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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Southampton. Und er ist stocksauer.«
    »Weswegen?«
    »Weiß der Himmel.«
    »Glauben Sie, dass er das Kind hat?«
    Tyler rieb sich müde das Gesicht. »Es hat sich nicht so angehört.«
Die Gärten hinter der Humbert Street
    Jimmy konnte den alten Haudegen mit dem Stahlhelm nur bitten, weiter den Zaun zu bewachen und jeden aufzuhalten, der nach ihm durch wollte. Er sah den Argwohn im Blick des alten Mannes; als glaubte er, Jimmy wolle durch die leeren Gärten zur Bassindale Row fliehen, um seine eigene Haut zu retten; aber es war keine Zeit für Erklärungen und es hatte auch keinen Sinn, welche zu geben. Die Wahrheit würde anderen weitererzählt und eine Lüge nicht geglaubt werden.
    Im Laufschritt folgte er der Spur der eingerissenen Zäune, die die Jugendlichen früher am Nachmittag gelegt hatten, und suchte unter den Rückfronten der Häuser die von Nummer 21a, dem Maisonette, das die alte Mrs Howard bewohnte. Sie hatte ihn einmal unten in ihr Wohnzimmer gelassen, als er mit ihr hatte Frieden schließen wollen, und da waren ihm die Ziergegenstände auf ihrem Fensterbrett aufgefallen. Ein Stück im Besonderen hatte sein Augenmerk auf sich gezogen, weil es wertvoll aussah – ein sich aufbäumendes Bronzepferd von ansehnlicher Größe. Er hoffte aus tiefstem Herzen, dass es noch da war, oder die alte Howard selbst am Fenster saß, denn um die Nummer 23 zu finden, musste er erst einmal Mrs Howards Haus finden.
    Er entdeckte das Bronzepferd in einem Fenster zwei Häuser nach dem Garten mit dem Klettergerüst und erkannte hinter dem Glas flüchtig Mrs Howards verdrießliches altes Gesicht, als er das von Unkräutern überwucherte Stück Garten durchquerte, das sie so eifersüchtig bewachte, aber niemals betrat. Der nächste Zaun war demnach die Grenze zu Nummer 23. Er kauerte sich in den Schatten eines kleinen Apfelbaums und bemühte sich, tief und ruhig zu atmen, während er mit zusammengekniffenen Augen die unteren Fenster musterte und nach Anzeichen von Leben hinter den Glasscheiben suchte.
    Er wusste, dass das Haus den gleichen Grundriss haben musste wie das der alten Mrs Howard, und das hieß, dass er nur durch die Küche hineinkonnte. Aber wenn er erst einmal herausfinden wollte, ob die Männer sich im Erdgeschoss aufhielten, konnte er noch ewig hier stehen. Der gesunde Menschenverstand riet ihm, mit Vorsicht zu Werke zu gehen, dicht am Haus über den Zaun zu steigen und geduckt unter den Fenstern die Mauer entlangzuschleichen, darauf vertrauend, dass ein schneller Blick in jedes Zimmer ihn nicht verraten würde. Sein Temperament drängte ihn zum Gegenteil: den Stier bei den Hörner zu packen, über den Zaun zu springen und die Tür zu stürmen, denn die Tür war bestimmt abgesperrt, und er würde sie auf jeden Fall mit Gewalt sprengen müssen, ob er nun den vorsichtigen Weg wählte oder den draufgängerischen.
    Er stöhnte frustriert. Er konnte tun, was er wollte, es würde immer das Verkehrte sein.
    So war das nun mal im Leben.
Polizeipräsidium Hampshire
    Tyler ging ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf. Das Leben war ein Pokerspiel. Sollte man ein Risiko eingehen oder aussteigen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Martin Rogerson eine Entschuldigung akzeptieren würde, da war es wenig sinnvoll auszusteigen, und außerdem ging es ihm wie Jimmy James, sein Naturell drängte zum Handeln.
    »Ach, pfeif drauf!«, sagte er zu seinem Sergeant. »Ich will diesem Townsend auf den Zahn fühlen. Setzen Sie sich mit Southampton in Verbindung, sie sollen ihn sich schnappen, sobald er im Hilton eintrifft. Sie müssen aber innerhalb der nächsten halben Stunde am Platz sein. Sagen Sie ihnen, dass wir schon unterwegs sind und dort mit ihm reden wollen. Wenn er fragt, worum es geht, können sie ihm sagen, dass uns dieses halbe Jahr interessiert, als Amy bei ihm im Haus gelebt hat. Ich möchte ihn auf keinen Fall kopfscheu machen. Und richten Sie ihnen auch gleich aus, dass sie alle anderen Personen festnehmen sollen, die zu einer Besprechung mit Townsend und Rogerson erscheinen. Wir wollen doch sicher sein, dass die Leute sauber sind und nicht womöglich Mitglieder eines Pädophilenzirkels.«
    »Was ist mit Rogerson?«
    »Der bleibt hier.«
    Butler machte ein besorgtes Gesicht. »Sind Sie sicher, dass Sie das Richtige tun, Chef?«
    Tyler lächelte dünn. »Nein.«
    »Wär's dann nicht gescheiter –«
    »Was Townsend treibt, stinkt zum Himmel, Gary. Wir wissen von zwei Frauen und fünf mehr oder weniger kleinen

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