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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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beugten sich über seine Schulter. Queen hielt ein Programmheft in der Hand, das er glattgestrichen hatte. Allem Anschein nach war es zusammengeknüllt und weggeworfen worden. Auf einer der Innenseiten, neben und über dem üblichen Artikel zur Herrenmode, befanden sich eine Reihe von Hand geschriebener Buchstaben, Zahlen und rätselhafte Kritzeleien, wie man sie in Momenten der Gedankenlosigkeit vor sich hin malt.
»Inspektor, es sieht so aus, als hätten Sie Fields eigenes Programmheft gefunden!« rief Flint.
»Jawohl, mein Herr, so sieht es aus«, sagte Queen knapp. »Flint, suchen Sie unter den Papieren, die wir gestern in den Taschen des Toten gefunden haben, nach einem Brief mit seiner Unterschrift, und bringen Sie ihn mir.« Flint eilte nach draußen.
Ellery untersuchte die Kritzeleien aufmerksam. Auf dem oberen Rand des Blattes stand:

    Flint kam mit einem Brief zurück. Der Inspektor verglich die Unterschriften – offenkundig stammten sie von derselben Person.
»Wir werden sie unten im Labor noch von Jimmy überprüfen lassen«, murmelte der alte Mann, »aber ich bin mir ziemlich sicher. Es ist Fields Programmheft. Daran kann eigentlich kein Zweifel bestehen. Was sagst du dazu, Thomas?«
Velie knirschte: »Ich weiß nicht, worauf sich diese anderen Zahlen beziehen, aber diese ›50.000‹ können nichts anderes als Dollar bedeuten, Chef.«
»Der alte Knabe muß wohl an sein Bankkonto gedacht haben«, sagte Queen. »Anscheinend war er auch in den Anblick seines eigenen Namens verliebt.«
»Das ist nicht ganz fair gegenüber Field«, wandte Ellery ein. »Wenn man untätig herumsitzt – wie er es im Theater vor Beginn der Vorstellung getan hat –, ist es nur allzu normal, daß man seine Initialen oder seinen Namen auf den nächsten geeigneten Gegenstand kritzelt. In einem Theater wäre das wohl das Programmheft … Das Niederschreiben des eigenen Namens ist ein allgemeines psychologisches Phänomen. Also war auch Field vielleicht nicht so selbstgefällig, wie es den Anschein hat.«
»Ist ja auch nicht so wichtig«, sagte der Inspektor und untersuchte weiter stirnrunzelnd das Gekritzel.
»Vielleicht«, erwiderte Ellery. »Aber um auf eine dringlichere Angelegenheit zurückzukommen – ich stimme mit dir nicht darin überein, daß sich die ›50.000‹ möglicherweise auf Fields Konto beziehen. Wenn jemand schnell mal seinen Kontostand aufschreibt, dann bestimmt nicht in solchen runden Summen.«
»Wir können das ziemlich leicht überprüfen«, entgegnete der Inspektor und griff zum Telefon. Er bat die Vermittlung im Haus, ihn mit Fields Büro zu verbinden. Nachdem er eine Weile mit Oscar Lewin gesprochen hatte, wandte er sich mit niedergeschlagener Miene wieder zurück an Ellery.
»Du hast recht gehabt, El«, sagte er. »Field besaß nur ein überraschend kleines Privatkonto; es beläuft sich auf weniger als sechstausend Dollar. Und das, obwohl er oft Einzahlungen über zehn-und fünfzehntausend Dollar vornahm. Lewin selbst war überrascht. Er sagte, er hätte nichts von Fields finanzieller Lage gewußt, bis ich ihn eben darum bat, sie zu überprüfen … Ich wette, Field hat an der Börse spekuliert oder sein Geld zum Buchmacher getragen.«
»Ich bin nicht gerade sehr überrascht von der Nachricht«, bemerkte Ellery. »Sie weist auf einen möglichen Grund für die ›50.000‹ in dem Programmheft hin. Die Zahl ist nicht nur einfach eine Geldsumme, sie bedeutet mehr als das – nämlich ein Geschäft, bei dem fünfzigtausend Dollar zu gewinnen waren. Nicht schlecht für eine Nacht, wenn er lebend davongekommen wäre.«
»Und was ist mit den zwei anderen Zahlen?« fragte Queen.
»Darüber werde ich ein wenig nachgrübeln müssen«, antwortete Ellery und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Ich wüßte wirklich gerne, was das für eine Art von Geschäft ist, bei der eine solch hohe Summe als Preis gezahlt wird«, fügte er hinzu und putzte abwesend seinen Kneifer.
»Was es auch für ein Geschäft gewesen sein mag«, sagte der Inspektor in belehrendem Ton, »mein Sohn, du kannst sicher sein, daß es ein übles war.«
»Ein übles?« fragte Ellery mit ernster Stimme.
»Geld ist die Wurzel allen Übels«, erwiderte der Inspektor grinsend.
»Nicht nur die Wurzel, Vater, sondern auch die Frucht«, sagte Ellery, ohne den Ton zu verändern.
»Wieder ein Zitat?« spottete der alte Herr.
»Fielding«, sagte Ellery gelassen.

Elftes Kapitel
    in welchem die Vergangenheit ihre Schatten wirft

    Das Telefon klingelte. »Q?

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