muß, dann wird der absurde Geist, statt in der Lüge zu resignieren, sich lieber ohne Zagen KIERKEGAARDs Antwort zu eigen machen:
. Wenn man alles recht betrachtet, wird eine entschlossene Seele stets damit fertig werden.
Die Verneinung ist Gott
Ich nehme mir die Freiheit, die existentielle Haltung hier zu nennen. Das schließt aber kein Urteil ein. Es ist nur eine bequeme Art, die Regung zu kennzeichnen, mit der ein Gedanke sich selber leugnet und dazu neigt, sich zu seiner Verneinung zu überschlagen.Für die Existentialisten ist die Verneinung Gott. Genaugenommen behauptet dieser Gott sich nur durch die Verneinung der menschlichen Vernunft 11 . Aber die Götter ändern sich - wie die Selbstmorde - mit den Menschen. Man kann auf vielerlei Art springen, wesentlich aber bleibt immer, daß man springt. Diese erlösenden Verneinungen, diese endgültigen Widersprüche, die das noch nicht übersprungene Hindernis leugnen, können (das ist das Paradox, das diese Überlegung im Auge hat) ebensogut aus einer gewissen religiösen Inspiration wie aus einer rationalen Weisung kommen. Sie trachten immer nach dem Ewigen, und das eben heißt hier: sie machen den Sprung.
Eines muß noch gesagt werden: die Überlegung, die in diesem Versuch angestellt wird, läßt ganz und gar die geistige Haltung außer acht, die in unserem erleuchteten Jahrhundert am weitesten verbreitet ist, jene, die sich auf den Grundsatz stützt: alles sei Vernunft, und die darauf abzielt, die Welt zu erklären. Es ist natürlich, eine klare Anschauung von ihr zu geben, wenn man gelten läßt, daß die Welt klar sein muß. Das ist sogar berechtigt, nur ohne Belang für die Überlegung, die wir hier anstellen. Wir wollen hier lediglich den geistigen Schritt beleuchten, der von einer Philosophie der Sinnlosigkeit der Welt ausgeht und ihr schließlich Sinn und Tiefe zugesteht. Der pathetischste Schritt ist religiöser Art; er wird sichtbar bei der Frage des Irrationalen. Der paradoxeste und bezeichnendste Schritt aber ist wohl der, der seine vernünftelnden Erklärungen einer Welt zuteil werden läßt, die er sich ursprünglich ohne ein ordnendes Prinzip vorgestellt hatte. Wir könnten jedenfalls nicht zu den Schlüssen kommen, die uns interessieren, wenn wir von dieser neuen Errungenschaft geistiger Sehnsucht keine Vorstellung gegeben hätten.
Husserls
Ich werde nun das Thema der untersuchen, das durch HUSSERL und die Phänomenologen modern wurde. Ich hatte schon darauf angespielt, HUSSERLs Methode leugnet ganz einfach das klassische Verfahren der Vernunft. Um es zu wiederholen: denken heißt nicht zusammenfassen, unter dem Gesichtspunkt eines großen Prinzips die Erscheinung vertraut machen; denken heißt wieder sehen lernen, heißt sein Bewußtsein lenken und aus jeder Vorstellung etwas Besonderes, Bevorzugtes machen. Oder anders ausgedrückt: die Phänomenologie weigert sich, die Welt zu erklären, sie will nur Erlebtes beschreiben. Mit ihrer Ausgangs-Behauptung, daß es keine Wahrheit, sondern nur Wahrheiten gebe, stößt sie auf das absurde Denken. Vom Abendwind bis zu dieser Hand auf meiner Schulter hat jedes Ding seine Wahrheit. Das Bewußtsein erhellt sie durch die Aufmerksamkeit, die es ihr zuwendet. Das Bewußtsein formt nicht den Gegenstand seiner Erkenntnis, es fixiert nur, ist nur ein Akt der Aufmerksamkeit und gleicht, um ein Bild BERGSONs zu gebrauchen, dem Projektionsapparat, der sich plötzlich auf ein Bild richtet. Der Unterschied besteht darin, daß es kein Szenarium gibt, sondern nur nach und nach eine unzusammenhängende Illustration. Bei dieser laterna magica sind schließlich alle Bilder bevorzugt. Das Bewußtsein hält in der Erfahrung die Objekte seiner Aufmerksamkeit in der Schwebe. Durch seine wunderbare Fähigkeit trennt es sie voneinander. Von nun an liegen sie außerhalb jeder Beurteilung. Diese also charakterisiert das Bewußtsein. Dieser Ausdruck schließt keine Vorstellung eines Endzwecks ein: er gilt nur im Sinne von , er hat nur topographischen Wert.
Auf den ersten Blick scheint also dem Geist des Absurden nichts zu widersprechen. Diese offensichtliche Bescheidenheit des Denkens, das nur beschreiben will, was es zu erklären ablehnt, diese freiwillige Selbstzucht, von der paradoxerweise die tiefe Bereicherung der Erfahrung und eine Wiedergeburt der Welt in all ihrer Weite ausgehen, sind absurde Verfahren. Wenigstens auf den