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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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eben offen erzählt, Inspektor, daß ich manchmal in meiner Wut mit dem Gedanken gespielt habe, Field umzubringen. Aber es waren dumme und sinnlose Gedanken. Ich hätte überhaupt nicht den Mut, jemanden umzubringen. Sogar im Webster Club, als ich völlig die Beherrschung verlor und diese Drohung ausstieß, hatte ich es nicht wirklich vor. Und schon gar nicht Sonntag abend. Bitte glauben Sie mir, Inspektor – und nicht dieser skrupellosen, geldgierigen Hure! Inspektor – Sie müssen mir glauben!«
»Ich möchte nur, daß Sie mir erklären, was Sie gesagt haben«, erwiderte der Inspektor. »Denn, so seltsam es auch scheinen mag, ich glaube, daß Sie die Äußerung, die sie Ihnen zuschreibt, auch getan haben.«
»Welche Äußerung?« Morgan war schweißgebadet; seine Augen standen hervor.
»›Wenn Sie diese Papiere an die Öffentlichkeit bringen – und sollte es mich zugrunde richten –, werde ich dafür sorgen, daß Sie zum allerletzten Mal jemanden erpreßt haben‹«, wiederholte der Inspektor die Worte. »Haben Sie das gesagt, Mr. Morgan?«
Der Anwalt starrte Queen ungläubig an, dann warf er seinen Kopf zurück und lachte. »Großer Gott!« sagte er schließlich und schnappte nach Luft. »Soll das die ›Drohung‹ sein, die ich gemacht habe? Nun, Inspektor, was ich damit meinte, war, daß ich, wenn er diese Dokumente an die Öffentlichkeit gebracht hätte, weil ich seinen gemeinen Forderungen nicht nachkommen konnte, der Polizei alles offen erzählt und ihn mit mir hinabgezogen hätte. Das war es, was ich meinte! Und sie dachte, ich hätte gedroht, ihn umzubringen …« Er rieb sich heftig die Augen.
Ellery lächelte; mit dem Finger gab er dem Kellner ein Zeichen. Er bezahlte, zündete sich eine Zigarette an und schaute hinüber zu seinem Vater, der Morgan halb zerstreut und halb voller Sympathie betrachtete.
»Sehr schön, Mr. Morgan.« Der Inspektor erhob sich und schob den Stuhl zurück. »Das ist alles, was wir wissen wollten.« Er trat höflich beiseite, um dem immer noch benommenen und zitternden Anwalt den Vortritt zur Garderobe zu lassen.
    Als die beiden Queens die 47. Straße vom Broadway her hinaufgeschlendert kamen, quoll der Bürgersteig am Römischen Theater vor Menschen über. Die Menschenmenge war so groß, daß die Polizei Absperrungen errichtet hatte. Entlang der engen Straßendurchfahrt kam der Verkehr völlig zum Erliegen. In großen Leuchtbuchstaben knallte der Titel ›Spiel der Waffen‹ nachdrücklich vom Eingang des Theaters herab; darunter war in kleineren Leuchtbuchstaben erläuternd hinzugefügt: ›In den Hauptrollen James Peale und Eve Ellis unter Mitwirkung eines Starensembles‹. Wie wild versuchten Frauen und Männer, sich unter Einsatz ihrer Ellbogen durch die wogende Menge zu schieben. Polizisten, bereits heiser vom Schreien, verlangten die Eintrittskarten zu sehen, bevor sie jemanden durch die Absperrung ließen.
    Der Inspektor zeigte seine Kennmarke vor; zusammen mit der drängenden Menge wurden er und Ellery in das kleine Foyer des Theaters gezogen. Neben dem Kassenschalter stand Panzer; auf dem Gesicht des Geschäftsführers stand ein breites Lächeln. Höflich und bestimmt war er darum bemüht, die lange Schlange hinter der Kasse möglichst schnell in Richtung Kartenkontrolle zu bewegen. Auf einer Seite stand übermäßig schwitzend der altehrwürdige Portier und blickte äußerst verwirrt. Die Kassierer arbeiteten mit letzter Kraft. In eine Ecke des Foyers gezwängt befand sich Harry Neilson im ernsten Gespräch mit drei jungen Männern, die offensichtlich von der Presse waren.
    Panzer erspähte die beiden Queens und eilte zu ihrer Begrüßung heran. Auf eine gebieterische Geste vom Inspektor hin stockte er und kehrte dann nach einem verständnisvollen Nicken zur Kasse zurück. Ellery stand brav in der Schlange an, um die zwei reservierten Eintrittskarten an der Kasse abzuholen. Inmitten einer drängenden Menge betraten sie den Zuschauerraum.
    Madge O’Connell fiel vor Schreck fast um, als Ellery die beiden Tickets mit dem unmißverständlichen Aufdruck LL32 Links und LL30 Links vorzeigte. Der Inspektor mußte lächeln, als sie sich etwas ungeschickt mit den Karten zu schaffen machte und ihm ein wenig verängstigt einen Blick zuwarf. Sie führte sie über den dichten Teppich zu dem Gang ganz auf der linken Seite, wies ihnen schweigend die äußersten beiden Sitze der letzten Reihe zu und machte sich davon. Die beiden Männer setzten sich, legten ihre Hüte in die

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