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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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hereingekommen ist?«
»Ja … Jessie Lynch, der Getränkejunge, kam herein, kurz nachdem der Akt angefangen hatte.«
»Sonst jemand?«
Alles war ruhig, als der alte Mann den angestrengten Versuch machte, sich zu konzentrieren. Nach einer Weile blickte er hilflos von einem zum anderen. Dann murmelte er: »Ich kann mich nicht erinnern, Sir.«
Der Inspektor sah ihn gereizt an. Die Nervosität des alten Mannes schien aufrichtig zu sein. Er schwitzte stark und sah immer wieder aus den Augenwinkeln zu Panzer hinüber, als ob er befürchtete, seine Vergeßlichkeit würde ihn seine Stellung kosten.
»Es tut mir furchtbar leid, Sir«, wiederholte der Portier. »Ganz furchtbar leid. Vielleicht war da jemand, aber mein Erinnerungsvermögen ist nicht mehr so gut wie früher, als ich noch jünger war. Ich – ich kann mich anscheinend nicht mehr daran erinnern.«
Ellerys unterkühlte Stimme unterbrach die zögernde Rede des alten Mannes. »Wie lange sind Sie schon Portier?«
Der verwirrte Blick des alten Mannes wandte sich seinem neuen Befrager zu. »Fast zehn Jahre, Sir. Ich war nicht immer Portier. Erst als ich alt wurde und nichts anderes mehr tun konnte –«
»Ich verstehe«, sagte Ellery freundlich. Er zögerte einen Moment und setzte dann unnachgiebig hinzu. »Ein Mann, der so viele Jahre wie Sie Portier gewesen ist, vergißt vielleicht etwas aus dem ersten Akt. Aber es kommen nicht sehr häufig Leute noch während des zweiten Aktes. Ich bin sicher, wenn Sie genau nachdenken, können Sie die Frage in der einen oder anderen Weise beantworten.«
Die Antwort kam gequält. »Ich – ich erinnere mich nicht, Sir. Ich könnte behaupten, daß niemand kam, aber das könnte genauso gut nicht stimmen. Ich kann es einfach nicht beantworten.«
»In Ordnung.« Der Inspektor legte dem alten Mann die Hand auf die Schulter. »Vergessen Sie’s. Vielleicht verlangen wir zuviel. Das ist im Augenblick alles.« Der Portier schlurfte davon …
Doyle trampelte schweren Schrittes auf die Gruppe zu; ihm folgte ein großer, gutaussehender Mann, der in grobes Tweed gekleidet und noch teilweise geschminkt war.
»Das ist Mr. Peale, Inspektor. Er ist der Hauptdarsteller des Stückes«, berichtete Doyle.
Queen lächelte dem Schauspieler zu und reichte ihm die Hand. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Peale. Vielleicht können Sie uns mit einer kleinen Information behilflich sein.«
»Ich bin gerne behilflich, Inspektor«, antwortete Peale in einer vollen Baritonstimme. Er sah auf den untersuchenden Arzt, der mit der Leiche beschäftigt war, und wandte dann angewidert den Blick wieder ab.
»Ich nehme an, Sie waren auf der Bühne, als das große Geschrei losging in dieser unglücklichen Angelegenheit?« wollte der Inspektor wissen.
»Oh, ja. Die ganze Besetzung war gerade auf der Bühne. Was genau würden Sie gerne wissen?«
»Können Sie uns die genaue Zeit nennen, zu der Sie bemerkten, daß etwas im Zuschauerraum nicht in Ordnung war?«
»Ja, das kann ich. Wir hatten noch ungefähr zehn Minuten bis zum Ende des Aktes. Das war genau der Höhepunkt des Stückes, und meine Rolle sieht vor, daß ich einen Pistolenschuß abgebe. Es gab während der Proben einige Meinungsverschiedenheiten wegen dieser Stelle; deshalb bin ich mir beim Zeitpunkt so sicher.«
Der Inspektor nickte. »Vielen Dank, Mr. Peale. Genau das wollte ich wissen … Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich dafür entschuldigen, daß wir Sie alle in dieser Weise zusammengepfercht gehalten haben. Wir waren sehr beschäftigt und hatten keine Zeit, das anders zu organisieren. Ihnen und dem Rest der Belegschaft steht es frei, jetzt hinter die Bühne zu gehen. Natürlich sollten Sie nicht versuchen, das Theater zu verlassen, bis es Ihnen erlaubt wird.«
»Das versteh’ ich vollkommen, Inspektor. Freut mich, wenn ich helfen konnte.« Peale verbeugte sich und zog sich nach hinten zurück.
Der Inspektor lehnte sich gedankenversunken gegen den nächsten Sitzplatz. Ellery, der neben ihm stand, polierte abwesend die Gläser seines Kneifers. Der Vater winkte seinem Sohn vielsagend zu.
»Nun, Ellery?« fragte Queen leise.
»Ganz einfach, mein lieber Watson«, murmelte Ellery. »Unser verehrtes Opfer wurde zuletzt um 9:25 lebend gesehen und um ungefähr 9:55 tot aufgefunden. Problem: Was passierte in der Zwischenzeit? Klingt lächerlich einfach.«
»Was du nicht sagst!« murmelte Queen. »Piggott!«
»Ja, Sir.«
»Ist das die Platzanweiserin? Mal ein wenig Bewegung in die Sache bringen.«
Piggott

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