Der mysterioese Zylinder
Was soll dann das Ganze – mich daran zu hindern, nach Hause zu gehen!«
»So, so, du hast also eine Eintrittskarte gekauft?« fragte der Inspektor und wippte auf den Absätzen. »Also gut. Was hältst du davon, wenn du das, was davon übriggeblieben ist, herausholst und es Papa Queen einmal zeigst?«
Die Hand des Pfarrers fuhr automatisch und mit erstaunlicher Geschicklichkeit in die untere Westentasche. Sein Gesicht war blaß, als er langsam die Hand wieder ohne die Karte herauszog. Dann begann er mit dem Anschein von verbissenem Ärger, der den Inspektor schmunzeln ließ, alle anderen Taschen zu durchsuchen.
»Verdammt!« brummte der Pfarrer. »Wenn das kein verfluchtes Pech ist. Sonst bewahre ich meine Karten immer auf; und ausgerechnet heute abend geh’ ich hin und schmeiß’ sie weg. Tut mir leid, Inspektor!«
»Ist schon gut«, sagte Queen. Sein Gesicht wurde auf einmal kalt und hart. »Laß die Ausflüchte, Cazzanelli! Was hast du heute abend hier im Theater gemacht? Und warum wolltest du dich auf einmal verdrücken? Antworte schon!«
Der Pfarrer schaute sich um. Er befand sich im sicheren Griff von zwei Polizisten. Eine Anzahl grimmig blickender Männer stand um ihn herum. Die Aussichten, zu entkommen, schienen nicht allzu rosig zu sein. In seinem Gesicht ging eine erneute Wandlung vor; es nahm nun den Ausdruck priesterlicher, geschändeter Unschuld an. Seine kleinen Augen verklärten sich, so als wäre er wahrhaftig ein christlicher Märtyrer und diese Menschenschinder vor ihm seine heidnischen Richter. Der Pfarrer hatte diesen Trick schon oft mit Erfolg angewandt.
»Inspektor«, sagte er, »Sie wissen, daß Sie kein Recht haben, mich so in die Mangel zu nehmen, nicht wahr? Jeder hat das Recht auf einen Anwalt, oder etwa nicht? Sicher hat er das.« Und er verstummte, als gäbe es sonst nichts mehr zu sagen.
Der Inspektor musterte ihn neugierig. »Wann hast du Field zuletzt gesehen?« fragte er.
»Field? Sie meinen doch nicht etwa Monte Field? Noch nie von ihm gehört, Inspektor«, gab der Pfarrer ziemlich unsicher von sich. »Womit wollen Sie mich jetzt schon wieder reinlegen?«
»Mit gar nichts, Pfarrer, mit gar nichts. Aber solange du keine Antworten geben willst, werden wir dich wohl etwas zappeln lassen müssen. Vielleicht willst du später ja noch eine Aussage machen … Und vergiß nicht, Pfarrer, da ist immer noch diese kleine Bonomo-Seidendiebstahlssache, die etwas näher untersucht werden könnte.« Er wandte sich an einen der Polizisten. »Officer, geleiten Sie unseren Freund hier zum Wartezimmer vor dem Büro des Geschäftsführers, und leisten Sie ihm eine Zeitlang Gesellschaft.«
Ellery, der nachdenklich zugeschaut hatte, wie man den Pfarrer wegschleppte, war überrascht, seinen Vater sagen zu hören: »Sehr gescheit ist dieser Pfarrer ja wohl nicht. Sich so einen Patzer zu leisten …!«
»Sei dankbar für die kleinsten Gefälligkeiten«, sagte Ellery lächelnd. »Ein Fehler zieht zwanzig andere nach sich.«
Der Inspektor wandte sich schmunzelnd zu Velie, der gerade mit einem Bündel Papier in der Hand ankam.
»Ah, Thomas kommt zurück«, sagte der Inspektor, der guter Dinge zu sein schien. »Und was hast du gefunden, Thomas?«
»Nun, Inspektor, das läßt sich schwer sagen«, antwortete der Detective, während er mit den Fingern über die Ränder der Blätter strich. »Das ist erst die halbe Liste – die andere Hälfte ist noch nicht fertig. Aber ich denke, Sie werden hier schon etwas Interessantes finden.«
Er übergab Queen einen Stapel Blätter mit eilig niedergeschriebenen Namen und Adressen. Es waren die Namen, die Velie auf Geheiß des Inspektors durch Befragung des Publikums aufnehmen sollte.
Queen ging mit Ellery an seiner Seite die Liste Namen für Namen sorgfältig durch. Er hatte sich etwa durch den halben Stapel gearbeitet, als er auf einmal stutzte. Er blickte noch einmal auf den Namen, der ihn innehalten ließ, und schaute dann verdutzt auf zu Velie.
»Morgan«, sagte er nachdenklich. »Benjamin Morgan. Klingt ziemlich vertraut, Thomas. Sagt dir der Name was?«
Velie lächelte eisig. »Ich dachte mir schon, daß Sie das fragen würden, Inspektor. Benjamin Morgan war bis vor zwei Jahren Monte Fields Partner in der Anwaltskanzlei!«
Queen nickte. Die drei Männer starrten sich gegenseitig an. Dann zuckte der alte Mann mit den Schultern und sagte knapp: »Ich fürchte, wir werden uns etwas mehr mit Mr. Morgan beschäftigen müssen.«
Mit einem Seufzer wandte er sich erneut der
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