Der mysterioese Zylinder
Eve Ellis führten Frances in einem Triumphmarsch hinaus, während Stanford mit einem kläglichen Lächeln seiner Mutter den vorsorglich gekrümmten Arm bot.
»So endigt nun die erste Lektion«, verkündete er ernst. »Nimm, Mutter, meinen Arm, bevor die Ohnmacht dich umfaßt!« Eine protestierende Mrs. IvesPope verließ, schwer auf ihren Sohn gestützt, den Raum.
IvesPope schüttelte Queen mit Nachdruck die Hand. »Sie glauben also, daß nun alles vorbei ist, soweit es mein kleines Mädchen betrifft?« fragte er.
»Ich gehe davon aus, Mr. IvesPope«, antwortete der Inspektor. »Also, Sir, vielen Dank für Ihre Gefälligkeit. Wir müssen jetzt aufbrechen – es wartet noch eine Menge Arbeit auf uns. Kommst du mit, Henry?«
Fünf Minuten später schritten Queen, Ellery und Staatsanwalt Sampson nebeneinander den Riverside Drive hinunter in Richtung 72. Straße und erörterten dabei ausführlich die Ereignisse des Morgens.
»Bin ich froh, daß dieser Teil der Untersuchung ergebnislos verlaufen ist«, sagte Sampson verträumt. »Herr im Himmel! Ich bewundere den Mut dieses Mädchens, Q.«
»Ein gutes Kind«, sagte der Inspektor. »Was meinst du, Ellery?« fragte er auf einmal und wandte sich an seinen Sohn, der gedankenverloren auf den Fluß starrte.
»Oh, sie ist entzückend«, sagte er auf der Stelle, wobei sein etwas abwesend wirkender Blick aufleuchtete.
»Ich meinte nicht das Mädchen«, sagte sein Vater gereizt. »Ich meinte die allgemeine Lage nach der Arbeit heute morgen.«
»Ach so!« Ellery lächelte ein wenig. »Stört es dich, wenn ich mit Äsop antworte?«
»Ja«, seufzte sein Vater.
»Ein Löwe«, sagte Ellery, »mag einer Maus zu Dank verpflichtet sein.«
Dreizehntes Kapitel
in welchem Gespräche im Hause Queen geführt werden
Es war um halb sieben an diesem Abend, als es an der Haustüre klingelte. Djuna hatte gerade den Tisch nach dem Abendessen abgeräumt und wollte den beiden Queens den Kaffee servieren. Er richtete seine Krawatte, zog sein Jackett herunter (während der Inspektor und Ellery ihn mit einem amüsierten Zwinkern beobachteten) und marschierte feierlich in die Eingangshalle. Kurz darauf kam er wieder zurück und trug ein silbernes Tablett, auf dem zwei Visitenkarten lagen. Der Inspektor nahm sie finster blickend auf.
»So ein Umstand, Djuna!« brummte er. »Gut, gut! ›Doc‹ Prouty hat also einen Gast mitgebracht. Führ sie herein, du Knirps!«
Djuna wanderte zurück und kam wieder mit dem Polizeiarzt und einem großen, dünnen, ausgemergelten Mann, der vollkommen kahl war und einen kurzgeschnittenen Bart trug. Queen und Ellery standen auf.
»Ich habe schon auf eine Nachricht von Ihnen gewartet, Doc!« Queen lächelte, während er Prouty begrüßte. »Und wenn mich nicht alles täuscht, ist das hier Professor Jones höchstpersönlich! Willkommen in unserem Heim, Doktor.« Der dünne Mann verneigte sich.
»Das hier ist mein Sohn und zweites Ich«, stellte Queen Ellery vor. »Ellery – Dr. Thaddeus Jones.«
Dr. Jones streckte ihm eine große, kraftlose Hand entgegen. »Sie sind also der Knabe, von dem Queen und Sampson permanent reden!« sagte er mit dröhnender Stimme. »Außerordentlich erfreut, Sie kennenzulernen, Sir.«
»Ich war schon seit langem wild darauf, dem New Yorker Paracelsus und berühmten Toxikologen vorgestellt zu werden«, lächelte Ellery. »Ihnen zu Ehren rasseln alle Skelette dieser Stadt mit den Knochen.« Er schauderte und bot dann den Gästen Stühle an. Die vier Männer setzten sich.
»Trinken Sie doch mit uns Kaffee, meine Herren«, forderte Queen sie auf und rief Djuna herbei, der mit strahlenden Augen durch die Küchentüre linste. »Djuna! Du Halunke! Kaffee für vier!« Djuna grinste und verschwand, um gleich darauf wie ein Springteufel mit vier Tassen dampfenden Kaffees wieder aufzutauchen.
Prouty, der der landläufigen Vorstellung von Mephistopheles ziemlich nahe kam, zückte aus einer Tasche eine seiner schwarzen, gefährlich aussehenden Zigarren und hüllte sich in düstere Qualmwolken.
»Dieses Geplauder mag ja ganz schön sein für Leute, die nichts zu tun haben«, sagte er energisch zwischen zwei Zügen, »ich aber habe den ganzen Tag wie ein Tier gearbeitet, um den Mageninhalt einer Leiche zu analysieren, und ich würde gerne nach Hause schlafen gehen.«
»Hort, hört!« brummte Ellery. »Aus der Tatsache, daß Sie Professor Jones um Beistand gebeten haben, schließe ich, daß Sie bei der Analyse von Mr. Fields sterblichen Überresten auf einige
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