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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Mädchen, die alle nackt auf Video aufgenommen worden sind.« Er zählte sie an den Fingern ab. »Die erste Ehefrau – die erste Stieftochter – Laura Biddulph – Amy – Franny Gough – und zwei Unbekannte. Und das sind nur die, von denen wir wissen. Beide Frauen glaubten, die Kassetten wären für seinen privaten Gebrauch. Warum fängt er dann an, die Töchter zu filmen, sobald er sie bei sich im Haus hat? Und warum arbeitet er mit verschlüsselter E-Mail?«
    »Warum hat er sich die Frauen überhaupt ins Haus geholt? Warum hat er sich die Mühe gemacht zu heiraten? Warum sollte er Laura Biddulph was vorgemacht haben?«
    Tyler tippte mit dem Finger auf eine Passage im Protokoll von Mrs Goughs Anruf. »Sie sagt, Amy habe Ähnlichkeit mit der ersten Stieftochter, als diese im gleichen Alter war. Vielleicht ist es eine persönliche Marotte. Vielleicht kann er einem gewissen Typ Kind nicht widerstehen. Zierlich, dunkel, um die zehn Jahre alt. Er war verärgert über Franny Gough, weil sie ihm zu gut entwickelt war.«
    »Oder aber Rogerson hat Recht und es waren doch die Frauen, die ihn angezogen haben. Dass er sie auf Video aufgenommen hat, könnte man als Bestätigung dafür sehen. Vielleicht steckt ein Künstler in ihm – er mag einfach den weiblichen Körper –, ob nun vor oder nach der Pubertät. Das ist bei vielen von uns so, Chef.«
    »Wollen Sie mir sagen, dass Sie heimlich kleine Mädchen beobachten, Gary?«
    Butler zuckte die Achseln. »Die Frauen haben ihn nicht beschuldigt, ihre Töchter missbraucht zu haben. Er hat nur Aufnahmen von ihnen gemacht.«
    »Um sie auszubeuten. Ich wette meinen Kopf, dass der Kerl ein Pädophiler ist. Und dass Rogerson es weiß.«
    »Ja, aber nicht der Pädophile, der Amy entführt hat. Vergessen Sie nicht, dass die Kleine mit jemand anderem zusammen war, während er sich auf Mallorca aufhielt. Kimberley und Barry haben ausgesagt, dass sie Dienstag, Mittwoch und Donnerstag genau wie sonst unterwegs war. Wenn Sie Rogerson jetzt nicht auf freien Fuß setzen, wird's brenzlig für Sie. Er hat Ihnen gesagt, dass Sie nicht bei Townsend ist. Der macht Sie fertig, wenn die Kleine irgendwo am anderen Ende des Landes tot aufgefunden wird, während Sie hier ihm und seinem Mandanten die Hölle heiß machen.«
    »Der macht mich doch so oder so fertig.« Tyler kniff in Gedanken verloren die Augen zusammen und rieb sich den Nacken. »Was heißt ‘Em’, wenn es nicht ‘Ed’ heißt? Wem gehörte das schwarze Auto, das in Portisfield gesehen wurde, wenn nicht Townsend? Wer war das Kind, das beim Einsteigen in das Auto beobachtet wurde, wenn es nicht Amy war? Warum ist er vorzeitig nach England zurückgekehrt? Warum ist er nicht direkt nach Hause gefahren? Wo hat er sich in den letzten vierundzwanzig Stunden aufgehalten?«
    »Interessanter wäre die Frage, warum er Franny Gough nach Mallorca mitgenommen hat, wenn er Amy zur Hand hatte? Das ergibt doch keinen Sinn – jedenfalls für mich nicht.«
    Tyler, der immer noch seinen Gedanken nachhing, sah mit leerem Blick an ihm vorbei. »Damit haben Sie vielleicht den Nagel auf den Kopf getroffen«, sagte er dann. »Er hatte sie ‘zur Hand’. Er wusste, wo sie war, und er wusste, dass sie dort bei seiner Rückkehr immer noch sein würde.« Sein Blick kehrte zum Sergeant zurück. »Er würde ständig neue Mädchen brauchen, wenn er eine Pornoseite im Internet unterhält«, überlegte er laut, »und Franny sagte, die Reise wäre ganz spontan gewesen.«
    »Aber warum muss er bis nach Mallorca fliegen, um das Mädchen zu filmen? Warum hat er sie nicht einfach in ihrer Wohnung aufgenommen?«
    »Weil er Abwechslung wollte? Weil er vermeiden wollte, dass Mrs Gough nach dem, was die erste Ehefrau ihr erzählt hatte, zur Polizei laufen würde?«
    »Das sind doch nichts als Spekulationen, Chef. Damit kann man keine Festnahme rechtfertigen. Sie werden schon sehen, der Super wird Ihnen sauber aufs Dach steigen. Rogerson veranstaltet in seiner Zelle schon einen Riesenwirbel.« Er schwieg einen Moment. »Sagen Sie mir nur mal eines: Warum sollte Townsend die Kleine entführen und damit seine Existenz aufs Spiel setzen? Was hatte Amy vor, dass er sich gezwungen fühlte, Franny sitzen zu lassen und sofort nach Haus zu fliegen? Und wie hat er überhaupt erfahren, was sie vorhatte? Ich meine, so ein kleines Mädchen kann es sich doch nicht leisten, von einer öffentlichen Telefonzelle in England aus ein Handy in Spanien anzurufen. Nein, das hat alles weder Hand

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