«
»Ich dachte daran, Sie zu bitten, mit meinem Sohn und mir gemeinsam zu Abend zu speisen«, sagte der Inspektor bedauernd. »Könnten Sie sich nicht vielleicht für die Dinnerzeit freimachen?«
Morgan sagte schließlich nach einer längeren Pause: »Wenn es unbedingt nötig ist, Inspektor?«
»So würde ich es nicht gerade ausdrücken, Mr. Morgan … Aber ich wüßte es zu schätzen, wenn Sie die Einladung annehmen würden.«
»Oh.« Morgans Stimme klang nun etwas entschiedener. »Wenn das so ist, stehe ich Ihnen zur Verfügung, Inspektor. Wo werde ich Sie treffen?«
»Sehr schön, wirklich ausgezeichnet!« sagte Queen. »Wie wäre es um sechs bei Carlos?«
»Sehr gut, Inspektor«, antwortete der Anwalt ruhig und hängte den Hörer ein.
»Ich kann mir nicht helfen, mir tut der arme Bursche leid«, murmelte der alte Mann.
Ellery murrte. Ihm war nicht nach irgendwelchen Sympathiebekundungen. Der Besuch von Mrs. Angela Russo hatte einen üblen Nachgeschmack bei ihm hinterlassen.
    Pünktlich um sechs Uhr trafen Inspektor Queen und Ellery im gastlichen Foyer von Carlos’ Restaurant auf Benjamin Morgan.
    Niedergeschlagen saß er in einem roten Ledersessel und starrte auf seine Handrücken. Traurig ließ er seine Lippen hängen; auch seine weit auseinanderstehenden Knie ließen ihn irgendwie bedrückt erscheinen.
    Als die beiden Queens näher kamen, unternahm er den löblichen Versuch zu lächeln. Er erhob sich mit einer Entschlossenheit, die seinen scharf beobachtenden Gastgebern verriet, daß er innerlich auf ein ganz bestimmtes Verhalten eingestellt war. Der Inspektor sprudelte über vor guter Laune – teils, weil er eine aufrichtige Zuneigung zu dem beleibten Rechtsanwalt verspürte, teils, weil er es als seine Pflicht empfand. Ellery war wie gewöhnlich unverbindlich.
    Die drei Männer begrüßten sich wie alte Freunde. »Freut mich, daß Sie kommen konnten, Morgan«, sagte der Inspektor. »Ich muß mich wirklich bei Ihnen dafür
    entschuldigen, daß ich Sie von Ihrem Essen zu Hause entführt habe. Es gab mal eine Zeit …« Er seufzte, und sie setzten sich.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Morgan mit mattem Lächeln. »Sie wissen wahrscheinlich, daß jeder verheiratete Mann es sich auch gerne einmal alleine schmecken läßt … Nun, Inspektor, was ist es denn, worüber Sie mit mir reden wollten?«
    Mahnend erhob der alte Mann einen Finger. »Warten wir noch mit dem Geschäftlichen«, sagte er. »Ich vermute, Louis hält zunächst eine erstklassige Stärkung für uns bereit – nicht wahr, Louis?«
    Das Dinner war ein kulinarischer Genuß. Der Inspektor, der den Feinheiten der Kochkunst wenig Beachtung schenkte, hatte die Auswahl des Menüs seinem Sohn überlassen. Ellerys Interesse an schmackhaftem Essen und dessen Zubereitung konnte man fast schon als fanatisch bezeichnen. Folglich speisten die drei Männer ausgezeichnet. Morgan schien zunächst sein Essen kaum anrühren zu wollen, wurde aber mehr und mehr empfänglich für die

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