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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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Lampe hatte er wieder ausgemacht – und nahm aus einer kleinen Flasche mit Whisky einen kräftigen Schluck, so als ob er nervös wäre. Dann schien er sich auf einmal seiner guten Manieren zu entsinnen und fragte Field ziemlich freundlich, ob er nicht auch einen Schluck trinken wolle, um ihren Handel zu beschließen. Da Field gesehen hatte, wie Barry aus der Flasche getrunken hatte, konnte er keinen Verdacht geschöpft haben. Er hätte vermutlich noch nicht einmal im Traum daran gedacht, daß Barry versuchen würde, ihn umzubringen. Barry reichte ihm die Flasche …
Aber es war nicht dieselbe Flasche. Im Schutze der Dunkelheit hatte er zwei verschiedene Flaschen herausgenommen – die eine, aus der er selbst getrunken hatte, befand sich in der linken Seitentasche, die Flasche, die er Field gab, kam aus der rechten Seitentasche. Er tauschte die Flaschen nur aus, bevor er sie Field reichte. Das war recht einfach, vor allem, weil es dunkel war und sich der Anwalt dazu noch in recht angesäuseltem Zustand befand … Der Trick mit den Flaschen klappte. Aber Barry war kein Risiko eingegangen. In seiner Tasche trug er eine Spritze mit dem Gift. Wenn Field sich geweigert hätte zu trinken, war Barry darauf vorbereitet, ihn mit der Injektionsnadel in den Arm oder ins Bein zu stechen. Die Spritze in seinem Besitz hatte ihm ein Arzt vor einer Reihe von Jahren besorgt. Damals hatte er an einer Nervenkrankheit gelitten und konnte nie länger in der Obhut eines Arztes bleiben, da er mit einem Schauspielerensemble von Ort zu Ort zog. Das war so lange her, daß man die Spritze nicht mehr mit ihm hätte in Verbindung bringen können. Er war also für den Fall vorbereitet, daß Field sich zu trinken geweigert hätte. Wie ihr seht, war sein Plan selbst in diesem Detail narrensicher …
Die Flasche, aus der Field trank, enthielt guten Whisky, der allerdings sehr reichlich mit Tetrableiäthyl vermischt war. Der leichte Äthergeruch des Giftes verlor sich im Alkoholdunst; und Field kippte sofort einen Riesenschluck hinunter, bevor er
– wenn überhaupt – merkte, daß damit etwas nicht in Ordnung war. Automatisch reichte er die Flasche Barry zurück, der sie einsteckte und sagte: ›Ich denke, ich werde mir die Papiere noch einmal genauer ansehen. Es gibt wirklich keinen Grund, warum ich Ihnen trauen sollte, Field …‹ Field, dem das zu diesem Zeitpunkt bereits äußerst gleichgültig geworden war, nickte etwas verwirrt und sank in seinem Sessel zusammen. Barry untersuchte tatsächlich die Papiere, beobachtete aber gleichzeitig wie ein Habicht aus den Augenwinkeln Field. Nach ungefähr fünf Minuten sah er, daß Field so gut wie fertig war. Er war zwar noch nicht völlig bewußtlos, aber auf dem besten Wege dorthin. Sein Gesicht war verzerrt, und er schnappte nach Luft. Er schien nicht mehr in der Lage zu sein, eine heftige Bewegung zu machen oder aufzuschreien. Bei seinem Todeskampf hatte er Barry bereits vollkommen vergessen; wahrscheinlich blieb er auch nicht mehr lange bei Bewußtsein. Die wenigen Worte, die Pusak ihn stöhnen hörte, können nur noch mit der fast übermenschlichen Anstrengung eines praktisch bereits Toten hervorgestoßen worden sein …
Barry sah nun auf seine Uhr. Es war 9.40 Uhr. Er hatte sich nur zehn Minuten bei Field aufgehalten. Um 9.50 Uhr mußte er auf der Bühne zurück sein. Da er weniger Zeit als vorgesehen gebraucht hatte, beschloß er, noch weitere drei Minuten zu warten, um sicherzugehen, daß Field nicht doch noch Krach schlagen würde. Um genau 9.43 Uhr, als Field von seinen inneren Schmerzen schon entsetzlich geschwächt war, nahm Barry den Hut seines Opfers, ließ seinen eigenen Zylinder zusammenschnappen und unter seinem Cape verschwinden und erhob sich. Er wußte genau, wohin er sich zu wenden hatte. Eng entlang der linken Seitenwand ging er so vorsichtig und unauffällig wie möglich den Gang hinunter, bis er, ohne daß ihn jemand bemerkt hatte, die Rückseite der Logen vorne links erreicht hatte. Das Stück war gerade auf dem Höhepunkt der Spannung angelangt. Alle Augen waren auf die Bühne gerichtet.
Hinter den Logen riß er sich die falschen Haare herunter, brachte sein Gesicht rasch wieder in Ordnung und ging durch den Bühneneingang. Die Tür führte in einen schmalen Durchgang; dieser endete wiederum in einem Korridor, der zu den verschiedenen Bereichen hinter der Bühne führte. Sein Umkleideraum lag direkt am Eingang zum Korridor. Er schlüpfte hinein, warf den Requisitenzylinder zu

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