Der mysterioese Zylinder
Hause fahren, etwas Benzin aus dem Tank entnehmen, in mein Laboratorium gehen und in bemerkenswert kurzer Zeit, mit bemerkenswert geringem Aufwand Tetrableiäthyl daraus destillieren!«
»Bedeutet das aber nicht«, warf Ellery voller Hoffnung ein, »daß Fields Mörder einige Erfahrung mit Laborarbeit hatte – etwas über chemische Analyse und solchen Kram wußte?«
»Nein, tut es nicht. Jeder, der zu Hause Schnaps brennt, könnte das Gift destillieren, ohne eine Spur zu hinterlassen. Das Schöne bei der Herstellung ist, daß das Tetrableiäthyl im Benzin einen höheren Siedepunkt als alle anderen Bestandteile besitzt. Alles, was man daher tun muß, ist, das Ganze auf eine bestimmte Temperatur zu bringen, und was übrig bleibt, ist unser Gift.«
Der Inspektor nahm mit zitternden Händen eine Prise Schnupftabak. »Ich kann nur sagen – Hut ab vor dem Mörder«, knurrte er. »Sagen Sie, Doktor, müßte jemand nicht eine ganze Menge von Giften verstehen, um so darüber Bescheid zu wissen? Wie hätte er ohne besonderes Interesse und einige Erfahrung auf diesem Gebiet davon erfahren und die ganze Sache vorbereiten können?«
Dr. Jones schnaufte. »Inspektor, ich muß mich über Sie wundern. Ihre Frage ist bereits beantwortet worden.«
»Wieso? Was meinen Sie damit?«
»Habe ich Ihnen nicht gerade erzählt, wie man es macht? Wenn Sie über einen Toxikologen von diesem Gift erfahren hätten, könnten Sie nicht auch welches herstellen, vorausgesetzt, Sie besitzen einen Destillierapparat? Außer dem Siedepunkt von Tetrableiäthyl würden Sie keine Vorkenntnisse brauchen. Hören Sie doch auf, Queen! Sie haben nicht die geringste Chance, dem Mörder durch das verwendete Gift auf die Spur zu kommen. Wahrscheinlich hat er eine Unterhaltung zwischen zwei Toxikologen oder auch zwei Medizinern, die von dem Zeug wußten, mitgehört. Der Rest war einfach. Ich will nicht behaupten, daß es so war. Der Mann könnte natürlich auch ein Chemiker sein. Aber ich will Ihnen einfach nur die Möglichkeiten aufzeigen.«
»Ich nehme an, es wurde mit Whisky verabreicht, nicht wahr, Doktor?« fragte der Inspektor abwesend.
»Darüber gibt es keinen Zweifel«, gab der Toxikologe zurück. »Der Magen beinhaltete eine große Menge an Whisky. Zweifellos wird es so für den Mörder recht problemlos gewesen sein, das Zeug seinem Opfer zu verabreichen. Wo der Whisky heutzutage sowieso meist nach Äther riecht. Und außerdem hatte Field das Gift wahrscheinlich schon heruntergeschluckt, bevor er bemerkte, daß etwas nicht stimmte – wenn ihm das überhaupt aufgefallen ist.«
»Hätte er das Zeug nicht herausschmecken können?« fragte Ellery müde.
»Ich habe es noch nicht probiert, junger Mann, deshalb kann ich es nicht mit Sicherheit sagen«, antwortete Dr. Jones schon etwas gereizt. »Aber ich möchte es bezweifeln; auf jeden Fall nicht so sehr, daß es ihn beunruhigt hätte. Wenn er es einmal geschluckt hatte, hätte es auch keinen Unterschied mehr gemacht.«
Queen wandte sich an Prouty, der seine Zigarre hatte ausgehen lassen. Er hatte ein gesundes Nickerchen eingelegt. »Hören Sie, Doc!«
Prouty öffnete verschlafen die Augen. »Wo sind meine Pantoffeln – immer sind meine Pantoffeln weg – verdammt!«
Trotz der leicht gespannten Atmosphäre brachen alle auf Kosten des Polizeiarztes in schallendes Gelächter aus. Als er so weit zu sich gekommen war, daß ihm bewußt wurde, was er gesagt hatte, stimmte er in ihr Gelächter ein und sagte: »Das zeigt nur, daß ich besser nach Hause gehe, Queen. Was wollten Sie wissen?«
»Erzählen Sie mir«, sagte Queen, sich immer noch vor Lachen schüttelnd, »Was haben Sie bei der Analyse des Whiskys herausgefunden?«
»Oh!« Prouty war sofort wieder bei der Sache. »Der Whisky in der kleinen Flasche war so gut, wie ein Whisky nur sein kann – und ich mache ja seit Jahren nichts anderes mehr als Alkoholproben. Es war das Gift in dem Alkoholgeruch, den er ausdünstete, durch den ich zunächst auf die Idee kam, daß er schlechten Fusel getrunken hatte. Auch der Whisky, den Sie mir aus Fields Wohnung rübergeschickt hatten, war von bester Qualität. Wahrscheinlich waren alle Flaschen gleicher Herkunft. Ich würde sogar behaupten, daß alles importierte Ware war. Ich bin seit dem Krieg auf keinen einheimischen Whisky von diesem Format mehr gestoßen – das heißt, außer diesem Vorkriegszeug, das auf Lager gelegt worden war … Ich nehme an, Velie hat Ihnen berichtet, daß das Ginger Ale auch in Ordnung
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