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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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dröhnte noch schrecklicher als vorher.
»Das Gift, durch das Ihr Opfer getötet wurde, Inspektor, ist bekannt als Tetrableiäthyl!«
Für einen Wissenschaftler wäre eine solche Bekanntgabe, dazu noch in Dr. Jones’ weihevollem Ton, wahrscheinlich von erschütternder Bedeutung gewesen. Dem Inspektor sagte sie überhaupt nichts. Und Ellery murmelte: »Für mich klingt das nach einem mythologischen Monster!«
Dr. Jones fuhr lächelnd fort. »Das hat Sie nicht sehr beeindruckt, nicht wahr? Aber lassen Sie mich Ihnen ein wenig über Tetrableiäthyl erzählen. Es ist fast farblos – um es genau zu sagen, es ähnelt Chloroform in seiner physischen Erscheinung. Punkt eins. Punkt zwei – es riecht, ganz schwach zwar, aber doch eindeutig, nach Äther. Punkt drei – es ist ungeheuer wirksam. So wirksam – aber lassen Sie mich Ihnen am Beispiel lebender Zellen verdeutlichen, wie diese teuflisch starke chemische Substanz wirkt.«
Der Toxikologe hatte nun die volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörerschaft.
»Ich nahm ein gesundes Kaninchen, wie wir es bei unseren Experimenten verwenden, und bestrich die empfindliche Zone hinter dem Ohr des Tieres mit einer unverdünnten Dosis von dem Zeug. Es war keine Injektion, vergessen Sie das nicht. Ich bestrich nur die Haut. Es mußte also zunächst von der Epidermis absorbiert werden, bevor es in die Blutbahn gelangen konnte. Ich beobachtete das Kaninchen eine Stunde lang – und danach erübrigte sich eine weitere Beobachtung. Es war so tot, wie ein Kaninchen nur sein konnte.«
»Das kommt mir nicht so besonders wirkungsvoll vor«, protestierte der Inspektor.
»Kommt es Ihnen nicht? Sie können mir glauben, daß das außergewöhnlich ist. Nach einfachem Bestreichen von intakter, gesunder Haut – ich kann Ihnen sagen, ich war äußerst überrascht. Wenn die Haut irgendeinen Schnitt gehabt hätte oder wenn das Gift innerlich verabreicht worden wäre, das wäre eine andere Sache gewesen. Sie können sich vielleicht jetzt vorstellen, was mit Fields Innereien passierte, als er das Zeug herunterschluckte – und er schluckte eine Menge!«
Ellery hatte nachdenklich die Stirn gerunzelt. Er begann, die Glaser seines Kneifers zu putzen.
»Und das ist noch nicht alles«, fuhr Dr. Jones fort. »Soweit mir bekannt ist – ich arbeitete zwar für diese Stadt schon seit Gott weiß wie vielen Jahren, habe mich aber trotzdem immer über die Fortschritte in meinem Fachbereich in anderen Teilen der Welt auf dem laufenden gehalten –, soweit mir bekannt ist, ist Tetrableiäthyl noch niemals zuvor zu kriminellen Zwecken verwendet worden!«
Der Inspektor fuhr überrascht auf. »Das will schon allerhand heißen, Doktor!« rief er aus. »Sind Sie sicher?«
»Hundertprozentig. Deshalb bin ich doch so sehr daran interessiert.«
»Wie lange würde es dauern, mit diesem Gift einen Menschen zu töten, Doktor?« fragte Ellery langsam.
Dr. Jones verzog das Gesicht. »Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, einfach aus dem Grunde, weil bislang noch kein menschliches Wesen an diesem Gift gestorben ist. Aber ich kann es mit einiger Sicherheit abschätzen. Ich glaube nicht, daß Field noch länger als fünfzehn, höchstens zwanzig Minuten lebte, nachdem er das Gift eingenommen hatte.«
Das Schweigen, das darauf folgte, wurde durch ein Hüsteln Queens durchbrochen. »Auf der anderen Seite, Doktor, dürfte es die außerordentliche Seltenheit des Giftes ziemlich erleichtern, ihm auf die Spur zu kommen. Wie kommt man, würden Sie sagen, normalerweise daran? Woher kommt es? Wie würde ich vorgehen, wenn ich es mir zu einem verbrecherischen Zweck besorgen, dabei aber keine Spuren hinterlassen wollte?«
Ein dünnes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Toxikologen. »Das ist nun Ihr Job, Inspektor«, sagte er bestimmt, »diesem Zeug auf die Spur zu kommen. Das überlasse ich Ihnen. Tetrableiäthyl erscheint, soweit ich das feststellen konnte – aber denken Sie immer daran, daß es etwas Neues für uns ist –, vor allem in gewissen Petroleumverbindungen. Ich habe ganz schön herumexperimentiert, bevor ich auf den einfachsten Weg kam, es in größeren Mengen herzustellen. Es kann aus einfachem, gewöhnlichem, alltäglichem Benzin gewonnen werden!«
Die beiden Queens schrien verblüfft auf. »Benzin!« rief der Inspektor. »Wie um alles in der Welt soll man dem auf die Spur kommen?«
»Das ist das Problem«, antwortete der Toxikologe. »Ich könnte zur nächsten Tankstelle gehen, den Tank meines Autos füllen lassen, nach

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